HAMBURG (dpa-AFX) - Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf (DE:BEIG) zeigt sich für das neue Geschäftsjahr wegen anhaltender Unsicherheiten zurückhaltend. Vor allem die steigenden Rohstoff-, Energie und Logistikkosten werden den für die Kernmarke Nivea bekannten Konzern stärker belasten als zunächst in Aussicht gestellt. Dies gilt insbesondere für die Klebstofftochter Tesa. Konzernchef Vincent Warnery will nun mit Preiserhöhungen, der Einführung höhermargiger Produkte sowie Einsparungen kontern.
Anleger reagierten erleichtert. Vor allem die Prognosen für das Wachstum und die Profitabilität in der Konsumgütersparte kamen bei mehreren Analysten gut an. So habe es zuvor Bedenken bei der weiteren Margenentwicklung gegeben, erklärte JPMorgan-Analystin Celine Pannuti. Die Aktie stieg bis zum Mittag um rund vier Prozent und lag damit an der Spitze des Dax, in dem es nur wenige Gewinner gab.
So geht Warnery für die Konsumgütersparte von einem mittleren einstelligen prozentualen Umsatzwachstum aus. Die bereinigte operative Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll sich leicht verbessern. Dabei setzt Beiersdorf verstärkt auf das Geschäft mit Luxuskosmetik. So hat der Konzern sich hier jüngst mit der US-Marke Chantecaille verstärkt. Mit der Neuerwerbung soll das Wachstum auf den nordamerikanischen und asiatischen Märkten, insbesondere in China und in Südkorea, beschleunigt werden, kündigte Vorstandsmitglied Patrick Rasquinet auf der Onlinepressekonferenz an.
Aber auch bei der Marke La Prairie setzt Beiersdorf auf Expansion, insbesondere in China. Die Hautpflege wird nun auch vermehrt in Boutiquen vertrieben, die in China immer mehr an Bedeutung gewinnen, so Rasquinet. Vorher war die Marke stark auf Flughäfen verkauft worden und hatte dadurch unter den Corona-Restriktionen für den Tourismus gelitten.
Aber auch die klassische Marke Nivea soll flotter gemacht werden. So sollen bei dem Beiersdorf-Flaggschiff wie bei den anderen Hautpflegemarken auch künftig Produkteinführungen und Marketingkampagnen globaler gesteuert werden. Für Warnery heißt das: "Wir wollen weniger, aber bessere und größere Produkteinführungen und Kampagnen umsetzen. Konkret heißt dies, dass Innovationen und Kampagnen zukünftig grundsätzlich in allen für uns relevanten Märkten stattfinden werden." Zudem soll in großem Umfang in digitale Medien investiert werden.
Etwas anders sieht das Bild derzeit bei der Klebstofftochter Tesa aus. Dank der hohen Nachfrage vor allem aus der Elektronikindustrie war der Bereich 2021 der Wachstumstreiber bei Beiersdorf. Hier geht Finanzchefin Astrid Herrmann von einem herausfordernden 2022 aus. Hier dürften die höheren Kosten Druck auf die Marge ausüben. Zudem belasten die Halbleiterengpässe weiterhin das Geschäft mit den Kunden aus der Automobilbranche. Das alles führt dazu, dass die bereinigte Ebit-Marge "deutlich" unter dem Vorjahr liegen.
Für den Gesamtkonzern musste Beiersdorf daher bei der Ergebnisentwicklung für das laufende Jahr etwas zurückrudern. Hatte Beiersdorf bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal in einer ersten Einschätzung erwartet, dass sich die bereinigte Ebit-Marge leicht verbessern dürfte, geht der Vorstand nun von einer Rendite auf Vorjahresniveau aus. Dem Kostendruck will Beiersdorf mit Preiserhöhungen begegnen. Zudem soll ein striktes Kostenmanagement gefahren und nach Einsparmöglichkeiten Ausschau gehalten werden.
Den Umsatz sieht das Management im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Damit würde sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr abschwächen, als die Erlöse um 8,6 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro zulegten. Das Wachstum aus eigener Kraft, also bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen, hatte bei 9,7 Prozent gelegen. Dabei schwächte sich die Entwicklung im vierten Quartal ab. Wie bereits im dritten Quartal wuchs das Konsumgütergeschäft langsamer also noch im ersten Halbjahr. Bei Tesa kam es sogar zu einem Umsatzrückgang.
Das bereinigte Ebit nahm im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent auf 993 Millionen Euro zu, die entsprechende Marge verbesserte sich leicht auf 13 Prozent, was an der starken Entwicklung bei Tesa lag. Unter dem Strich erzielte Beiersdorf ein bereinigtes Ergebnis nach Steuern von 699 Millionen Euro, knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Seinen Aktionären will Beiersdorf eine unveränderte Dividende von 0,70 Euro je Aktie zahlen.