Berlin, 11. Nov (Reuters) - Das Schlichtungsverfahren bei der Deutschen Bahn im Tarifkonflikt mit der Lokführer-Gewerkschaft GDL ist vorerst gescheitert. Dem Kompromissvorschlag von Schlichter Matthias Platzeck stimmte am Mittwoch lediglich die Deutsche Bahn zu. Die GDL lehnte den Schlichterspruch ab. Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky monierte, dass sich der angebotene Tarifabschluss zu sehr an dem bestehenden Vertrag der Bahn mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) orientiere. "Das aber stellt die Eigenständigkeit der Tarifpartei GDL in Frage und ist für uns unannehmbar." DB-Personalvorstand Martin Seiler zeigte sich enttäuscht.
"Es ist völlig unverständlich, dass die GDL sich mitten in dieser größten Krise der Verantwortung entzieht und sich einer Lösung verweigert", erklärte Seiler mit Blick auf die Corona-Pandemie. "Mit dem Schlichterspruch wären wir an die Grenze des Machbaren gegangen, denn er enthält auch in schwierigen Zeiten Elemente von Lohnzuwachs und Zukunftssicherung." Der Schlichterspruch beinhaltet Lohnerhöhungen um 1,5 Prozent und zusätzlich eine Corona-Sonderprämie in Höhe von 800 Euro beziehungsweise 600 Euro für einzelne höhere Entgeltgruppen. Dies entspricht in etwa auch dem Abschluss mit der EVG.
Weselsky erklärte, er wertschätze das vom Schlichter erzielte Zwischenergebnis zwar. Die Bahn habe im Gegenzug aber ein trilaterales Abkommen der GDL mit der EVG verlangt, "mit dem Ziel, unsere Tarifautonomie für die Zukunft zu eliminieren". Die GDL werde nun nach Beratungen der Gremien am 19. November darüber informieren, wie es in dem Tarifstreit weitergehe.