Frankfurt, 16. Jul (Reuters) - Die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte heute (Donnerstag) ganz im Zeichen der langsam einsetzenden Konjunkturerholung stehen. Nach dem herben Einbruch in Folge der Coronavirus-Pandemie sind einige der jüngsten Wirtschaftsdaten und Stimmungsbarometer etwas besser als erwartet ausgefallen. Volkswirte rechnen daher damit, dass die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde zunächst die Wirkung ihrer bisherigen Stützungsmaßnahmen bewerten und keine großen neuen Lockerungsschritte unternehmen. Den Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent steht, wird die EZB wohl nicht antasten. Erst im Juni hatte sie angesichts einer drohenden Rekordrezession ihr Krisen-Anleihenkaufprogramm PEPP um 600 Milliarden Euro auf 1,35 Billionen Euro aufgestockt. Es soll bis mindestens Ende Juni 2021 laufen.
Der EZB-Rat wird Experten zufolge wahrscheinlich anerkennen, dass der stärkste wirtschaftliche Einbruch bereits erfolgt ist. Das Augenmerk dürfte daher darauf gerichtet sein, wie weitreichend die einsetzende Erholung ist und wie schnell sich die Wirtschaft der 19 Euro-Länder wieder berappeln wird. Manche Volkswirte erwarten eine Debatte über eine Erhöhung der Strafzinsen-Freibeträge für Banken. Der sogenannte Einlagesatz liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent. Ein Minus bedeutet, dass die Geschäftsbanken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank horten.