FRANKFURT (dpa-AFX) - Die zuletzt von nachlassenden Rezessionssorgen in den USA getriebene Erholungsrally ist beim Dax am Freitag nochmals weiter gegangen. Mit einem Anstieg um 0,77 Prozent auf 18.322,40 Punkte verbuchte der deutsche Leitindex den neunten Gewinntag in Serie. Zudem erreichte er mit plus 3,4 Prozent den größten Wochengewinn seit Mai.
Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen tat sich am Freitag hingegen schwer damit, im Plus zu bleiben. Am Ende stand er 0,10 Prozent höher bei 24.812,18 Zählern.
Die Verluste, die der Dax zu Monatsbeginn erlitten hatte, sind nun fast wieder aufgeholt. Vor knapp zwei Wochen hatten Rezessionssorgen, der Nahost-Konflikt und geplatzte Spekulationen am Devisenmarkt die Börsen weltweit erschüttert. Für den Dax war es auf fast 17.000 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar abwärts gegangen. Mittlerweile hat er wieder um 1.300 Punkte zugelegt.
"Aktien konnten die Scharte auswetzen, die führenden Indizes tendieren allmählich wieder in Richtung Allzeithochs", hieß es am Freitag vom Helaba-Experten Christian Apelt. "War was?", fragte sich der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater.
Inflations- und Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten hatten zuletzt die Gemüter beruhigt. "Die Anleger erhielten mit den Einzelhandelsdaten aus den USA die Bestätigung dafür, dass eine Rezession in den USA in den aktuellen Daten einfach nicht auszumachen ist", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets (LON:CMCX). Aus einer Korrektur am Aktienmarkt werde offenbar eine klassische Bärenfalle - wenn die Kurse also plötzlich wieder steigen, während Spekulanten fallende Kurse erwarten.
Im Dax waren die Aktien von Bayer (ETR:BAYGN) am Freitag mit Kursgewinnen von mehr als zehn Prozent besonders auffällig. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern erzielte in seinen Bemühungen um ein Ende der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA einen Etappenerfolg. Ein Berufungsgericht in Philadelphia kam zu dem Schluss, dass Bundesrecht zu Warnhinweisen beim Verkauf von Unkrautvernichtern über dem Recht des Bundesstaates Pennsylvania steht. Für Anleger war dies aber nur etwas Balsam auf den Wunden, denn seit 2015 sucht der Aktienkurs seinen Boden.
KWS Saat (ETR:KWSG) verzeichnete ein starkes viertes Quartal und übertraf so im vergangenen Geschäftsjahr die eigenen Erwartungen. Gewinnmitnahmen beeinträchtigten zeitweise den Kurs, doch letztlich stand bei dem SDax-Wert ein Plus von 1,2 Prozent auf der Kurstafel. Die Titel des Indexkollegen Borussia Dortmund (F:BVB) gewannen nach der Vorlage des Geschäftsberichts 2,7 Prozent.
Unter Druck gerieten einige Werte nach Abstufungen durch Analysten, etwa Thyssenkrupp (ETR:TKAG) Nucera (ETR:NCH2) mit einem Minus von 7,4 Prozent. Die Berenberg Bank hatte die Kaufempfehlung für die Aktien des Elektrolyse-Spezialisten gestrichen. Warburg Research wurde zudem für den Online-Portalbetreiber Scout24 (ETR:G24n) pessimistischer, hier verloren die Aktien als MDax-Schlusslicht 4,2 Prozent.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging 0,7 Prozent höher bei 4840,52 Punkten ins Wochenende. Außerhalb der Eurozone legte der SMI in Zürich zu, während der Londoner FTSE 100 im Minus schloss. In New York bewegte sich der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um sein Vortagsniveau.
Am Devisenmarkt erholte sich der Euro etwas von den Kursverlusten vom Vortag. Zuletzt notierte er bei 1,0997 US-Dollar.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,20 Prozent am Vortag auf 2,25 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,21 Prozent auf 126,37 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,02 Prozent auf 134,26 Punkte.