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Spitze des Eisberges? Facebook-Datenskandal weitet sich aus

Veröffentlicht am 05.04.2018, 16:43
© Reuters. FILE PHOTO: Facebook CEO Zuckerberg during a town hall at Facebook's headquarters in Menlo Park
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- von David Ingram

San Francisco/Berlin (Reuters) - Der Datenskandal bei Facebook (NASDAQ:FB) nimmt immer größere Dimensionen an.

Möglicherweise seien persönliche Informationen von rund 87 Millionen Nutzern an die Politikberatungsfirma Cambridge Analytica zweckwidrig weitergegeben worden, räumte der Social-Media-Konzern ein. Bisher war von 50 Millionen Betroffenen die Rede gewesen. Die EU-Kommission äußerte am Donnerstag scharfe Kritik: "Der nicht erlaubte und fortgesetzte Missbrauch der persönlichen Daten von Facebook-Nutzern ist nicht hinnehmbar", sagte ein Sprecher. Bundesjustizministerin Katarina Barley erwägt eine Verschärfung der Regeln für soziale Netzwerke. "Wir werden überprüfen, ob die Möglichkeiten der neuen europäischen Datenschutzverordnung ausreichen."

Das jüngste Eingeständnis von Facebook erhöht den Druck auf den Konzern, der als Reaktion auf die Kritik Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten einräumte. Im Ringen um Schadensbegrenzung wird Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Dienstag und Mittwoch erstmals dem US-Kongress - zunächst vor dem Justizausschuss des Senats und dann vor dem Handelsausschuss des Repräsentantenhauses - Rede und Antwort stehen. Politiker verlangen von dem 33-Jährigen, Licht in die Rolle Facebooks im Datenskandal zu bringen. Die britische Firma Cambridge Analytica soll Informationen von Nutzern auf mutmaßlich unlautere Art eingesetzt haben, um den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump zu unterstützen. Bei den Anhörungen könnte es auch um die Öffentlichkeitspolitik des Unternehmens aus dem kalifornischen Menlo Park gehen. Facebook wird vorgeworfen, nur scheibchenweise über die Ausmaße des Skandals zu informieren.

Zuckerberg, der nach anfänglichem Schweigen eine für seine Verhältnisse ungewöhnliche Medienoffensive fährt, sah sich in dem seit fast drei Wochen währenden Datenskandal erstmals veranlasst, zu betonen, dass er weiterhin der Richtige an der Facebook-Spitze sei. Ihm seien keine Rücktrittsforderungen aus dem Aufsichtsrat bekannt. Zuckerberg gründete Facebook vor 14 Jahren und kontrolliert die Mehrheit der Stimmrechte.

HUNDERTTAUSENDE KÖNNTEN IN DEUTSCHLAND BETROFFEN SEIN

Mit möglicherweise fast 71 Millionen Nutzern kommt der Großteil der Betroffenen aus den USA. [Ländergrafik zu Betroffenen https:// In Deutschland könnten bis zu 310.000 Nutzer Opfer von Datenmissbrauch geworden sein, sagte eine Facebook-Sprecherin. Betroffene würden vom Unternehmen informiert. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar, der bundesweit für Facebook zuständig ist, kritisierte den Social-Media-Riesen. "Offenbar ist man bei Facebook immer noch nicht willens, nun mit aller gebotenen Entschiedenheit umzusteuern", sagte er dem "Handelsblatt".

Unter anderen ermitteln die US-Verbraucherschutzbehörde FTC und die Generalstaatsanwälte von 37 US-Bundesstaaten in dem Fall. Auf europäischer Ebene wollen sich am Dienstag die Datenschutzbeauftragten aus den EU-Staaten mit dem Thema befassen. EU-Justizkommissarin Vera Jourova hat Facebook bereits um Aufklärung gebeten und eine Frist gesetzt. Der US-Konzern habe daraufhin seinen Willen zur Mitarbeit signalisiert, sagte der Sprecher der Kommission am Donnerstag. In den nächsten Tagen sei ein hochrangiges Treffen zwischen der Brüsseler Behörde und dem US-Konzern geplant.

© Reuters. FILE PHOTO: Facebook CEO Zuckerberg during a town hall at Facebook's headquarters in Menlo Park

Justizministerin Barley sagte, Facebook dürfte nicht der einzige Internetgigant sein, bei dem solche zweifelhaften Fälle zur Anwendung gekommen seien. "Insofern ist das wahrscheinlich erst die Spitze des Eisbergs." Sie kündigte ein weiteres Treffen mit Facebook an. Dabei solle es vor allem um die Frage der Algorithmen gehen, die darüber bestimmten, wie Nutzer aufgrund ihres Datenverhaltens eingeschätzt würden.

Im Mai tritt die neue EU-Verordnung in Kraft, die die Weitergabe von Informationen der Nutzer von Facebook und anderen sozialen Netzwerken begrenzen soll und höhere Strafen möglich macht. Im Gegensatz zu anderen Technologiekonzernen wie Apple (NASDAQ:AAPL) will Facebook die EU-Vorgaben nicht weltweit anwenden.

Facebook hat zwar den Datenschutz für seine Nutzer ausgeweitet und bekräftigt, den Zugriff anderer Firmen auf die Informationen von Mitgliedern zu beschränken. Gleichzeitig achtete der Konzern penibel darauf, kaum Veränderungen für Werbekunden vorzunehmen. Im vierten Quartal kamen 98 Prozent der Einnahmen des Unternehmens aus dem Werbegeschäft. Bislang scheint Facebook die Werbemaschinerie am Laufen zu halten: Der Skandal habe keinen "bedeutenden Einfluss" auf den Verkauf von Anzeigen gehabt, sagte Zuckerberg. Allerdings sei es "nicht gut", wenn Menschen mit dem Unternehmen unzufrieden seien. An der Börse sind die Folgen deutlich sichtbar: Seit Bekanntwerden des Skandals Mitte März ist die Facebook-Aktie mehr als 16 Prozent eingebrochen. Am Donnerstag starteten die Titel mit einem Kursplus von rund drei Prozent in den Handel an der Wall Street.

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