von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Dynamik hinter der Erholung des weltweiten Chiphersteller-Sektors hat sich am Donnerstag noch etwas gesteigert, als das französische Unternehmen STMicroelectronics (PA:STM), einer der größten europäischen Chiphersteller, viel bessere Quartalsergebnisse als prognostiziert präsentierte.
In der vergangenen Woche hat Taiwan Semiconductor (NYSE:TSM) bereits die Aussichten für das laufende Jahr zuversichtlich beurteilt. Das macht richtig Lust auf das Zahlenwerk von Intel, das am Donnerstag nach US-Börsenschluss zum vierten Quartal veröffentlicht werden soll.
STMicro äußerte sich zurückhaltend zu seinen Aussichten und sagte, dass es in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen Rückgang der Umsätze und der Bruttomarge gegenüber dem Vorquartal erwarte. Zudem gab der Chiphersteller keine Prognose für das Gesamtjahr ab. Dem Markt schien es jedoch egal zu sein, und die Aktie stieg um 7,1%. Der STOXX 600 fiel um 0,2 auf 422,42.
Wie viele US-Chip-Aktien hatte STMicro in den letzten 12 Monaten einen ausgezeichneten Lauf, als sich der Zyklus zu drehen schien. Mit einem Anstieg von 98% lieferte der Chiphersteller in dieser Zeit die größten Renditen im CAC 40 und stellte sogar Bernard Arnaults LVMH (PA:LVMH) in den Schatten. LVMH entwickelte sich wie andere Luxusaktien am Donnerstag schwach. Das Wertpapier sank um 1,0%, weil die Befürchtung wächst, dass der Coronavirus in diesem Jahr die Umsätze in China beeinträchtigen könnte.
Wie der Investing.com-Analyst Haris Anwar hervorhebt, prognostiziert die World Semiconductor Trade Statistics, eine Branchengruppe, die den Sektor analysiert, dass sich der Chipmarkt vom Rückgang des letzten Jahres auf ein Wachstum von 6% in diesem Jahr erholen wird. Und während Themen wie der Welthandel und die US-Wahlen Risiken für den gesamten Markt darstellen, gibt es nur wenige Megatrends, die so stark sind wie die Nachfrage nach Chips, die durch die weltweite Umstellung auf die 5G-Technologie entsteht.
Dennoch hat STMicro, wie auch sein deutscher Rivale Infineon Technologies (DE:IFXGn), einige Schwächen, vor allem in der Abhängigkeit von Geschäften mit einer Automobilindustrie, die weltweit an Dynamik verloren hat. Die Division Automotive and Discrete des Konzerns verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 4,5 Prozent und erzielte im vierten Quartal mit einem Anstieg von nur 3,3 Prozent den schwächsten Anstieg der drei Einheiten von STMicro. (Der Geschäftsbereich Sensoren hingegen konnte seinen Umsatz um über 12% steigern).
Die Zahl der Chips in den Autos der Zukunft dürfte zwar immer noch wachsen, aber das Rauschen um die autonome Mobilität, das vielen der optimistischsten Szenarien für das Wachstum der Chip-Umsätze der letzten Jahre zugrunde lag, hat sich im letzten Jahr nach den Aufsehen erregenden Unfällen mit der Autopilot-Funktion von Tesla (NASDAQ:TSLA) und den selbstfahrenden Taxiexperimenten von Uber (NYSE:UBER) drastisch abgekühlt.