FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Rückenwind von der Wall Street hat dem deutschen Aktienmarkt am Mittwochmorgen auf die Sprünge geholfen. Der Dax (DAX) stieg im frühen Handel um 0,47 Prozent auf 12 026,94 Punkte. Der deutsche Leitindex pendelt bereits seit einigen Tagen um die psychologisch wichtige Marke von 12 000 Zählern. In der vergangenen Woche war der Dax mit mehr als drei Prozent Kursverlust in den ohnehin als schwach geltenden Börsenmonat September gestartet.
Experten rechnen aktuell jedoch nicht mit noch deutlicheren Kursbewegungen. Die hiesigen Märkte seien derzeit zwischen den Kursgewinnen in den USA und den Verlusten in Asien gefangen, erläuterte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Für einen Ausbruch nach oben oder nach unten fehlen im Moment die Impulse." Gegen eine deutliche Erholung spricht Experten zufolge vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) stieg zuletzt um 0,65 Prozent auf 26 517,93 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 0,81 Prozent auf 2918,55 Punkte vor. Für den Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,30 Prozent auf 3321,57 Punkte nach oben.
Konjunkturseitig ist die Agenda zur Wochenmitte gut gefüllt, unter anderem mit Beschäftigungszahlen aus Europa, den Erzeugerpreisen aus den USA und dem Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed (Beige Book) am Abend. Doch richten sich die Blicke der Anleger eher auf die EZB-Leitzinsentscheidung an diesem Donnerstag. Mit einer Änderung des Leitzinses wird gemeinhin nicht gerechnet. Wohl aber wird erwartet, dass die Notenbanker das baldige Ende ihres Anleihekaufprogramms beschließen werden.
Zuletzt rückten an den internationalen Handelsplätzen die steigenden Ölpreise in den Blick. Sorgen vor Lieferengpässen, nachdem wegen des Hurrikans Florence im Golf von Mexiko die Förderung für einige Tage gestoppt werden musste, ließen die Preise klettern. Auch in Europa entschieden am Morgen Öl- und Gaswerte den Branchenvergleich für sich.
Hierzulande führten die Riege der 30 Dax-Mitglieder die Aktien des Chemikalienhändlers Covestro (4:1COV) an. Anleger griffen nun zu günstigeren Preisen zu, nachdem die Papiere am Vortag den tiefsten Stand seit gut einem Jahr erreicht hatten.
An das Dax-Ende fielen nach zwei starken Tagen Eon (4:EONGn)-Aktien mit mehr als dreieinhalb Prozent Abschlag. Ein schwacher Gewinnausblick des britischen Versorgers Scottish & Southern Energy (SSE) belastete europaweit die gesamte Branche. Negativ für Eon hinzu kam noch ein vorsichtigerer Kommentar der US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS). Analyst Nicholas Ashworth kürzte seine Gewinnschätzungen und sieht die Aktie kurzfristig unter Druck. Auch der RWE (4:RWEG)-Kurs gab in diesem Umfeld um mehr als 1 Prozent nach.
Zu den größten Verlierern gehörten auch die Aktien der Deutschen Telekom (4:DTEGn) mit rund 0,8 Prozent Kursabschlag. Hier stieß den Anlegern auf, dass sich die geplante milliardenschwere Übernahme des Rivalen Sprint durch die US-Mobilfunksparte verzögern könnte, weil die US-Telekomaufsicht FCC mehr Zeit für die Überprüfung der angedachten Netzzusammenlegung braucht.
Im TecDax katapultierten die Anleger die Nordex (4:NDXG)-Aktien mit zeitweise mehr als 6 Prozent Kursplus auf den höchsten Stand seit Anfang August. Der Windkraftanlagenbauer hat einen Auftrag aus Südafrika erhalten, bereits der zweite größere im September. Der Großauftrag belege, dass sich die Auftragslage bei Nordex wie vom Unternehmen in Aussicht gestellt bessere, sagte ein Händler.
Hohe Kursverluste beim japanischen Wettbewerbers Sumco belasteten unterdessen nur kurzzeitig Siltronic (4:WAFGn). Nach anfänglich höheren Abschlägen standen die Papiere des Wafer-Herstellers zuletzt mit gut einem halben Prozent im Plus.