Grenke (DE:GLJn) (WKN: A161N3)-Aktien sind heute außerbörslich um mehr als 19 % gestiegen (17.05.2021). Im vergangenen Jahr (2020) waren sie hingegen sehr stark unter Druck geraten. Fraser Perring von Viceroy Research hatte zuvor schwere Vorwürfe gegen Grenke erhoben und auf fallende Aktienkurse gesetzt.
Relativ schnell stellte sich heraus, dass Grenkes Kontostände mit denen der Bilanz übereinstimmten. Ein Betrug wie im Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206)-Fall konnte also nicht vorliegen. Im Laufe der Zeit entkräftete Grenke immer mehr Fraser-Perring-Argumente, sodass sich die Aktie langsam wieder gefangen hat. Darüber hinaus hat der Konzern inzwischen viele Maßnahmen umgesetzt, die zur Vermeidung zukünftiger Irritationen beitragen werden.
KPMG erteilt uneingeschränktes Testat
Heute wurde Grenke durch KPMG weiter entlastet (17.05.2021). Der Wirtschaftsprüfer erteilte dem Unternehmen für seinen Jahres- und Konzernabschluss 2020 ein uneingeschränktes Testat. Damit kann der Geschäftsbericht 2020 planmäßig zum 21. Mai 2021 veröffentlicht werden. Im Vergleich zu den vorläufigen Zahlen stieg der Konzerngewinn um 8,5 auf 88,4 Mio. Euro. So konnte die Risikovorsorge zum Vorteil korrigiert werden, während die Bildung einer Rückstellung infolge der Prüfungskosten den Gewinn belastete.
Gegenüber 2019 ergibt sich zwar dennoch ein deutlicher Gewinnrückgang um 34,8 %, doch der ist größtenteils pandemiebegingt. Der Umsatz lag mit 562,7 Mio. Euro nur etwa 3,86 % unter dem Vorjahreswert. Die liquiden Mittel wurden hingegen zur Krisenvorsorge, von 434,4 auf 944,7 Mio. Euro erhöht.
Grenke wird in diesem Jahr eine Dividende von 0,26 Cent je Aktie ausschütten, was zu aktuellen Kursen einer Dividendenrendite von nur 0,7 % entspricht (17.05.2021). Doch das Unternehmen muss zunächst die Tiefschläge des letzten Jahres verdauen, um später wieder 25 bis 30 % des Gewinns ausschütten zu können. Für 2020 liegt die Ausschüttungsquote dagegen bei nur 14 %. Die bilanzielle Eigenkapitalquote bleibt, wie bereits am 30. April 2021 mitgeteilt, mit 16,3 % unverändert.
Grenke konnte schon im Februar 2021 eine erste Entwarnung für seine letzte Bilanz geben. Zwar deckte der Sonderprüfer Mazars viele Schwachstellen auf, aber sie sind für die Konzernergebnisse nicht wesentlich. Ein Betrug, wie zuvor von Fraser Perring behauptet, liegt nicht vor.
Grenke-Aktien immer noch günstig bewertet
Die Grenke-Aktie steht noch immer fast 65 % unter ihrem Hoch aus dem Jahr 2018 (17.05.2021). Sollte nun allmählich Ruhe in die Geschäftsentwicklung einkehren, könnte sie profitieren. Aktuell ist die Grenke-Aktie im Vergleich zum breiten Markt immer noch relativ günstig bewertet. So beträgt beispielsweise das Kurs-Buchwert-Verhältnis nur etwa 1,45 (17.05.2021).
Einzig die Gewinnaussichten für 2021 liegen mit 50 bis 70 Mio. Euro unter dem Ergebnis von 2020, was zunächst ihr Potenzial limitiert. Denkbar ist aber auch, dass infolge der Pandemieabschwächung und der Wirtschaftsbelebung die Ergebnisse wieder steigen. Die Erwartungen könnten dann angehoben werden.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021