FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist zum Ende einer ruhigen Woche weiterhin kaum vom Fleck gekommen. Am Freitag ging der Leitindex 0,25 Prozent tiefer bei 15 949,84 Punkten aus dem Handel. Damit hält der Dax Kontakt zur runden Marke von 16 000 Punkten, muss auf Wochensicht aber ein Minus von rund 0,6 Prozent hinnehmen. Die Investoren warten auf frische Impulse, die erst mit den Zinsentscheiden der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche zu erwarten sind. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 0,10 Prozent auf 27 154,14 Zähler.
"Solange die Anleger nicht wissen, ob die US-Notenbank in der kommenden Woche zumindest eine Pause in ihrem Zinserhöhungszyklus einlegt oder nicht, legen sie eben an der Börse eine Pause ein", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Eine Zinspause sei dabei das Mindeste, was die Investoren von der Fed erwarten. Die Ankündigung von Zinssenkungen sei jedoch Wunschdenken, ergänzte Molnar. Bei der EZB rechnen die Anleger dagegen in jedem Fall mit weiteren Zinserhöhungen.
Chemie-Aktien litten unter einer Gewinnwarnung von Croda , an der laut Analysehaus Bernstein "alle Hauptgeschäftsbereiche einen Teil der Verantwortung tragen". Der schwache Ausblick des britischen Spezialchemiekonzerns nährt Sorgen in der gesamten Branche, denn Croda rechnet unter anderem mit einer Fortsetzung des Lagerbestandsabbaus in den Industrie- sowie in den konsumentennahen Endmärkten. Außerdem wird eine sich abschwächende Entwicklung im Pflanzenschutzgeschäft erwartet.
Als schwächste Aktien im Dax büßten in der Folge Brenntag (ETR:BNRGn) 4,4 Prozent und Symrise (ETR:SY1G) 4,3 Prozent ein. BASF (ETR:BASFN) verloren 1,8 Prozent, Bayer (ETR:BAYGN) gaben 1,5 Prozent nach. Evonik (ETR:EVKn) und K+S (ETR:SDFGn) zeigten sich im MDax ebenfalls sehr schwach, Wacker Chemie (ETR:WCHG) war mit einem Abschlag von 4,2 Prozent sogar das Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte.
Im Fokus standen zudem die beiden SDax -Unternehmen Auto1 (ETR:AG1G) und Shop Apotheke (ETR:SAEG) . Ein positiver Ausblick der US-Gebrauchtwagenplattform Carvana (NYSE:CVNA) trieb die Auto1-Aktien um weitere 6,1 Prozent nach oben an die Nebenwerteindex-Spitze, nachdem sie bereits am Vortag nach der Carvana-Prognose zugelegt hatten. Auto1 profitiere von der wieder anziehenden Nachfrage nach Gebrauchtwagen, schrieb Marktexperte Andreas Lipkow. "Nachdem sich die Stimmung nach dem rasanten Wachstum in den Jahren 2021 und 2022 merklich abgekühlt hatte, bessert sie sich nun wieder."
Die Papiere der Shop Apotheke sackten indes nach einer Abstufung durch die britische Bank HSBC (LON:HSBA) um 8,3 Prozent ab, zeitweise verloren sie fast 16 Prozent. Die Bewertungslücke zwischen der deutschen Versandapotheke und ihrer Konkurrentin DocMorris aus der Schweiz hat laut Analyst Christopher Johnen "extreme Ausmaße" erreicht. Daraus ergäben sich Chancen, denn der Markt sei zu negativ für DocMorris und zu optimistisch für die Shop Apotheke gestimmt. Trotz der deutlichen Kursverluste haben die Aktien der Shop Apotheke ihren Wert seit Jahresbeginn aber verdoppelt und werden bei dieser starken Entwicklung im SDax nur von Morphosys (ETR:MORG) in den Schatten gestellt.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 0,18 Prozent tiefer bei 4289,79 Punkten. Der französische Cac 40 gab ähnlich leicht nach, während der britische FTSE 100 rund ein halbes Prozent verlor. In New York bewegte sich der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss kaum.
Der Euro gab etwas nach und notierte zuletzt bei 1,0749 US-Dollar. Schwache Konjunkturdaten aus Italien sorgten für ein wenig Druck. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0780 (Donnerstag: 1,0737) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9276 (0,9314) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,49 Prozent am Vortag auf 2,46 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,15 Prozent auf 125,40 Punkte. Der Bund-Future (September-Kontrakt) gewann 0,22 Prozent auf 134,17 Punkte.