In Europa könnte uns ein Rekordwinter bevorstehen. Nicht der Temperaturen wegen. Die sollen laut europäischem Wetterdienst eher etwas zu warm ausfallen.
Eine Sache dürfte in diesem Winter allerdings ziemlich sicher neue Rekorde aufstellen: die Heizkosten. Seit April dieses Jahres hat sich der Preis für Erdgas mehr als verdoppelt (Stand für diese Zahl und alle weiteren Zahlen: 14.10.2021).
Wenn der Trend so weitergeht, könnte dieses Jahr noch eine Verdreifachung drin sein. Einen solchen Rekordwinter wünscht sich mit Sicherheit niemand. Doch die Chancen auf ein blaues Heizkostenwunder sind dieses Jahr so hoch wie selten zuvor.
Noch ist genug Zeit, um gegenzusteuern. Zum Beispiel mit einer Investition von 10.000 Euro in die Erdgas-Aktie des Vertrauens. Wenn schon Rekordwinter, dann bitte auch mit Rekordeinnahmen! Doch ist das tatsächlich die beste Strategie?
Erdgas-Aktien endeten beim letzten Rekordwinter im Crash Preise sind immer relativ. Wenn heute jemand über den kommenden Rekordwinter spricht, dann ist der direkte Vergleich offensichtlich der letzte Winter.
Doch niemand spricht davon, dass der letzte Winter auf Sicht der vergangenen zehn Jahre eher günstig war. Der Sommer 2021 war sogar der beste Zeitpunkt der letzten 20 Jahre, um günstig Erdgas zu erwerben.
Im Sommertief kostete die Einheit Erdgas gerade einmal 1,80 US-Dollar. Jetzt sind es 5,67 US-Dollar.
Wer diese Zahlen betrachtet, ist selbstverständlich schockiert über die kurzfristige Teuerungsrate. Doch wer erinnert sich noch an das Jahr 2008? Damals kostete die Einheit Erdgas kurzzeitig 12 US-Dollar.
An einen Rekordwinter der Heizkosten 2008 kann ich mich nicht erinnern. Ich erinnere mich aber sehr gut daran, dass viele Erdgas-Aktien das Jahr 2008 mit deutlichen niedrigeren Kursen zu den Akten legen mussten.
Der Umsatz könnte sogar sinken Für Investoren waren Erdgas-Aktien damals nicht die beste Wahl, um auf die hohen Erdgaspreise zu reagieren. Über den Grund kann man sich streiten.
Ich denke, die Erklärung ist einfacher, als viele denken. Derzeit ist die Berichterstattung vollgestopft mit Analysen zum bevorstehenden Rekordwinter.
Die Angst verkauft sich gut. Und die Leser reagieren, indem sie handeln.
Kampf oder Flucht. Mehr kann man gegen die Angst nicht unternehmen.
Kurzum: Die Verbraucher könnten dieses Jahr ihr Heizverhalten über die Maßen auf Sparflamme schalten. Womöglich so extrem, dass der Umsatz bei den Erdgas-Versorgern – trotz höherem Erdgaspreis – am Ende sogar sinkt.
Ich investiere nicht in den Rekordwinter, sondern in den Überraschungssommer Kurios, aber wahr: Am Ende könnten gerade Erdgas-Aktien die Verlierer der höheren Erdgaspreise sein.
Diese sind auf lange Sicht weder rekordverdächtig noch besorgniserregend. Damit ist klar, dass ich keine 10.000 Euro in Erdgas-Aktien investieren würde.
Übrigens auch nicht in Aktien, die traditionell vor allem am Weihnachtsgeschäft verdienen. In Erwartung hoher Nachzahlungen könnten die Verbraucher dieses Jahr auch hier auf die Bremse treten.
Ich kalkuliere hingegen mit einem Sommer 2022 der positiven Überraschungen. Plötzlich sind die Nachzahlungen doch nicht so hoch, wie gedacht. Flugverkehr und Tourismus sind hingegen wieder voll einsatzbereit. Ich freu mich schon!
Motley Fool Deutschland 2021