Investing.com - Trotz der aktuellen Rekordjagd der großen Börsenindizes bleibt der wohl bekannteste Bär der Wall Street skeptisch. Marko Kolanovic, Chefstratege für globale Märkte bei JPMorgan (NYSE:JPM), hält an seinen pessimistischen Aussichten für den US-Aktienmarkt fest. Während Nvidia (NASDAQ:NVDA), Apple (NASDAQ:AAPL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) durch den Hype um Künstliche Intelligenz neue Rekordhöhen erreichen, warnt Kolanovic vor einer potenziellen Korrektur.
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Niedrigstes Kursziel an der Wall Street
In seiner jüngsten Mitteilung malt Kolanovic ein düsteres Bild für den S&P 500 und prognostiziert einen Kurs von 4.200 Punkten bis Ende 2024 – ein Rückgang von rund 24 % gegenüber dem aktuellen Niveau. Es ist das niedrigste Kursziel an der Wall Street. Seine Begründung: "Unsere vorsichtige Haltung basiert auf unserer Ansicht, dass es kein Potenzial für eine Neubewertung gibt und dass jegliches Potenzial daher aus dem Gewinnwachstum kommen muss, das unserer Ansicht nach nicht ausreicht, um das Aktienrisiko selbst unter den Annahmen des Best-Case-Szenarios zu tragen."
Kolanovic erwartet ein unterdurchschnittliches Gewinnwachstum für den S&P 500, mit einem prognostizierten Gewinn pro Aktie von lediglich 225 Dollar im Jahr 2024, verglichen mit 221 Dollar im Jahr 2023. Diese Zahlen liegen deutlich unter den allgemeinen Erwartungen der Wall Street von 240 Dollar je Aktie, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht.
Politische Verwerfungen und Meme-Trading
Doch es sind nicht nur die Zahlen, die Kolanovic beunruhigen. Er verweist auch auf politische Unsicherheiten in wichtigen Wachstumsmärkten wie Mexiko und Indien. Zudem sieht er das Comeback des Meme-Tradings kritisch, ein Phänomen, das er als Zeichen für eine Überhitzung und Übertreibung an der Börse interpretiert.
"Trotz dieser zahlreichen Risiken notieren die Aktienkurse weiterhin auf Rekordhöhen und die Stimmung und Positionierung der Anleger sind rosig", schreibt Kolanovic. Doch er warnt: Die gute Stimmung könnte sich bald ins Gegenteil verkehren.
Ein Szenario, das die Börse vor einer größeren Korrektur bewahren könnte
Laut Kolanovic gibt es ein Szenario, das den Aktienmarkt vor einer drastischen Korrektur bewahren könnte: "Damit Aktien eine Korrektur von mehr als 20 % vermeiden können, muss man glauben, dass die Technologiebranche in kurzer Zeit zu einem viel bedeutenderen Wachstumsmotor für die Gesamtwirtschaft wird."
Doch Kolanovic ist skeptisch. Er glaubt nicht an diese optimistischen Aussichten und empfiehlt den Anlegern, geduldig zu bleiben und ihre Gelder erst später zu investieren. "Während wir glauben, dass Tech in den kommenden Jahren weiterhin der Haupttreiber des Wirtschaftswachstums sein wird, glauben wir nicht, dass seine Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne so plötzlich so tiefgreifend sein werden. Deshalb bleiben wir hier vorsichtig und erwarten, dass sich das Wirtschaftswachstum abschwächt, die Aktienmärkte korrigieren und die Anleger einen besseren Einstiegspunkt finden werden."
Alternative Anlagestrategien
Bereits im April riet Kolanovic den Anlegern, Risiken mit Long-Positionen in Rohstoffen zu begegnen, ausgenommen Gold. Er empfahl zudem den Kauf von Produkten, die von einer steigenden Volatilität am Gesamtmarkt profitieren, wie Derivate auf das Angstbarometer VIX oder weit aus dem Geld liegende Put-Optionen auf den S&P 500.
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