FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag höher aus dem Handel gegangen. Marktexperte Andreas Lipkow sprach von einem klassischen Sommerhandel. Frische Konjunkturdaten zeigten eher wenig Einfluss auf die Kurse.
Der Dax legte im späten Handel im Windschatten der anziehenden Wall Street etwas zu und endete mit einem Plus von 0,48 Prozent bei 17.812,05 Punkten, nachdem er tags zuvor stagniert hatte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Dienstag letztlich um 0,70 Prozent auf 24.321,70 Zähler.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,5 Prozent höher bei 4.694,92 Punkten. An den Länderbörsen in London und Zürich legten die wichtigsten Indizes ebenfalls moderat zu. In den USA gewann der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,5 Prozent.
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten verschlechterten sich im August deutlicher als erwartet. "Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Daten. "Dies lässt vermuten, dass die Konjunkturerwartungen weiterhin unter dem Eindruck hoher Unsicherheit stehen, getrieben durch eine unklare Geldpolitik, enttäuschende Geschäftszahlen aus der US-Wirtschaft und wachsende Sorgen über eine Eskalation des Nahost-Konflikts."
In den USA stiegen die Erzeugerpreise im Juli weniger stark als erwartet, was die Kurse leicht stützte. Anleger könnten nun verstärkt auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed setzen. Allerdings stehen mit den Verbraucherpreisen aus den Vereinigten Staaten am Mittwoch die als wichtiger angesehenen Inflationsdaten noch aus.
Mit Blick auf die Einzelwerte geben unverändert die Quartalsbilanzen der Unternehmen den Ton an. Am auffälligsten war der Kurssprung der Hellofresh (ETR:HFGG) -Aktien um mehr als 19 Prozent nach oben. Der Versender von Kochboxen wirtschaftete im zweiten Quartal überraschend profitabel. Mit plus 1,7 Prozent zählten Hannover Rück (ETR:HNRGn) nach einer Kaufempfehlung der Berenberg Bank zu den größten Gewinnern im Dax.
Bei den Nebenwerten gab Renk (ETR:R3NK) um 5,0 Prozent nach. Das Rüstungsunternehmen will mittelfristig beim Umsatz zwar stärker wachsen als bislang avisiert. Analyst George McWhirter von der Berenberg Bank verwies aber auf den überraschenden Rücktritt von Finanzchef Christian Schulz.
Der Baudienstleister Bilfinger (ETR:GBFG) verdiente zuletzt operativ mehr als am Markt erwartet. Die Papiere gewannen 1,5 Prozent. Die Anteile von Cancom (F:COKG) büßten 4,1 Prozent ein, nachdem der IT-Dienstleister mit seinem operativen Gewinn enttäuscht hatte.
Zahlungen an Evotec (ETR:EVTG) aus einer Kooperation mit dem US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (NYSE:BMY) ließen den Kurs des Wirkstoff-Entwicklers um 10,2 Prozent anziehen.
Daneben sorgen die Aktien von Varta (ETR:VAR1) für Furore. Waren sie am Vortag bereits um mehr als 40 Prozent nach oben geschnellt, gewannen sie am Dienstag weitere 41 Prozent. Die Angst der Aktionäre des strauchelnden Batterieherstellers vor einem Totalverlust hatte den Kurs im Juli um fast 70 Prozent einbrechen lassen. Seitdem befindet sich die Aktie auf Erholungskurs, allerdings auf nach wie vor niedrigem Niveau.
Am Devisenmarkt notierte der Euro zuletzt bei 1,0950 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0931 Dollar fest.
Im deutschen Anleihenhandel stiegen die Kurse erneut leicht. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von 2,23 Prozent am Montag auf 2,22 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,06 Prozent auf 126,45 Punkte zu. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,30 Prozent auf 134,98 Zähler.