Die derzeitigen Ölpreise stellen weiterhin eine Herausforderung für Ölkonzerne wie Royal Dutch Shell (DE:RDSa) (WKN: A0ER6S), BP (LON:BP) (WKN: 850517) und viele andere dar. Jetzt drängt sich dabei vermehrt eine Frage auf: Wie haben die Ölakteure das schwierige zweite Quartal überstanden? Vor allem mit den teilweise negativen Notierungen der Sorte WTI?
Eine Frage, auf die wir im Rahmen der nächsten Quartalsberichtssaison vermutlich eine Antwort erhalten werden. Mit der Internationalen Energieagentur (IEA) hat sich jetzt jedenfalls ein erster Kreis von Experten gemeldet, wie sich der Ölmarkt insgesamt entwickelt hat. Schauen wir im Folgenden daher einmal, was Investoren wissen müssen. Und ob die zuletzt zuversichtlicheren Aussagen ausreichend sind, um die Märkte wieder in Einklang zu bringen.
Eine verhalten positive Einschätzung Einerseits sind es zunächst warnende Worte, die die IEA an den Ölmarkt und die Akteure richtet. Durch die teilweise hohen Infektionszahlen insbesondere in den nachfragestarken USA könnte die derzeitige Entwicklung noch sehr fragil sein. Allerdings hat das zweite Quartal zunächst gezeigt, dass sich die Märkte zuletzt positiv entwickelt haben.
Demnach konnte jetzt die Prognose für das zweite Quartal nachfrageseitig moderat um 1,5 Mio. Barrel pro Tag nach oben korrigiert werden. In dem insgesamt schwachen Zeitraum rechnet die Internationale Energieagentur mit einem Einbruch von ca. 16,4 Mio. Barrel pro Tag bei der Nachfrage. Im Jahresvergleich mag das zwar ordentlich sein. Aber letztlich etwas besser als zunächst angenommen.
Für das Gesamtjahr geht die IEA hingegen von einer Nachfrage von im Schnitt 92,1 Mio. Barrel pro Tag aus. Das entspräche im Jahresvergleich einem Rückgang von ca. 7,9 Mio. Barrel täglich. Auch dieser Wert liegt leicht über den bisherigen Prognosen.
Die weiteren Aussichten könnten ebenfalls positiv sein. Immerhin rechnet die Internationale Energieagentur für das Börsenjahr 2021 wieder mit einem Anstieg der Nachfrage auf 97,4 Mio. Barrel pro Tag. Es könnte sich daher abzeichnen, dass der Ölmarkt mittel- bis langfristig wieder ein größeres Gleichgewicht findet. Zumindest nach den Prognosen der Internationalen Energieagentur.
Reicht das etwa …? Die jetzt wohl spannendste Frage ist jedoch, ob diese Schritte ausreichen, um den Markt in Einklang zu bringen. Die Nachfrage ist die eine Seite. Das Angebot hingegen eine ganz andere, wobei die OPEC+ hier zunächst korrigierend eingreift, um die Preise zu stützen.
Das derzeitige Fördervolumen, das aus dem Markt genommen wird, liegt aktuell bei über 10 Mio. Barrel pro Tag. Ein Wert, der allerdings lediglich noch in den Sommermonaten aufrechterhalten wird. Schon ab dem August könnte wieder mehr gefördert werden. Allerdings wird das Angebot nicht drastisch erhöht, sondern die bisherigen Maßnahmen werden bis ins Jahr 2021 anhalten. Alleine bis Dezember sollen demnach weitere 8 Mio. Barrel pro Tag aus dem Markt genommen werden. Es könnte sich daher eine Situation einpendeln, bei der Angebot und Nachfrage in etwa wieder auf einem Niveau sein werden.
Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass die Nachfrageseite durch das Coronavirus sehr sensibel sein könnte. Investoren sollten die aktuellen Zahlen daher mit Vorsicht genießen. Sollte es zu weiteren Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19 kommen, so wären Royal Dutch Shell, BP und andere Akteure vermutlich noch nicht aus dem Schneider.
Indikator für Verbesserung Die aktuellen Einschätzungen der IEA deuten eine weitere moderate Verbesserung an. Ein Befreiungsschlag sind die News allerdings nicht. Der Ölmarkt bleibt weiterhin angespannt. Zumal sich bei Royal Dutch Shell, BP und vielen weiteren Namen in den kommenden Wochen zeigen wird, wie schwierig das zweite Quartal effektiv gewesen ist.
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Vincent besitzt Aktien von Royal Dutch Shell. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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