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Rote Zahlen und kein Ende - "Opel muss sich verändern"

Veröffentlicht am 01.03.2018, 15:36
© Reuters. The logo of car manufacturer Opel is seen on a vintage van in Muttenz
GM
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- von Ilona Wissenbach und Laurence Frost

Frankfurt/Paris (Reuters) - Bei Opel steigt wegen anhaltender Verluste der Druck auf dem Kessel: "Opel muss sich verändern.

Und wir werden uns verändern", sagte der Chef des Rüsselsheimer Autobauers, Michael Lohscheller, am Donnerstag. Seit August gehört die Marke mit dem Blitz zum französischen Konzern PSA - und allein in diesen fünf Monaten fiel ein Betriebsverlust von 179 Millionen Euro an. Erste Sparmaßnahmen sind nach der Trennung von General Motors (NYSE:GM) eingeleitet. Doch PSA-Chef Carlos Tavares machte deutlich, dass noch mehr kommen wird: "Die unbeliebten Chefs der Gegenwart werden die Helden der Zukunft sein", prophezeite der als harter Sanierer bekannte Manager bei der Bilanzpressekonferenz in Paris. Opel hat seit 1999 keinen Gewinn mehr geschafft.

Schon Peugeot-Citroen, 2012 noch ein Pleitekandidat, brachte Tavares mit straffen Einsparungen und effizienterer Produktion zurück in die Erfolgsspur. Dabei fiel fast jeder sechste Arbeitsplatz weg. Heute schreibt der Konzern satte Gewinne, wie sich auch in der Bilanz 2017 zeigt: Unter dem Strich standen 1,9 Milliarden Euro zu Buche - fast zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bei Opel-Vauxhall sollen nun zunächst 1,1 Milliarden Euro im Jahr eingespart werden, ohne Werke zu schließen und massenweise Beschäftigte zu entlassen. Das wurde im November angekündigt. Opel-Chef Lohscheller verwies auf erste Erfolge, die Fixkosten seien bereits um 17 Prozent reduziert worden. Er mahnte aber auch: "Alle Standorte müssen wettbewerbsfähig werden, ausnahmslos."

Dabei steht Opel vor einem Spagat: Einerseits müssen die Kosten sinken, andererseits sollen neue Märkte erobert und der Wandel hin zur Elektromobilität beschleunigt werden. Das Urteil zu Fahrverboten in deutschen Städten wegen zu hoher Luftverschmutzung durch Stickoxid zeigte in dieser Woche noch einmal, dass alle Autobauer mit Hochdruck an emissionsärmeren Autos arbeiten müssen. Opel hat vor allem bei der Umstellung auf Elektro- und Hybridautos Nachholbedarf.

HOFFNUNG AUF ABSATZPLUS 2018

Wie groß der Verlust von Opel im Gesamtjahr war, also einschließlich der letzten Monate unter dem GM-Dach, wollte das Unternehmen nicht sagen. Wie GM kürzlich erklärte, kostete der Verkauf des Europa-Geschäfts mit Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall die Amerikaner 6,2 Milliarden Dollar. PSA hatte rund 1,3 Milliarden Euro für Opel bezahlt und soll etwa die Hälfte des Kaufpreises zurückgefordert haben, wie mehrere Insider Reuters Ende November sagten. Denn GM hätte die schlechte Lage bei CO2-Emissionen in der Flotte verschleiert, Opel drohten deshalb Strafzahlungen der EU. Finanzchef Jean-Baptiste De Chatillon sagte dazu nun, die komplizierten bilanztechnischen Gespräche mit den Amerikanern seien noch nicht abgeschlossen. Doch es gebe wegen der CO2-Emissionen keine Diskussion über den Preis. Tavares betonte, das Verhältnis zu GM sei gut.

Die Kunden machten zuletzt offenbar einen Bogen um Opel-Fahrzeuge. Der Absatz von Opel und Vauxhall sank 2017 um fast sechs Prozent auf 1,09 Millionen Fahrzeuge - während der Gesamtmarkt in Europa um 3,4 Prozent wuchs. Opel erklärte das unter anderem mit dem Einbruch der Geschäfte in Großbritannien in Folge der Brexit-Entscheidung. "Für 2018 sind wir zuversichtlich, dank unserer Modelloffensive in wachsenden Segmenten auf den Wachstumskurs zurückzukehren", erklärte der Autobauer. Der Auftragseingang zum neuen Insignia und den SUVs Crossland und Grandland sei vielversprechend.

© Reuters. The logo of car manufacturer Opel is seen on a vintage van in Muttenz

OPEL ARBEITET DOPPELT SO TEUER WIE PEUGEOT

Bei den Kosten wird PSA-Chef Tavares ungeduldig. Bei einem Lohnkostenanteil von 15 Prozent sei die Produktion bei Opel doppelt so teuer wie im übrigen Konzern, sagte er. Diese Differenz müsse verschwinden. Das Vauxhall-Werk im britischen Ellesmere Port bekommt den Sparkurs schon zu spüren. Rund 650 Stellen, rund ein Drittel der Arbeitsplätze, werden gestrichen. Im spanischen Opel-Werk Saragossa setzte Tavares Einsparungen gegen die Zusage durch, den neuen Corsa dort zu produzieren. Am Stammsitz Rüsselsheim ging ein Großteil der rund 10.000 Mitarbeiter in Verwaltung und Entwicklung Anfang des Jahres für mindestens sechs Monate in Kurzarbeit, vier Arbeitstage pro Monat entfallen. Nach einer Vereinbarung mit dem Betriebsrat sollen ältere Mitarbeiter vorzeitig in Rente gehen, Leiharbeiter bekommen keine Verlängerung.

Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer glaubt, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Der Chef des CAR-Forschungscenters der Universität Duisburg-Essen rechnet weiterhin damit, dass rund 6000 Stellen abgebaut werden, sobald die Beschäftigungssicherung Ende des Jahres ausläuft. "Die nächsten Monate werden hart, aber es ist der einzizge Weg", sagte Dudenhöffer. Seit der Übernahme sank die Beschäftigtenzahl in Europa bis Ende 2017 um 1150 auf 35.670 Köpfe. Die Analysten vom Investmenthaus Evercore ISI erwarten, dass Opel in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreichen und sich damit dem Renditeziel von zwei Prozent für 2020 nähern könnte. Doch einfach werde das nicht: "Jetzt geht die harte Arbeit erst los."

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