NIESTETAL (dpa-AFX) - Der Aufsichtsratschef des Solartechnikherstellers SMA Solar (XETRA:S92G), Günther Cramer, ist tot. Der Unternehmensgründer und langjährige Vorstandssprecher starb am Dienstag nach langer Krankheit im Alter von 62 Jahren, wie das im TecDax (TecDAX) notierte Unternehmen am Donnerstag in Niestetal bei Kassel mitteilte.
"Sein Mut, seine Leidenschaft und sein Engagement für die Energiewende werden uns immer Vorbild und Ansporn bleiben", würdigte SMA-Chef Pierre-Pascal Urbon. Joachim Goldbeck, Präsident des Bundesverbandes Solarwirtschaft, sagte, Cramers Streben nach technischen Lösungen und sein Gespür für die richtigen politischen Konzepte seien wichtig für die Verbreitung der Solarenergie gewesen.
Bis 1981 war Cramer Wissenschaftler an der Hochschule Kassel. Es war zwar keine Garage, in der die "System-, Mess- und Anlagentechnik" gegründet wurde, aber fast. "Mit Solartechnik hätte man damals nicht nach einem Kredit fragen dürfen", berichtete der Elektrotechnik- Ingenieur Cramer einmal. "Unser Antrieb war, die Nutzung der erneuerbaren Energien auf Basis intelligenter Regelung und Leistungselektronik zu ermöglichen." Daraus entstand SMA Solar.
Im Rekordjahr 2010 setzte das Unternehmen fast zwei Milliarden Euro um. Im Frühjahr 2011 übergab Cramer das Management an Urbon und rückte an die Spitze des Aufsichtsrates. Nach Jahren des Booms steckt SMA derzeit in der Krise. Mehrmals musste der Vorstand 2014 seine Prognose nach unten korrigieren. Unter dem Strich wird nun ein hoher Verlust erwartet, der Umsatz soll von zuletzt 930 Millionen auf 775 Millionen bis 790 Millionen Euro gesunken sein. Ein Sparprogramm soll die Wende bringen, es gab mehrere Wellen von Stellenstreichungen.
2012 wurde Cramer mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Cramer und die beiden SMA-Mitgründer Peter Drews und Reiner Wettlaufer riefen drei Stiftungen ins Leben, mit denen die Entwicklung der Elektrifizierung auf Basis erneuerbarer Energien in abgeschnittenen Regionen in Entwicklungsländern gefördert werden soll.
Cramer habe Maßstäbe gesetzt "in seinem Bestreben, die erneuerbaren Energien und die Branche voranzutreiben. Er setzte sich hierfür mit großem Einsatz und Erfolg auch auf energiepolitischer und energiewirtschaftlicher Ebene ein", betonte Volker Wasgindt, Geschäftsführer des cdw Stiftungsverbundes. Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) würdigte, Cramer habe "maßgeblich dazu beigetragen, dass Kassel und die Region zu einer Plattform für die Energiefragen der Zukunft geworden sind".