PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Für Europas Aktienmärkte ist es am Dienstag bergab gegangen. Trotz der erneut lustlosen Entwicklung an den US-Börsen (ETR:SXR4) behaupteten sich die wichtigsten Indizes immerhin etwas über ihren Tagestiefs. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 1,00 Prozent tiefer mit 4953,37 Punkten, während der französische Cac 40 um 0,75 Prozent auf 7937,90 Zähler nachgab. Der britische FTSE 100 verlor letztlich 0,35 Prozent auf 8233,46 Punkte.
Angesichts des Zinsentscheids der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag sowie der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag war Vorsicht angesagt. "Die Sitzung der Europäischen Zentralbank würde sich gut eignen, nach einer Zinssenkung und den damit geschaffenen Fakten die aufgelaufenen Gewinne einzufahren", so Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Eine Zinssenkung gelte zwar als sicher. Doch ob die Hoffnungen auf weitere Schritte erfüllt würden, sei unsicher. Zurückhaltung von Seiten der EZB-Präsidentin Christine Lagarde könnte aus seiner Sicht deshalb "einiges Enttäuschungspotenzial" im Markt freisetzen.
Dazu fielen aktuelle Wirtschaftsdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft bestenfalls mäßig aus. Die Auftragseingänge der US-Industrie waren im April zwar etwas stärker gestiegen als erwartet. Doch das Wachstum für den Vormonat wurde deutlich nach unten revidiert. Die Aufträge für langlebige Güter stiegen laut einer zweiten Schätzung im April etwas weniger als zunächst ermittelt. Zudem wurden April-Daten zu offenen Stellen, Kündigungen und Entlassungen veröffentlicht. Am Freitag steht der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Mai auf der Agenda, der großen Einfluss auf die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed hat.
Größter Verlierer in der europäischen Branchenübersicht waren am Dienstag die Aktie der Öl- und Gaskonzerne . Sie reagierten damit auf die anhaltende Talfahrt der Ölpreise, die zeitweise die niedrigsten Stände seit Anfang Februar erreichten. Verantwortlich dafür waren die Sorgen vor einem Überangebot sowie eine Abschwächung der geopolitischen Risiken. Zuletzt haben die USA und die anderen G7-Staaten den Druck auf Israel und die islamistische Hamas erhöht, sich auf ein Abkommen zur Beendigung des Gaza-Krieges zu einigen.
Auch andere konjunkturabhängige Sektoren wie Bergbau , Bauwirtschaft und Industriegüterhersteller standen unter Druck. Am Montag hatte es erneute Warnsignale von der US-Konjunktur gegeben. Mit einem unerwarteten Rückgang hatte sich etwa der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe weiter von der Wachstumsschwelle entfernt.
Gewinne verzeichneten hingegen defensive Branchen wie Pharma , Versorger (NYSE:XLU) und Nahrungsmittelhersteller . British American Tobacco (LON:BATS) (BAT) fielen allerdings mit einem Verlust von 0,5 Prozent etwas aus dem Rahmen. Der Tabakkonzern hatte die Prognose für das laufende Jahr zwar bestätigt. Analysten merkten aber an, dass das erste Halbjahr nach jüngsten Angaben des Unternehmens noch vergleichsweise schwach sein dürfte.
Als Schlusslicht im Cac 40 setzten die Aktien des angeschlagenen IT-Beratungsunternehmens Atos (EPA:ATOS) ihre Talfahrt fort - sie gaben um weitere 14,4 Prozent nach und markierten erneut ein Rekordtief. Die überarbeiteten Kaufofferten zweier Interessentenkonsortien halfen dem Kurs nicht.
Für die Papiere von DocMorris (SIX:DOCM) ging es um 7,2 Prozent auf 62,25 Franken nach unten. Die UBS (SIX:UBSG) hatte das Kursziel für den Medikamentenversender von 31,90 auf 29,00 Franken gesenkt und die Einstufung auf "Sell" belassen. Mit dem neuen Ziel berücksichtige er die geringeren Erwartungen an den Markt für nicht verschreibungspflichtige Medikamente, schrieb Analyst Sebastian Vogel.