Das vergangene Börsenjahr 2018 war auch für gängige Ölaktien durchaus turbulent. Vor allem der deutlich schwächere Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte ließ viele heißgeliebte Dividendenpapiere wie beispielsweise Royal Dutch Shell (LON:RDSa) (WKN: A0ER6S) und BP (LON:BP) (WKN: 850517) signifikant einbrechen. Das kostete auch Einkommensinvestoren so manche Nerven.
Trotz dieser Schwäche im vergangenen Jahr konnten die Ölpreise und mit ihnen die Ölaktien mit einem regelrechten Hüpfer von ca. 4 % im Tagesverlauf des ersten Handelstages ins neue Jahr starten. Werfen wir mal einen Blick auf das, was passiert ist, und weshalb es möglicherweise weniger sein könnte, als du denkst. Und wieso dieses Weniger dennoch nicht weniger interessant ist.
Saudi-Arabien hält sich an Förderkürzung Eigentlich ist, wie gesagt, recht wenig passiert. Am ersten Handelstag des neuen Jahres gab es lediglich die Meldung, dass Saudi-Arabien im vergangenen Dezember lediglich 7,3 Mio. Barrel täglich exportiert habe. Das seien im Vergleich zum November rund eine halbe Million Barrel weniger pro Tag gewesen. So weit, so gut.
Natürlich stützt ein wieder sinkendes Angebot den Ölpreis, vor allem, wenn vorher ein Angebotsüberhang bestand. Allerdings sollte diese Meldung die Investoren nicht allzu zu stark aus der Fassung bringen, denn immerhin hat die OPEC mitsamt Russland im letzten Monat des letzten Jahres beschlossen, dass sie eine Förderkürzung mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Mio. Barrel pro Tag vornehmen wolle, um die Ölpreise kurz- bis mittelfristig wieder in eine stabilere Spur zu bringen.
Von diesen 1,2 Mio. Barrel an täglicher Förderkürzung hat Saudi-Arabien einen Anteil von rund einer halben Million Barrel pro Tag sowieso auf sich genommen. Die auf Routen der Öltanker basierenden Daten, die explizit keine offizielle Statistik von Saudi-Arabien sind, scheinen daher lediglich das zu bestätigen, was die OPEC und Russland zum Ende des letzten Jahres sowieso beschlossen haben.
Warum diese Entwicklung dennoch interessant ist Um es ganz klar zu formulieren: Der Markt hat am ersten Handelstag scheinbar etwas zelebriert, was zumindest auf dem Papier schon lange im Voraus formuliert worden ist. Das ist sehr beeindruckend und sollte alle Investoren im Ölmarkt für so einige dortige Begebenheiten sensibilisieren.
Zum einen könnte man das natürlich dahin gehend auslegen, dass die Ölinvestoren wieder mehr Vertrauen in die regulatorischen Einflüsse der OPEC und Russland haben dürften. Die OPEC, beziehungsweise Saudi-Arabien, scheint sich zumindest an beschlossene Vereinbarungen zu halten, was wiederum eine starke Basis für weitere Eingriffe in den Ölmarkt sein könnte. Möglicherweise erhoffen sich einige Investoren daher schon bald höhere Notierungen in Verbindung mit weiteren Einschnitten.
Zum anderen dürfte diese Meldung jedoch auch zeigen, wie emotional aufgeladen und regelrecht ängstlich das Umfeld im Ölmarkt und bei Ölaktien in den vergangenen Wochen und Monaten gewesen ist. Wenn lediglich die bloße Mitteilung des Einhaltens der beschlossenen Kürzung ausreicht, um dem Ölpreis und den dazugehörigen Aktien einen Schub zu verpassen, dürfte das wohl für sich sprechen.
Vor allem Letzteres könnte für smarte Foolishe Einkommensinvestoren mit einem langfristigen Blickwinkel überaus interessant sein. Denn wie die Investorenlegende Warren Buffett einst riet, soll man ja vor allem dann gierig investieren, wenn andere ängstlich sind. Diese aktuelle Meldung ist zumindest für mich ein starker Indikator dafür, dass Angst in den vergangenen Wochen und Monaten durchaus ein prägendes Merkmal für das gesamte Ölsegment gewesen sein könnte.
Vincent besitzt Aktien von Royal Dutch Shell (B-Aktien). The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019