FRANKFURT (dpa-AFX) - Die in Kraft getretenen US-Strafzölle auf chinesische Importe und Pekings Vergeltungsmaßnahmen haben den Dax (DAX) am Freitag kalt gelassen. Positive Impulse lieferte dagegen eher der stärker als erwartet ausgefallene Stellenzuwachs in den USA im Juni samt der davon profitierenden US-Börsen.
Der deutsche Leitindex knüpfte letztlich an seine deutlichen Vortagesgewinne an und legte um 0,26 Prozent auf 12 496,17 Punkte zu. Damit schloss er nicht weit von seinem zu Handelsbeginn erreichten Tageshoch bei etwas über 12 500 Punkten. Dank der deutlichen Gewinne der vergangenen Tage summiert sich das Wochenplus auf 1,5 Prozent. Für den MDax (MDAX) ging es am Freitag um 0,57 Prozent auf 25 957,68 Punkte hoch. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 0,73 Prozent auf 2763,09 Zähler.
Nachdem am Dienstag die Einigung zwischen CDU und CSU im Asylstreit für Erleichterung gesorgt hatte, waren die Kurse am Donnerstag dann von der Hoffnung auf einen Verzicht von US-Importzöllen auf europäische Autos angetrieben worden. Zur gegenseitigen Abschaffung der Zölle sind die Vereinigten Staaten wohl aber nur im Rahmen eines breiteren Abkommens mit der EU bereit. Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets warnte allerdings vor Euphorie. Die jüngste Rally im Dax "wurde in erster Linie durch technische Faktoren im volumenarmen Sommerhandel ausgelöst", sagte er. Der übergeordnete Trend sei nach wie vor abwärts gerichtet.
An den wichtigsten europäischen Börsen wie etwa in London und Paris wurden ebenfalls moderate Gewinne verzeichnet. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 0,22 Prozent auf 3448,49 Punkte und legte im Wochenverlauf ähnlich wie der Dax um rund 1,5 Prozent zu. In den USA rückte der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial (Dow Jones) zum europäischen Handelsschluss um 0,6 Prozent vor. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes legten sogar um mehr als 1 Prozent zu.
Am deutschen Aktienmarkt richteten sich die Blicke vor allem auf die Deutsche Bank (4:DBKGn) und Thyssenkrupp (4:TKAG). Beim größten heimischen Geldhaus sorgte ein Bericht in der "Wirtschaftswoche" zu 'Gedankenspielen' über einen Einstieg der US-Investmentbank JPMorgan (112:JPM) für Kursfantasie. Auch die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) soll Interesse gezeigt haben, hieß es. Die Aktien, die sich seit ihrem Rekordtief von 8,755 Euro Ende Juni in letzter Zeit bereits etwas erholt hatten, legten daraufhin um 2,5 Prozent auf 9,761 Euro zu. Während der deutsche Branchenprimus und ICBC einen Kommentar über entsprechende Einstiegsfantasien ablehnten, dementierte JPMorgan ein Interesse.
Die Papiere von Thyssenkrupp profitierten mit plus 2,4 Prozent von der Hoffnung auf einen Strategiewechsel beim Industrie- und Stahlkonzern. Auslöser war der Wunsch von Konzernchef Heinrich Hiesinger nach seiner Vertragsauflösung. Der Aufsichtsrat stimmte dem inzwischen zu.
RWE (4:RWEG) als Favorit im Dax gewannen 2,8 Prozent. Die Aktien des Versorgers befinden sich damit seit einer Woche steil im Aufwärtstrend und erreichten inzwischen wieder den höchsten Stand seit Mitte April. In den vergangenen 5 Handelstagen stiegen sie um insgesamt 13 Prozent.
Im MDax berichtete der Autozulieferer Hella (4:HLE) über die Trennung von seinen Großhandelsgesellschaften in Dänemark und Polen: Die am Vortag mit der Branche starken Papiere gewannen weitere 0,3 Prozent hinzu. "Dieser Schritt sei strategisch sinnvoll und wirkt sich künftig positiv auf die operative Marge aus", schrieb Analyst Jose Asumendi von JPMorgan.
Die Anteile von Carl Zeiss Meditech (112:AFXG) erreichten im TecDax zeitweise ein Rekordhoch bei 63,70 Euro. Letztlich schlossen sie 1,3 Prozent höher bei 62,20 Euro. Hauck & Aufhäuser-Analyst Aliaksandr Halitsa zeigte sich in einer aktuellen Reaktion auf die jüngsten Eckdaten des vor allem auf Augenheilkunde spezialisierten Medizintechnikunternehmens überrascht von der Wachstumsbeschleunigung im dritten Geschäftsquartal. Damit seien seine Jahresschätzungen und auch die Markterwartungen nun zu konservativ.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,19 Prozent am Vortag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,16 Prozent auf 141,51 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,11 Prozent auf 162,77 Punkte. Der Eurokurs stieg am frühen Abend auf 1,1738 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1724 (Donnerstag: 1,1709) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8530 (0,8540) Euro.