Eigentlich ist es ein Irrsinn, Prognosen für Aktien abzugeben. Niemand besitzt schließlich eine Glaskugel und kann damit die Kursentwicklung einer Aktie vorhersagen. Das mag einerseits daran liegen, dass der Aktienkurs ein Preisbildungsprozess von Angebot und Nachfrage ist, der an der Börse vollzogen wird.
Beide Seiten – Käufer wie auch Verkäufer – besitzen nämlich recht individuelle Ansichten über Aktien, was sie schließlich zu einem Kauf oder Verkauf animiert. Diese können alles andere als rational sein und auch aus technischen oder finanziell persönlichen Notlagen entstehen.
Darüber hinaus berechnen Analysten den fairen Wert einer Aktie anhand von Fundamentaldaten des Unternehmens, die für die Zukunft geschätzt werden. Auch dies ist ein sehr subjektiver Prozess, denn am Ende fließen die persönlichen Ansichten des Analysten oder Investors in die Bewertung mit ein.
Gleichzeitig gibt es viele Nebenvariablen, die die Berechnung laufend beeinflussen können. Nicht verwunderlich ist daher, dass sich der Preis nahezu täglich ändern kann. Hier wäre beispielsweise das Zinsniveau zu nennen oder die Risikoprämie, die ein Investor benötigt.
Der Aktienmarkt ist kompliziert, bietet aber auch Chancen Alles in allem bleibt der Aktienmarkt damit sehr dynamisch und unvorhersehbar. Damit könnte eine Erfolgskomponente für den Aktienhandel zumindest kurzfristig aus dem glücklichen Händchen bestehen, ähnlich wie im Pokerspiel.
Ganz so schlimm ist es natürlich nicht: Wer sich mit Unternehmen intensiver auseinandersetzt und Aktien nicht als ein Spekulationsobjekt sieht, sondern als eine langfristige Anlage, der kann durchaus mit einer guten Rendite gesegnet sein. Grundvoraussetzung ist auch hier, dass man zumindest einen Plan darüber besitzt, wie man langfristig an der Börse Geld verdienen möchte.
Das Interesse an langfristigen Erfolgsaussichten sollte dominieren Echte Fools beschäftigen sich daher mit den langfristigen Erfolgsaussichten von Unternehmen. Klar, für den einen werden Wachstumsunternehmen im Fokus stehen. Andere wiederum werden sich eher für Value-Aktien interessieren. Dabei kann man durchaus in beiden Lagern langfristig Geld verdienen. Auch wenn es mal Phasen gibt, in denen das eine Lager erfolgreicher ist als das andere.
Erst wenn man eine Aktie gefunden hat, die langfristig gesehen gute Wachstumsperspektiven besitzt und auch über einen gewissen Burggraben verfügt, dann sollte man sich mit der Bewertung der Aktie auseinandersetzen.
Viele Anleger arbeiten leider genau umgekehrt. Sie schauen auf die Bewertungen und versuchen günstige Aktien zu finden. Sei es mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis bei den Value-Aktien oder mit den Umsatzmultiplikatoren bei Wachstumsaktien.
Viel stärker sollte der Fokus aber auf dem Geschäftsmodell sowie dessen Schutz vor Wettbewerb liegen. Besteht nämlich die Chance, dass das Business in zehn Jahren doppelt so groß ist, dann sollte sich auch der Aktienkurs gut entwickeln.
Motley Fool Deutschland 2021