FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch mit weiteren Verlusten aus einer nervösen Handelssitzung gegangen. Ein kräftiger Anstieg des Eurokurses machte Börsianern zufolge jeden Erholungsversuch nach der jüngsten Aktienschwäche zunichte. Das Bild des Leitindex Dax (DAX) sei angeschlagen. Im Fokus bleiben auch die zuletzt stark schwankenden Rohstoffpreise, die sich etwas erholten. Positive Aussagen der Wirtschaftsforscher des Ifo-Instituts für Deutschland im kommenden Jahr fanden kaum Beachtung.
Nach freundlichem Start rutschte der deutsche Aktienindex Dax schnell ins Minus und konnte am Nachmittag nur kurzzeitig ins Plus klettern. Der Leitindex ging 0,76 Prozent tiefer bei 10 592,49 Punkten aus dem Handel. Das ist der niedrigste Schlusskurs seit dem 22. Oktober. Der MDax (MDAX) mittelgroßer Titel verlor am Mittwoch 0,70 Prozent auf 20 709,14 Zähler. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,46 Prozent auf 1831,69 Punkte herunter.
VERLUSTE AUCH IN PARIS
"Der Dax stand über weite Strecken unter gewaltigem Verkaufsdruck", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Londoner Investmenthaus Peregrine & Black. Der Markt leide noch immer unter der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) aus der Vorwoche, die mit Blick auf die wirtschaftsstimulierenden Maßnahmen unter den Erwartungen geblieben war. Hinzu komme eine leichte Abwertung des chinesischen Yuan zusammen mit schlechten deutschen Importzahlen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schloss mit einem Minus von 0,61 Prozent bei 3277,21 Punkten. Unter den wichtigsten europäischen Aktienbarometern musste der Pariser Cac-40-Index etwas deutlichere Verluste hinnehmen als der britische Leitindex FTSE 100 in London. In New York stand der Dow-Jones-Industrial-Leitindex (Dow Jones Industrial Average) zum Börsenschluss in Europa mit rund 0,6 Prozent im Plus.
BAYER UND ADIDAS DRÜCKEN DAX NACH UNTEN
Ein Minus von 2,07 Prozent beim Dax-Schwergewicht Bayer (ETR:BAYN) drückte auf die Stimmung an der Börse. Sorgen um den Blutverdünner Xarelto, einem Kassenschlager des Pharmaunternehmens, machten den Aktien zu schaffen. Die europäische Zulassungsbehörde für Arzneimittel (EMA) prüft die Studiendaten des Blutgerinnungshemmers Xarelto noch einmal. Es geht darum, ob es bei einer 2010 abgeschlossenen Zulassungsstudie zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Möglicherweise kam ein defektes Testgerät zum Einsatz. Analyst Volker Braun vom Düsseldorfer Bankhaus Lampe zeigte sich aber wenig beunruhigt.
Tagesverlierer im Dax waren aber die Papiere von Adidas (XETRA:ADSGn), die im Zuge eines Investorentages bei dem Sportartikelhersteller 3,06 Prozent verloren. Höhere Einkaufspreise und steigende Löhne erschweren künftig die Gewinnsprünge bei Adidas. Aktienhändler sprachen nach der seht guten Kursentwicklung bis auf ein Rekordhoch in der Vorwoche allerdings auch davon, dass einige Anleger Kasse machten.
VOLKSWAGEN UND VERSORGERTITEL KRÄFTIG ERHOLT
Dagegen bekamen die zuletzt arg gebeutelten Aktionäre von VW Grund zur Freude: Die Falschangaben zu den CO2-Werten in Abgasen der Fahrzeuge aus Wolfsburg betreffen deutlich weniger Autos als zunächst angenommen. Auch der Schaden wird damit deutlich geringer ausfallen als zunächst befürchtet. Eine gute Nachricht, meint Analyst Michael Punzet von der DZ Bank stellvertretend für viele Börsianer. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) sprangen an der Dax-Spitze um 6,21 Prozent nach oben.
Weiterhin besonders stark bewegt zeigten sich auch die Aktien der großen deutschen Energieversorger. RWE-Papiere (XETRA:RWEG) machten mit einem Kursanstieg von 2,13 Prozent positiv auf sich aufmerksam, Eon (ETR:EOAN) gewannen 1,66 Prozent. Aktienhändler sprachen von einer Erholungsbewegung der zuvor vernachlässigten Papiere.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,42 (Dienstag: 0,44) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,01 Prozent auf 139,59 Punkte. Der Bund-Future mit einer Laufzeit bis März 2016 verlor 0,32 Prozent auf 158,26 Punkte. Ein Euro kostete zuletzt 1,0975 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0941 (1,0875) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9140 (0,9195) Euro.