NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen (ETR:SXR4) haben am Freitag ihre Rekordjagd schwungvoll wieder aufgenommen. Die viel beachteten Technologie-Indizes Nasdaq 100 und Nasdaq Composite knackten erstmals die Marken von 20 000 beziehungsweise 18 000 Punkten. Für gute Stimmung sorgten unter anderem erfreuliche Konjunkturdaten und beruhigende Nachrichten von der Inflation.
Zudem wurde der Ausgang des ersten Fernsehduells zwischen Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer und Vorgänger Donald Trump am Markt unter dem Strich leicht positiv gewertet. Nach Bidens schwachem Auftritt werden Rufe nach einem kurzfristigen Kandidatenwechsel laut - den Transatlantik-Experten durchaus für möglich halten.
Der Nasdaq 100 zog zuletzt um 0,73 Prozent auf 19 933,00 Punkte an. Der Nasdaq Composite gewann 0,57 Prozent auf 17 960,13 Punkte. Dabei fiel auf, dass die unter dem Schlagwort "Magnificent Seven" zusammengefassten, sehr großen Technologiewerte wie etwa die Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) sowie der Softwarekonzern Microsoft (NASDAQ:MSFT) und der Online-Händler Amazon (NASDAQ:AMZN) zum Wochenschluss zunächst keine Höchststände erreichten. Der Aufschwung erfolgte damit auf recht breiter Basis, was gemeinhin als gutes Zeichen gewertet wird.
Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 0,57 Prozent auf 39 386,21 Punkte. Auf Wochensicht deutet sich ein Plus in ähnlicher Größenordnung an. Die Monatsbilanz weist aktuell einen Gewinn von gut einem Prozent aus, seit Jahresanfang gerechnet hat das Börsenbarometer um 4,5 Prozent angezogen. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,59 Prozent auf 5515,18 Punkte nach oben. Auch er hatte im Handelsverlauf ein Rekordhoch erreicht.
Die TV-Debatte zwischen Biden und Trump, die nach europäischer Zeit in der Nacht auf Freitag stattfand, galt als Bewährungsprobe für den 81 Jahre alten Amtsinhaber. Während des rund 90 Minuten langen Schlagabtauschs verhaspelte Biden sich allerdings regelmäßig und wirkte kraftlos. Der nur wenige Jahre jüngere Trump ging dagegen wie üblich mit aggressiver Rhetorik auf Biden los und wiederholte alte Vorwürfe und Lügen.
Von Seiten der Konjunktur erfreute die Anleger zum einen, dass sich die Stimmung der Verbraucher im Juni weniger als erwartet eingetrübt hat. Zum anderen fiel der viel beachtete Preisindex PCE für den Mai, der das relevante Inflationsmaß für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed ist, zwar wie erwartet aus. Das Ausbleiben von negativen Überraschungen sei aber eine Erleichterung und werde von der Notenbank Fed begrüßt werden, sagte Anlagestrategin Seema Shah vom Vermögensverwalter Principal Asset Management. Gleichwohl sei der geldpolitische Kurs der Fed noch nicht sicher. Eine weitere Verlangsamung der Inflation, idealerweise in Verbindung mit weiteren Anzeichen einer Aufweichung des Arbeitsmarktes, werde notwendig sein, um den Weg für eine erste Zinssenkung im September zu ebnen.
Unternehmensseitig stand der Sportwarenhersteller Nike (NYSE:NKE) im Fokus. Durchwachsene Quartalszahlen und vor allem ein enttäuschender Ausblick auf das neue Geschäftsjahr ließen die Aktien als klares Schlusslicht im Dow um 18,3 Prozent absackten. Ähnlich herbe Verluste hatten die Papiere zuletzt 2001 erlitten. Im Sog von Nike büßten die Titel von Konkurrent Under Armour (NYSE:UAA) 1,5 Prozent ein.
Dagegen sprangen die Aktien von Infinera dank einer Kaufofferte um 17,5 Prozent auf 6,18 Dollar hoch. Der finnische Netzwerkausrüster Nokia (HE:NOKIA) will seinen US-Branchenkollegen übernehmen und bietet dessen Aktionären 6,65 Dollar je Anteilschein in bar oder knapp 2 Nokia-Aktien. Mindestens 70 Prozent des Kaufpreises sollen in bar bezahlt werden. Die Höhe der Offerte sei vernünftig und der Schritt gehe in die richtige Richtung, kommentierte Janardan Menon vom Analysehaus Jefferies.