Investing.com – Bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA geht es nicht nur darum, wie sich die politische Landschaft entwickelt, sondern auch, welche Richtung die Weltwirtschaft einschlägt. Michael Every von der Rabobank hat die bevorstehenden US-Wahlen und deren wirtschaftliche Konsequenzen ins Visier genommen und zeigt, dass sich die Finanzmärkte auf ein Fiasko einzustellen haben, unabhängig davon, wer gewinnt.
Allein bei der Grenzpolitik divergieren die politischen Ansichten erheblich. Harris schlägt eine Amnestie für illegale Einwanderer vor, was laut Michael Every zu einem Anstieg der Einwanderungszahlen führen würde, da dies wie ein Anreiz wirkt. Trump hingegen plant, alle illegalen Einwanderer abzuschieben und eine rigorose Grenzpolitik zu verfolgen. Diese gegensätzlichen Ansätze dürften die Zusammensetzung und die Anzahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte drastisch verändern, was wiederum die gesamte Wirtschaft und somit auch die Finanzmärkte beeinflusst.
Every verweist darauf, dass sowohl die Ökonomen als auch die Fed viel zu spät erkannt haben, dass die illegale Einwanderung erhebliche Auswirkungen auf die makroökonomischen Daten hat. Die aktuelle Revision der Arbeitsmarktzahlen, die eine Reduktion um 600.000 bis 1 Million Jobs erwarten lässt, unterstreicht diese Annahme.
Wenn diese Zahlen stimmen, sollte dies zu einem veränderten makroökonomischen Narrativ und zu neuen Annahmen über das Wachstum der Arbeitskräfte führen. Was jetzt eintreten dürfte, denn das BLS vermeldete gestern eine Reduzierung der gemeldeten Arbeitsmarktdaten um 818.000.
Every erklärt, dass sich fälschlicherweise alles nur um Zinssenkungen dreht. Die weitreichenden Auswirkungen der unterschiedlichen grenzpolitischen Ansätze in Bezug auf Lohndruck, Inflation und wirtschaftliche Produktivität werden völlig außer Acht gelassen.
Auch in der Steuerpolitik klafft ein tiefer Graben zwischen Harris und Trump. Harris unterstützt Präsident Bidens Plan, die Kapitalertragssteuer auf 44,6 % zu erhöhen und eine Steuer von 25 % auf nicht realisierte Kapitalgewinne für Vermögenswerte über 100 Millionen Dollar einzuführen.
Öffentlich geäußerten Meinungen zufolge könnte dieser Plan das Haushaltsdefizit verringern und gegen gefährliche Ungleichheit wirken, was positiv wäre. Er birgt jedoch das Risiko einer Massenflucht von Kapital und Vermögenden aus den USA.
Trump hingegen favorisiert niedrigere Steuern, eine Strategie, die das Haushaltsdefizit dramatisch erhöhen könnte. Every betont, dass diese Steuerunterschiede erhebliche Folgen für Haushaltsmodelle und Marktprognosen haben werden.
Im Bereich der Handelspolitik variiert die Strategie ebenfalls stark. Harris könnte laut Every daran festhalten, die bestehenden Biden-Zölle strategisch zu erweitern. Trump plant hingegen pauschale Zölle von 20 % und bis zu 100 % auf China zu erheben, was die Inflation weiter befeuern und die globalen Handelsbeziehungen destabilisieren dürfte. Jeder Versuch, Zölle zu erhöhen, ist bei traditionellen Ökonomen äußerst unbeliebt, jedoch hilft eine breitere Perspektive, um politische Annahmen besser zu verstehen.
Every zitiert ein schauriges Szenario aus dem 2004 veröffentlichten Buch "Factory Man", das darstellt, wie China amerikanische Produktionsgeheimnisse zum eigenen Vorteil nutzt. Trump will den Spieß umkehren und die klassische Handelspolitik endgültig begraben, denn es geht nicht mehr nur um Renditen, es geht um knallharte Realpolitik. Protektionismus scheint sich weltweit durchzusetzen, und laut Every werden Schutzmaßnahmen und die damit verbundene Inflation das Geschehen an den Märkten in der Zukunft dominieren.
Die geopolitischen Spannungen verschärfen sich bereits weiter, da die USA und die EU hohe Zölle auf chinesische Solarpaneele planen, die in Drittstaaten produziert werden. Russische Firmen haben Schwierigkeiten, Zahlungen aus China zu erhalten, was den Handel zwischen den beiden Ländern erschwert. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass eine Trump-Wiederwahl die schnelle Beschleunigung dieser protektionistischen Tendenzen zur Folge hätte.
Laut Every ist klar, dass die Weltwirtschaft, wie Nietzsche sagte, ein neues „Warum“ und „Wie“ finden muss, um in dieser volatilen Ära zu bestehen. Die bevorstehenden US-Wahlen werden darüber entscheiden, welche Vision sich durchsetzt und wie die USA und die globale Wirtschaft sich weiterentwickeln.
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