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Nord Stream II: Wie grüner Wasserstoff aus der Ukraine ein großes Problem lösen könnte

Veröffentlicht am 11.12.2019, 08:52
Aktualisiert 11.12.2019, 09:06
© Reuters.
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Die USA setzen weiterhin alles daran, das wichtige deutsch-russische Projekt Nord Stream II zu sabotieren, und sehen diverse europäische Transitländer an ihrer Seite. Im Fokus steht dabei jedoch die Ukraine, welche durch die direkte Nachbarschaft zu Russland und den Konflikt besonders verletzlich ist.

Mit etwas gutem Willen und beherzten Investitionen, ließen sich die Ängste um den Bedeutungsverlust der Ukraine-Pipeline meiner Meinung nach zerstreuen – mit entsprechenden Renditechancen für diejenigen, die sich frühzeitig klug positionieren.

Darum könnte Windgas die Lösung sein Sobald Nord Stream II in Betrieb geht, wird das Volumen, das über die bestehende Ukraine-Pipeline geleitet wird, sinken, davon sind Beobachter und Experten überzeugt. Das bedeutet andersherum freie Kapazitäten, die sinnvoll genutzt werden könnten. Da die Ukraine selbst nur geringe Mengen Erdgas fördert, wäre hierbei an das immer stärker in den Fokus rückende Thema Windgas zu denken.

Dabei geht es darum, überschüssigen Strom von Windkraftanlagen zunächst in Wasserstoff und dann in weiteren Prozessschritten etwa zu Methan weiterzuverarbeiten. Methan kann problemlos in Erdgaspipelines transportiert werden. Seit einigen Monaten wird von den Teilnehmern der Gaswirtschaft intensiv diskutiert, wie die Einspeisung am besten modelliert und reguliert werden sollte.

Was die Ukraine dabei so interessant macht Nun ist es ja so, dass die Turbinendichte in Deutschland schon ziemlich hoch ist. Die ganzen Diskussionen rund um die Abstandsregelungen zeigen, dass es vielerorts enger wird, als manch einem lieb ist. Ganz anders sieht es hingegen in der Ukraine aus. Das Land ist fast doppelt so groß bei halb so vielen Einwohnern. Gleichzeitig summiert sich der Stromverbrauch in der Ukraine auf knapp ein Drittel von Deutschland.

Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die durchschnittliche Kapazität einer in Deutschland installierten Turbine bei kaum 2 Megawatt liegt, gegenüber 4 bis 5 Megawatt von modernen Modellen, dann lässt sich das Potenzial erahnen. Deutschland deckt etwa ein Fünftel seines Strombedarfs mit Windstrom. Die Ukraine könnte mit der gleichen Turbinendichte problemlos 240 % des inländischen Bedarfs decken (vereinfacht errechnet aus 2 x Fläche, 2 x Leistung pro Turbine, 3 x geringerer Verbrauch, 20 % Windanteil im deutschen Strommix).

Das klingt für mich nach einer Menge Überschussstrom, zumal das Land beispielsweise auch bei Solar, Geothermie und Wasserkraft noch weitere Potenziale aufweist und zudem noch Kernkraftwerke am Laufen hat. Was liegt also näher, als hier ein Investitionsprogramm loszutreten und die dafür notwendigen Turbinen zu errichten? Es wäre nicht nur eine wirksame Umweltinitiative, sondern auch eine Lösung für eine Reihe von politischen Problemen: Der internationale Widerstand gegen Nord Stream II, die Schwäche der Ukraine und die immer schwieriger werdende Standortsuche in Deutschland.

Wer davon profitieren würde Die Gewinner davon wären vielfältig. Auf der einen Seite die Investoren rund um Gazprom (MCX:GAZP) (WKN: 903276), welche die neue Pipeline finanzieren, also ENGIE (WKN: A0ER6Q), OMV (DE:OMVV) (WKN: 874341), Shell (DE:RDSa) (WKN: A0D94M), Uniper (WKN: UNSE01) und Wintershall Dea; auf der anderen Seite die Lieferanten der Windräder, Elektrolyseanlagen sowie sonstiger Ausrüstung und Infrastruktur. Unternehmen wie beispielsweise Vestas (DE:VWS) (WKN: 913769), NEL (WKN: A0B733) und Siemens (DE:SIEGn) (WKN: 723610) würden sich wahrscheinlich ein großes Stück vom Kuchen abschneiden können.

Zur Plausibilisierung hier noch einige Zahlen: Deutschlands Erdgasverbrauch liegt aktuell bei etwa 95 Mrd. Kubikmetern (ca. 977 TWh Energiegehalt). Die deutschen Windturbinen (ca. 111 TWh Stromeinspeisung in 2018 laut Windmonitor 2018) könnten davon — wenn man noch Umwandlungsverluste und den weiteren Zubau bis heute berücksichtigt — vielleicht 10 % davon als grünes Gas produzieren, nach meiner Überschlagsrechnung.

Mit ukrainischer Windkraft könnten bei gleicher Turbinendichte bis zu 40 % des deutschen Erdgasbedarfs mit grünem Methan gedeckt werden, was sich für mich nach einer gut ausgelasteten Pipeline anhört, selbst wenn davon ein guter Teil für den Eigenbedarf abgezweigt wird.

Übrigens hat die Ukraine mit der Fuhrlaender Wind Technology LLC einen eigenen Turbinenhersteller, der bereits an einer Handvoll Farmen beteiligt ist. Das Know-how ist also definitiv bereits vorhanden und auch die internationalen Hersteller strecken ihre Fühler in diesen attraktiven Zielmarkt aus. Im November wurde ein 100-Megawatt-Windpark mit Vestas-Turbinen fertiggestellt. Seit 2017 das Ziel ausgegeben wurde, bis 2035 einen Erneuerbare-Energien-Anteil von mindestens 25 % zu haben, steigt die installierte Kapazität um jährlich mehr als 50 %.

Hier gibt es also bereits jetzt eine Menge Dynamik und für mich spricht einiges dafür, dass das Ganze in den kommenden Jahren auf ein ganz neues Niveau gehoben wird. Es könnte sich daher lohnen, diese Entwicklungen im Auge zu behalten und schon mal das ein oder andere passende Unternehmen auf die Watchlist zu setzen. Angesichts der Tatsache, dass am 9. Dezember die Verzögerung der Inbetriebnahme von Nord Stream II und die Intensivierung der Feindseligkeiten der USA gemeldet wurden, könnten kreative Lösungen nun umso dringlicher werden. Das Geld ist da und der Wind auch.

Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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