Investing.com - Der deutsche Leitindex ist am Freitag weiter schwach unterwegs und steuert damit auf einen Wochenverlust in Höhe von gut 0,50 Prozent zu. Wie erwartet ausgefallene US-Zwischenwahlen gaben den Anlegern nur kurz Hoffnung. Als Grund für den jüngsten Schwächeanfall gilt die Sorge vor weiter steigenden US-Leitzinsen. Schleppende Brexit-Verhandlungen und der Etatstreit zwischen Brüssel und Rom sind zusätzliche Belastungsfaktoren.
Der Dax verlor zuletzt 0,50 Prozent auf 11.469,14 Punkte, während der MDax, der mittelgroße deutsche Unternehmen umfasst, 0,45 Prozent auf 24.174,28 Punkte sank. Für den SDax ging es um 0,23 Prozent auf 11.127,11 Zähler abwärts. Der Technologie-Index TecDax fiel um 0,13 Prozent auf 2.667,36 Zähler.
Die Euphorie nach den US-Zwischenwahlen am Mittwoch hielt nur kurz an. So kletterte der Dax am Donnerstag kurzzeitig auf 11.647 Punkte, konnte das Niveau aber nicht halten und musste wieder Federn lassen. Die „die alten Belastungsfaktoren Handelsstreit und Zinsängste“ stünden wieder "auf der Tagesordnung“, so Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege bei der Commerzbank (DE:CBKG).
Gestern ließ die Fed zwar die Leitzinsen wie erwartet unverändert in einer Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent, gab gleichzeitig aber auch Signale, dass die Zinsen im Dezember zum vierten Mal in diesem Jahr angehoben werden. Anleger hatten gedacht, dass die US-Notenbank nach der Korrektur im Oktober eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen würden. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte wird laut Investing.com FedWatch auf über 80 Prozent taxiert.
Das belastet nicht nur den Dax, sondern auch die Börsen in Übersee. Zwar schloss der Dow Jones gestern noch moderat im Plus, aber der marktbreitere S&P 500 Index beendete den Handelstag im Minus. Gleiches gilt für die Technologiebörse Nasdaq 100. Schwach unterwegs waren hier vor allem die FAANG-Werte wie Facebook (NASDAQ:FB), Apple (NASDAQ:AAPL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Netflix (NASDAQ:NFLX) und Google (NASDAQ:GOOGL).
Im vorbörslichen US-Handel waren vor allem die Papiere von Avalon gefragt, die um 28,53 Prozent zulegten, gefolgt von Finisar Corporation (NASDAQ:FNSR) um 21,40 Prozent und Hertz Global Holdings Inc (NYSE:HTZ) mit 16,64 Prozent. Zu den Verlierern im vorbörslichen Handel gehörten Yelp Inc (NYSE:YELP), New Age Beverages Corp (NASDAQ:NBEV) und Net 1 UEPS Technologies Inc (NASDAQ:UEPS).
Aktien für Basisressourcen standen heute unter Druck, allen voran Salzgitter (DE:SZGG), deren Aktien um 4,08 Prozent auf 34,56 Euro kollabierten. Auslöser dafür war die Gewinnwarnung von ThyssenKrupp (DE:TKAG), die auch den Dax spürbar belastete. Der Stoxx 600 Basisressourcen (DE:XPPS) fiel zuletzt um 2,92 Prozent auf 949,54 Zähler.
Neben Basisressourcen gerieten auch Öl- und Gaswerte unter Druck, weil der Ölpreis immer weiter in die Tiefe zu rauschen scheint. Der Stoxx 600 Öl & Gas Index (DE:XEPS) gab um 1,86 Prozent auf 841,78 Punkte nach.
In Deutschland zählten die Titel von Wirecard (DE:WDIG) zu den stärksten Werten am Freitag, nachdem die US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS) die Wirecard-Aktien von "equal weight" auf "overweight" mit einem Kursziel von 220,00 Euro hochgestuft hatten. Die Wirecard stieg um mehr als 2,40 Prozent auf 159,40 Euro.
Die Allianz-Aktie (DE:ALVG) legte um mehr als 0,70 Prozent zu, nachdem die Quartalszahlen (DE:ALVG) zeigten, dass dem Versicherungskonzern ein überraschender Gewinnsprung gelungen ist, da die Katastrophenschäden geringer ausgefallen als erwartet. Die DZ Bank hat nach einer ersten Einschätzung die Papiere der Allianz auf "Kaufen" mit einem Ziel von 220 Euro belassen. Positiv seien insbesondere die verbesserte Kostenquote in Schaden/Unfall-Geschäft des Versicherers, schrieb schrieb Analyst Thorsten Wenzel in einer Notiz.
Im Fokus der Marktteilnehmer stehen heute die US-Erzeugerpreise und die Verbraucherstimmung gemäß Uni-Michigan.
Tops und Flops im DAX
Zu den Überfliegern am Freitag zählten die Papiere von Wirecard, Deutsche Lufthansa (DE:LHAG), Infineon (DE:IFXGn) Technologies, Beiersdorf, RWE (DE:RWEG) und Allianz.
Schwach unterwegs waren ThyssenKrupp, Volkswagen (DE:VOWG), Fresenius Medical Care (DE:FMEG), Continental (DE:CONG), Deutsche Bank (DE:DBKGn) und BMW (DE:BMWG).
Geschrieben von Robert Zach