Berlin, 10. Sep (Reuters) - Bundesumweltministerin Svenja Schulze verlangt aus Klimaschutzgründen eine schnelle Umrüstung auf den neuen Mobilfunkstandard 5G sowie mehr öffentliche Wlan-Hotspots. Die Digitalisierung biete enorme Chancen für den Umweltschutz, brauche aber Leitplanken, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag bei der Vorstellung einer Studie zur digitalen Klimawirkung. Die Untersuchung von Ökoinstitut und Fraunhofer- Gesellschaft habe erstmals gezeigt, dass etwa eine Videoübertragung per Glasfaser fast 50-mal effizienter sei als über UMTS-Mobilfunk. Der Übertragungsweg von der Cloud zu den Nutzern sei entscheidend. Die Datenverarbeitung in den Rechenzentren selbst würde dagegen vergleichsweise wenig Energie und damit indirekt Treibhausgase verursachen.
"Deutschland hat in den letzten Monaten einen Digitalisierungsschub erlebt", sagte Schulze mit Blick auf die Effekte der Corona-Krise. Das werde weiter gehen. Die Nutzung von Streaming-Diensten hätten beispielsweise im März im Vergleich zum Februar um 30 Prozent zugelegt. Der Verzicht etwa auf Fahrten zum Arbeitsplatz oder Konferenzen sei positiv, der Klimaeffekt der Digitalisierung müsse aber erforscht und im Auge behalten werden. "Ist Streaming das neue Fliegen?", sei die Frage, die sich viele stellten. Die Datenlage sei bislang dazu noch mangelhaft gewesen. Auch der Gesamtanteil an den Treibhausgasemissionen sei noch unklar.
Schulze plädierte dafür, dass ältere 3G-Netz möglichst schnell durch modernere Verbindungen wie 5G zu ersetzen und entsprechend Glasfasernetze auszubauen - ohne aber jemanden digital abzuhängen. Sinnvoll seien öffentliche Wlan-Hotspots, um diese zum Surfen und streamen zu nutzen. Zudem könne Energie gespart werden, indem Videos mit geringerer Auflösung übertragen würden. Dies sei möglich, ohne dass das menschliche Auge einen Qualitätsverlust wahrnehme. "Streaming - das geht auch klimafreundlich. Es muss nicht das neue Fliegen werden", sagte Schulze.