von Geoffrey Smith
Investing.com - Der Dieselskandal lässt die großen deutschen Autohersteller nicht los.
Daimler (DE:DAIGn), der Hersteller von Mercedes-Benz, gab am Mittwoch bei der Bekanntgabe der vorläufigen Jahresergebnisse die dritte Gewinnwarnung für 2019 heraus und sagte, dass die Kosten für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Dieselgate zwischen 1,1 und 1,5 Milliarden Euro (1,2 bis 1,65 Milliarden Dollar) liegen könnten.
Die Nachricht ist ein weiterer Beweis für die Probleme in der deutschen Automobilbranche. Denn sie hat auf eine Technologie gesetzt, die angeblich zur Lösung der europäischen Treibhausgasprobleme beitragen würde, die aber nur zu einer massiven Zunahme der Umweltverschmutzung mit unzähligen negativen Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit auf dem ganzen Kontinent geführt hat. Nachdem Daimler (DE:DAIGn) und seine Konkurrenten jahrzehntelang in der Motorentechnologie weltweit führend waren, müssen sie nun hohe Summen aufwenden, um bei neuen, kohlenstoffarmen Alternativen aufzuholen.
Insgesamt ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern in der Kernsparte Pkw um fast die Hälfte auf 3,7 Milliarden Euro zurück. Das war zwar schwach, aber die Probleme im Transporterbereich, der unter dem Einbruch des Geschäftsvertrauens in den letzten 18 Monaten gelitten hat, waren weitaus schwerwiegender.
Auch ohne die neuen Bestimmungen dürfte die Abteilung im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro verloren haben, nachdem sie 2018 gerade erst den Break-even erreicht hatte. Die bisherige Prognose einer Umsatzrendite von -15% bis -17%, die einen zuvor angekündigten Restrukturierungsbedarf von 300 Millionen Euro beinhaltet, wird nun als zu optimistisch eingeschätzt.
Das Stuttgarter Unternehmen musste außerdem eine Belastung von 300 Millionen Euro für seine YOUR NOW-Mobilitätseinheit in Kauf nehmen, nachdem das Ride-Sharing-Startup nicht wie erwartet gewachsen ist.
Die Probleme des Unternehmens sind nach wie vor die, die sich viele andere wünschen: 2019 verzeichnete das Unternehmen das neunte Jahr in Folge einen Rekordumsatz. Dies und seine historisch hohen Margen erklären, warum das Unternehmen immer noch eine Bewertung des 13-fachen des Gewinns aufweist, während BMWG (DE:BMWG) und Volkswagen (DE:VOWG_p) gerade mal auf unter 10 kommen.
Aber die Daimler-Aktie (DE:DAIGn) hat in den letzten drei Jahren immer noch 35% verloren und zeigt angesichts der unsicheren, aber zwangsläufig enormen Investitionslast, die das Unternehmen in den nächsten Jahren zu tragen hat, wenig Anzeichen für eine überzeugende Erholung.
Auch ein Ende der Unsicherheit bezüglich des wichtigen US-Marktes ist nicht in Sicht. Präsident Donald Trump hat in einem Interview mit CNBC die Bedrohung durch Zölle auf EU-Waren bekräftigt (angesichts des enormen sektoralen Überschusses der EU gegenüber den USA standen Autos schon immer ganz oben auf der Liste), falls die EU einem neuen "Deal" nicht zustimmt. Welche Folgen das haben würde, hat er nicht näher erläutert.
Das Interview reichte aus, um am Mittwoch die anfänglichen Gewinne auf den wichtigsten europäischen Märkten zu korrigieren. Um 5:13 Uhr ET (1013 GMT) stieg der deutsche DAX nur um 0,1%, nachdem er zuvor mit 13.637,60 ein Allzeithoch erreicht hatte, das erste in fast zwei Jahren. Der Stoxx 600 legte ebenfalls um 0,1% zu, während der britische FTSE 100 0,2% gewann.
An anderer Stelle erreichte Airbus (PA:AIR) ein neues Allzeithoch. Grund dafür war die Meldung, dass Boeing (NYSE:{BA) den Zeitplan für die Auslieferung der versprochenen 737 MAX noch einmal nach hinten verlegt habe.