Investing.com - Gerade gelingt Frank Slootman mit Snowflake (NYSE:SNOW) ein sensationelles Börsendebüt. Gestern war der Aktienkurs des US-amerikanischen Cloud-Anbieters knapp 112 Prozent in die Höhe geschossen. Am Donnerstag geht es für die Schneeflocke zwar 10 Prozent nach unten - dennoch liegt die Aktie mit 227 Dollar noch immer 102 Dollar oberhalb des Ausgabepreises. Für viele Investoren stellt sich jetzt die Frage, ob sich ein Einstieg in den Überflieger nach dem sensationellen Start an der New York Stock Exchange gerade überhaupt noch lohnt. Schließlich kommt das Unternehmen bereits heute auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 60 Milliarden Dollar. Dabei schreibt Snowflake aber nach wie vor hohe Verluste.
Snowflake sammelte am Mittwoch zum Eröffnungskurs mehr als 3 Milliarden Dollar an Kapital ein - so viel wie noch kein Software-Unternehmen zuvor. Die Aktie notiert unter dem Tickersymbol SNOW.
Snowflake wächst zusammen mit den großen Public-Cloud-Anbietern durch die Bereitstellung von Technologie, die es Kunden wie Akamai (NASDAQ:AKAM) und Sainsbury (LON:SBRY) ermöglicht, riesige Datenmengen schnell zu analysieren und gemeinsam zu nutzen und die Kapazität bei Bedarf zu erhöhen, anstatt sich auf Datenbanken zu verlassen, die an Hardware gebunden sind.
Allerdings ist Snowflake in seiner Beziehung zu Amazon (NASDAQ:AMZN) einem nicht unerheblichen Risiko ausgesetzt: Es ist auf Amazon Web Services (AWS) angewiesen, um einen großen Teil seiner Infrastruktur zu betreiben. In den nächsten fünf Jahren plant es, 1,2 Milliarden Dollar in AWS-Technologie zu investieren. Gleichzeitig hat AWS einen Konkurrenzdienst, Redshift, in den der Cloud-Dienst in den letzten Jahren stark investiert hat.
Adam Ronthal, Vizepräsident Research bei Gartner, meinte, dass Snowflake möglicherweise Mühe haben könnte, seine Marktposition gegen größere Data Warehousing-Rivalen wie Amazon und Google (NASDAQ:GOOGL) zu verteidigen. "Sie (Snowflake) haben viel zu bieten, und es gibt an der Plattform nichts auszusetzen, aber diese Multiples erscheinen mir ein wenig übertrieben", zitierte die Financial Times den Analysten.
Wer über den gestrigen Anstieg der Snowflake-Aktie nicht schlecht staunte, der verpasste in diesem Jahr wohl einige IPOs, die ähnliche oder sogar noch stärkere Kurssprünge an ihrem ersten Börsentag hinlegten.
Die Aktie des Mainzer Biotechunternehmens CureVac (NASDAQ:CVAC) kletterte am ersten Handelstag um 249 Prozent, das SaaS-Unternehmen BigCommerce (NASDAQ:BIGC) sprang um 201 Prozent gen Norden, die Pharmafirma Berkeley Lights (NASDAQ:BLI) stieg um 197 Prozent, der Cloud-Anbieter nCino (NASDAQ:NCNO) rückte um 195 Prozent vor und das Versicherungs-Startup Lemonade (NYSE:LMND) legte um 139 Prozent zu.
Allen gemeinsam ist, dass sie entweder Technologie- (NYSE:XLK) oder Biotech-Firmen (NYSE:XBI) sind.
Sind das Ausreißer? Teils, jedoch sind die enormen Kursanstiege am ersten Handelstag bei Börsengängen in diesem Jahr deutlich stärker als üblich. In der Vergangenheit legten Börsenneulinge am Tag der Erstnotiz im Schnitt um gut 14 Prozent zu. Aber nicht in diesem Jahr. Laut dem IPO-Beobachter Renaissance Capital liegt der Durchschnittswert dieses Jahres bei plus 36 Prozent.
Also, was ist da los? Schließlich ist es ja nicht so, als ob diese Aktien preiswert sind. Matt Kennedy, Leiter der IPO-Strategie bei Renaissance, erklärte im Gespräch mit CNBC, dass die Multiples für viele Technologie-IPOs in diesem Jahr historisch hoch sind. "Die Anleger sind bereit, mehr dafür auf den Tisch zu legen, weil der Risikoappetit höher ist", so Kennedy.
Sollten Sie jetzt spontan Lust bekommen, hochfliegende IPOs zu kaufen, rät Kennedy Anlegern zur Vorsicht. Die Renditen der Überflieger nach dem ersten Handelstag in diesem Jahr sind nicht gerade erfreulich. Die 11 anderen Börsengänge in diesem Jahr, die am ersten Börsentag mehr als 100 Prozent zugelegt haben, haben im Schnitt eine Negativrendite von 1 Prozent nach Börsenschluss am ersten Tag erzielt.
Deshalb ist bei der Snowflake-Aktie auf der Long-Seite gerade große Vorsicht geboten, dies gilt zumindest so lange, bis die Überhitzung etwas abgebaut wurde.