Frankfurt (Reuters) - Die Volks- und Raiffeisenbanken üben scharfe Kritik an der Rolle des Bundes bei den Fusionsgesprächen von Deutscher Bank und Commerzbank (DE:CBKG).
"Es ist nicht Aufgabe des Staates, nationale oder europäische Champions zu schaffen", sagte Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), am Dienstag. "Champions entstehen im Wettbewerb als Folge guter unternehmerischer Entscheidungen." Große Firmen seien oft nicht die besseren Unternehmen und wenn sie scheiterten, treffe es am Ende nicht selten den Steuerzahler. "Vor diesem Hintergrund ist es an der Zeit, dass der Bund sich möglichst bald aus dem Thema Großbankenbeteiligung zurückzieht und so die Möglichkeit schafft, Markterfolg ohne Staatsbeteiligung zu testen." Der Bund hält auch zehn Jahre nach der Rettung in der Finanzkrise noch gut 15 Prozent an der Commerzbank. "Mit solchen Beteiligungen verzerrt man den Wettbewerb", kritisierte Kolak.
PROFITABLER ALS DEUTSCHE BANK UND COMMERZBANK ZUSAMMEN
Während Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank auch zehn Jahre nach der Finanzkrise unter einer niedrigen Ertragskraft leiden, steigerten die 875 deutschen Genossenschaftsbanken ihren Jahresüberschuss nach vorläufigen Zahlen um zehn Prozent auf 2,19 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank schaffte dagegen 2018 nur einen Gewinn von 341 Millionen Euro, die Commerzbank brachte es auf 865 Millionen Euro.
Trotz der Niedrigzinsen kletterte der Zinsüberschuss der Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken und genossenschaftlichen Sonderinstitute um 0,6 Prozent auf 16,6 Milliarden Euro - vor allem dank einer ausgeweiteten Kreditvergabe. Den Provisionsüberschuss steigerten die Volks- und Raiffeisenbanken auch wegen Gebührenerhöhungen um 6,6 Prozent auf 5,3 Milliarden.
Aber auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist nicht alles Gold, was glänzt. Wegen des Einbruchs der Aktienmärkte zum Jahresende schnellte die Risikovorsorge im Wertpapiergeschäft auf eine Milliarde Euro in die Höhe. Der Gewinn vor Steuern fiel daher um zwölf Prozent auf 6,4 Milliarden. Da die Institute weniger Geld in den Fonds für allgemeine Bankrisiken steckten und weniger Steuern zahlten, erwirtschaften sie unter dem Strich dennoch mehr Gewinn.
Für 2019 erwarten die Genossenschaftsbanken "wieder ein zufriedenstellendes Ergebnis" - obwohl ein Ende der Niedrigzinsen nicht in Sicht ist. Nachdem die Zahl der Institute 2018 durch Fusionen um 40 auf 875 schrumpfte, erwartet Kolak im laufenden Jahr einen ähnlichen Rückgang.