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Schaeffler ist vielleicht die meistunterschätzte Automobilzuliefereraktie

Veröffentlicht am 08.09.2019, 08:12
Aktualisiert 08.09.2019, 09:56
© Reuters.
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Einer der Sektoren, die in letzter Zeit richtig schlecht gelaufen sind, ist zweifellos die Automobilbranche, egal ob Hersteller oder Lieferanten, egal ob aus Amerika, Asien oder Europa. Manche Unternehmen haben tatsächlich Probleme bekommen und ihre Aktien wurden daher zu Recht abgestraft. Der branchenweite Ausverkauf hat jedoch auch einige Titel heruntergezogen, die eigentlich vor einer großen Zukunft stehen. So wird beispielsweise die Innovationskraft von Schaeffler (DE:SHA_p) (WKN: SHA015) vom Markt krass unterschätzt.

So billig ist die Schaeffler-Aktie heute Bei etwas über 6 Euro (04.05.) wird der komplette Konzern aktuell gerade noch mit etwa 4 Mrd. Euro bewertet, nachdem er über die letzten Jahre regelmäßig Gewinne im Bereich von 800 bis 1.000 Mio. Euro abgeliefert hat und die Umsätze auf über 14 Mrd. Euro angeschwollen sind.

Dank der hohen Profitabilität konnte das Eigenkapital über die Jahre auf solide 3 Mrd. Euro angehoben werden und die Finanzschulden nicht nur auf ein komfortables Niveau zurückgeführt, sondern auch viel günstiger refinanziert werden. Aktuell könnte Schaeffler neue bis 2025 laufende Kredite für unter 1 % am Anleihenmarkt aufnehmen.

Dass trotz dieser starken Basis der Aktienkurs so schwächelt, liegt zum einen daran, dass das aktuelle Marktumfeld ungünstig und der Branchenausblick unsicher ist. Zum anderen stört sich der eine oder andere vielleicht an den negativen Cashflows, die sich aus den hohen Dividenden und Investitionen ergeben. Gerade der letzte Punkt beunruhigt mich allerdings kaum, weil das Geld gut angelegt ist und schon bald für neues Wachstum bei Umsatz und Gewinn sorgen sollte.

Diese Wachstumskeime ignoriert der Markt derzeit Elektromobilität hat ihren Schrecken verloren Schaeffler macht zweifellos eine Menge Geschäft mit dem Verbrennungsmotor. Das könnte ein Problem sein, denn viele Umsatzbringer werden in der vollständig elektrifizierten Autowelt nicht mehr gebraucht. Wenn es Schaeffler nicht gelänge, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, dann wäre ein Abstieg auf Raten kaum aufzuhalten.

Aber der Konzern hat sich längst auf die nun startende Elektrooffensive vieler Hersteller vorbereitet. Mit dem frühzeitigen Engagement in der Formula E hat Schaeffler wertvolle Erfahrung gesammelt und bewiesen, dass die Gruppe über Technologie verfügt, die sich mit den Besten am Markt messen kann.

Heute kann Schaeffler nicht nur eine breite Palette von der 48-Volt-Hybridisierung bis zum Hochleistungssystem anbieten, sondern hat dank smarter Zukäufe wie etwa dem von Elmotec auch erstklassige Fertigungstechnik im Haus, welche die preisliche Wettbewerbsfähigkeit sicherstellt. Die Chancen stehen daher gut, dass etwaige Umsatzrückgänge im Verbrennergeschäft zumindest kompensiert werden können.

Wasserstoffwirtschaft könnte einen weiteren Schub bekommen Noch kaum bekannt sind Schaefflers Potenziale rund um die Wasserstoffwirtschaft. 2016 wurde ein wenig beachtetes Patent eingereicht, bei dem es um eine neuartige Beschichtung von Bipolarplatten geht, also der Kernkomponente von Brennstoffzellen und Elektrolyseanlagen. Schaeffler behauptet, damit zentrale Probleme gelöst zu haben.

Überlegene Robustheit und Leistungsfähigkeit lässt sich damit angeblich zu geringeren Kosten erzielen. Zur anstehenden IAA will Schaeffler weitere Details präsentieren, wie folgender Tweet andeutet:

Wenn es dort gelingt, einen starken Partner zu gewinnen, um den Übergang in die Großserie zu schaffen, dann bekommt Schaeffler einen Fuß in diesen spannenden Wachstumsmarkt. Dass dadurch neues Investoreninteresse geweckt werden könnte, versteht sich fast von selbst.

Fahrzeugautonomie und Robotaxis mit „Schaeffler inside“ Ein anderes Thema, wo man den König der Wälzlager und Zweimassenschwungräder kaum vermuten würde, ist das autonome Fahrzeug. Typischerweise richtet sich der Fokus dabei auf die digitalen Innovationen und die Sensorik, also beispielsweise LIDAR, Grafikprozessoren und Bilderkennungssoftware. Auf solchen Technologiefeldern hat Schaeffler kaum etwas zu bieten.

Umso stärker ist der Konzern hingegen bei der chassisnahen Funktionalität. Das Drive-by-Wire-System der Tochter Schaeffler Paravan Technologie gilt als führend und dürfte schon bald in einer wachsenden Anzahl unterschiedlichster Fahrzeuge Verwendung finden. Im Mai wurde der Entwicklungspartner XTRONIC hinzugekauft, um dessen Elektro- und Softwareexpertise unter das Dach der Gruppe zu holen und die Technologieführerschaft weiter abzusichern. Der ständig weiterentwickelte elektrifizierte Schaeffler Mover zeigt einige der Potenziale dieser Technik wunderbar auf.

Große Stromspeicher werden endlich bezahlbar Die Vision der Elektromobilität kann nur Realität werden, wenn die Ladeinfrastruktur massiv ausgebaut wird. Um die Stromnetze dabei nicht zu überlasten, sind Pufferspeicher erforderlich. Diese wiederum müssen absolut brand- und explosionssicher sein, weshalb etwa große Lithium-Ionen-Batterien in Innenstädten problematisch sind.

Besser sind da Organic-Flow-Speicher, wie sie etwa CMBlu entwickelt. Das dabei verwendete Elektrolyt Lignin ist nicht nur völlig ungefährlich, sondern auch kostengünstig in großen Mengen verfügbar. Schaeffler wird das Start-up dabei unterstützen, die Technologie zur Marktreife und in die Großserie zu überführen.

Die Zukunft kann kommen Aktuell leidet Schaeffler wie die meisten Zulieferer unter einer gedämpften Nachfrage, welche zudem auf die Margen drückt. Wie schnell das Marktwachstum zurückkehrt, ist schwer vorauszusagen. Ziemlich sicher bin ich jedoch, dass Schaeffler genug Innovationen in der Pipeline hat, um sich auch in der neuen Mobilitätswelt gut behaupten zu können. Deshalb erwarte ich mittelfristig wieder operative Gewinne von weit über 1,5 Mrd. Euro. Gerade mal 4 Mrd. Euro Marktkapitalisierung wirken dann schon ziemlich mickrig.

Ralf Anders besitzt Aktien von Schaeffler. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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