PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) treibt Europas Börsen immer weiter nach oben. Weder die Angst vor steigenden US-Zinsen noch der weiter schwelende griechische Schuldenstreit konnten die Euphorie am Mittwoch bremsen.
Der Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) baute seine Gewinne im Handelsverlauf aus und erreichte bei 3653,94 Punkten den höchsten Stand seit Juni 2008. Zum Schluss verbuchte er einen Anstieg von 2,31 Prozent auf 3649,54 Punkte, was das größte Tagesplus seit dem 8. Januar bedeutete. Derweil stürzt der Eurokurs (FX1:EURUS) von einem Rekordtief zum nächsten.
"Wie bereits in den Vorwochen werden jegliche Rücksetzer von den Anlegern gnadenlos zum Einstieg genutzt", kommentierte Marktexperte Christian Henke vom Broker IG die Erholungsrally nach den Vortagesverlusten. "Sah es gestern noch nach dem Beginn einer Korrektur aus, wurden die Befürworter einer Verschnaufpause eines Besseren belehrt." Bereits im früheren Handel hatten positive Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi gestützt, der die am Montag angelaufenen milliardenschweren Staatsanleihenkäufe verteidigte. Am Nachmittag schafften zudem die US-Börsen eine moderate Erholung vom gestrigen Kursrutsch.
Die anderen europäischen Indizes legten zur Wochenmitte ebenfalls deutlich zu. Der CAC-40-Index (CAC 40) in Paris stieg um 2,37 Prozent auf 4997,75 Punkte. Auch in Mailand und Madrid freuten sich die Investoren über satte Kursgewinne. Dagegen blieb der Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) mit einem Plus von 0,28 Prozent auf 6721,51 Punkte deutlich hinter dieser Entwicklung zurück. Ihn belastete die Schwäche der schwer gewichteten Öl- und Rohstofftitel.
Aber auch auf Jahressicht hinkt der britische Leitindex sichtbar hinterher: Anders als EuroStoxx, CAC 40 und Dax (DAX), die dank der EZB-Milliarden prozentual zweistellige Zuwächse vorweisen können, kommt er lediglich auf ein Plus von knapp zweieinhalb Prozent. Damit ist der FTSE 100 seit Jahresbeginn kaum besser gelaufen als die unter dem Strich stagnierenden US-Standardwerte-Indizes Dow Jones Industrial (Dow 30) und S&P 500 (S&P 500). Der zuletzt sehr schwankungsfreudige griechische Leitindex Athex Composite büßte am Mittwoch fast zweieinhalb Prozent ein.
Im europäischen Branchenvergleich könnte der Kontrast zum Vortag kaum deutlicher sein: Nachdem am Dienstag sämtliche Branchenindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 nachgegeben hatten, gab es diesmal nur Gewinner. Vorneweg marschierte mit plus 3,97 Prozent der Subindex für die Autobauer und -zulieferer (DJX:SXAP), deren Exporte vom schwachen Euro begünstigt werden.
Dahinter legte der Chemietitel-Index (DJX:SX4P) um 2,67 Prozent zu, angetrieben durch Kursgewinne bei Bayer (ETR:BAYN) nach einer positiv aufgenommenen Investorenveranstaltung.
Mit dem letzten Platz musste hingegen der Index für die Öl- und Gasunternehmen (DJX:SXEP) vorlieb nehmen, der um lediglich 0,19 Prozent vorrückte. Zuvor hatte das amerikanische Energieministerium über ein neues Rekordhoch für die Rohöl-Lagerbestände der USA berichtet.
Zu Einzelwerten gab es kaum kursbewegende Meldungen. Beim Schweizer Personalvermittler Adecco (VTX:ADEN) (FSE:ADI1) sorgten die Kennzahlen und ein zuversichtlicher Ausblick für einen Kurssprung von 5,69 Prozent. Dagegen sackten die Titel des Außenwerbungs-Spezialisten JC Decaux um 4,48 Prozent auf 32,395 Euro ab. Hier belastete, dass die Familie Decaux 12 Millionen Aktien zum Stückpreis von 31,50 Euro verkauft hatte. Sie hält aber immer noch fast zwei Drittel der Anteile an dem Ströer-Konkurrenten (XETRA:SAXG).