Düsseldorf (Reuters) - Der Tourismuskonzern TUI (DE:TUIGn) sieht sich trotz der geringeren Reiselust im heißen Sommer auf Kurs.
"Wir nähern uns dem Ende des Geschäftsjahres und die erwirtschafteten Ergebnisse entsprechen unseren Erwartungen", sagte Konzern-Chef Friedrich Joussen am Donnerstag. Er bestätigte die Prognose, die einen Zuwachs von mindestens zehn Prozent des bereinigten operativen Gewinns (Ebita) vorsieht. Mehr sei aber wohl auch nicht möglich, da das gute Wetter die Menschen von Spontan-Reisen in den sonnigen Süden abgehalten habe, bekräftigte der Manager.
Die Zahl der Kunden in diesem Sommer sei trotz des lang anhaltenden warmen Wetters in allen wichtigen Märkten um vier Prozent gestiegen. Dafür hätten vor allem zusätzliche Kapazitäten in der Türkei, Griechenland und Nordafrika gesorgt, während sich die Buchungszahlen in Spanien nach dem starken Anstieg im Vorjahr normalisierten. Auch die Buchungseingänge für künftige Reisezeiträume entsprächen den Erwartungen. Die durchschnittlichen Verkaufspreise lägen unterdessen ein Prozent unter dem Vorjahresniveau.
TUI-Rivale Thomas Cook (LON:TCG) hatte wegen des heißen Sommers seine Ergebnisprognose für das im September endende Bilanzjahr kassiert. Statt der bisher in Aussicht gestellten Zuwächse rechnet der Reiseveranstalter mit einem Gewinnrückgang um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr, da die Preise wegen des schleppenden Geschäfts sanken. Im Unterschied zu Thomas Cook profitiert TUI von seinem höheren Anteil an eigenen Kreuzfahrtschiffen und Hotels. Im nächsten Geschäftsjahr werde TUI zahlreiche neue Hotels eröffnen und drei neue Schiffe in Dienst stellen. Das Kreuzfahrtgeschäft sei ein Wachstumstreiber, erklärte TUI-Chef Joussen bei einem Pressegespräch in Stuttgart am Mittwochabend. Mit dem Altern der Gesellschaft werde diese Reiseart immer beliebter. Kritik an starker Umweltbelastung durch die Schiffsabgase wies er zurück. Keine Schiffsklasse sei so stark nach Umweltschutz geregelt wie diese Passagierschiffe.
Von einem mit der EU ungeregelten Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union würde der in London börsennotierte Konzern belastet, erklärte der TUI-Chef. Denn dann müssten schon vorbereitete Notfallregeln greifen, die das Geschäft ineffizienter machten. Die wichtigste Frage sei, ob die 150 Maschinen große Flugzeugflotte dann ihre Flugrechte in der EU behalte, da der Reisekonzern mit 30 Prozent britischen Aktionären und knapp 24 Prozent in der Hand des russischen Investors Alexei Mordashow mehrheitlich in außereuropäischem Besitz befindet. Joussen rechnet jedoch fest mit Regelungen, die eine Unterbrechung des Flugverkehrs verhindern. "Alle, mit denen ich spreche, sagen, jetzt entspannt Euch mal", ergänzte er.