Bei der Zalando-Aktie (WKN: ZAL111) hat es zur Mitte dieser Woche eine spannende Neuigkeit gegeben. Ein Analyst aus dem Hause Bryan Garnier hat die Anteilsscheine von Neutral auf Verkaufen heruntergestuft. Und dabei gleichzeitig das Kursziel von 87 Euro auf 38 Euro herabgesenkt.
Das ist wirklich eine spannende Anpassung bei der Zalando-Aktie. Die Worte Inflationshölle und ein mögliches großes Drama seien die Folge. Blicken wir auf die Details. Aber auch auf die Foolishe Perspektive, die für diesen Kontext definitiv relevant ist.
Zalando-Aktie: Inflationshölle und weniger Dynamik? Der besagte Analyst stufte die Zalando-Aktie ab, weil er unter anderem von einer Inflationshölle spricht. Der E-Commerce-Akteur würde unter den gestiegenen Kosten leiden. Das wiederum führe dazu, dass es die reale Gefahr von Gewinnwarnungen gibt. Ein mögliches Manko für den Onlinehändler, das berechtigt ist.
Allerdings ist das vermutlich nicht alles. Wenn wir den erweiterten Kontext selbst nachliefern wollen, so ist der E-Commerce-Akteur eben noch nicht im Gewinnwachstumsmodus. Zwar hat Zalando (ETR:ZALG) im letzten Geschäftsjahr einen Nettogewinn von 234 Mio. Euro eingestrichen. Im ersten Vierteljahr 2022 ist der Onlinehändler jedoch in die Verlustzone gerutscht.
Aber auch die weitere Perspektive für die Zalando-Aktie scheint durchwachsen. So spricht besagter Analyst davon, dass die Verbraucher aufgrund der Inflation sparen würden. Das würde wiederum zu Druck im Gesamtmarkt führen und das Wachstum negativ beeinflussen. Um es daher noch einmal kurz zu machen: Inflation soll zum einen die Kosten erhöhen und die Gewinne belasten, der Markt könne weniger stark wachsen. Oh, Schreck!
Sollten Foolishe Investoren jetzt verkaufen? Das Risiko bei der Zalando-Aktie ist real. Es wäre zugegebenermaßen attraktiver, gäbe es bereits einen Gewinnwachstumspfad. Aber mal im Ernst: Diese Prognose tut derzeit so, als würde der Gesamtmarkt einbrechen. Als sei die Inflation der langfristige Gamechanger. Ganz ehrlich: Das ist er nicht. Der E-Commerce stirbt nicht, Verbraucher benötigen weiterhin Kleidung und die Tendenz geht auch in Zukunft sehr wahrscheinlich in Richtung Onlinehandel. Das ist meine langfristig orientierte Investitionsthese.
Immerhin: Ein Kursziel von 38 Euro liegt über den gegenwärtigen 35 Euro. Aber es spiegelt trotzdem Pessimismus wider. Entscheidend an dieser Stelle: Der Pessimismus ist bereits eingepreist. Schließlich ist die Aktie bereits mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter 1 bewertet. Wenn es der Onlinehändler langfristig schafft, die Nettomarge auf 5 % zu erhöhen (das wäre zugegebenermaßen gigantisch!) wäre der E-Commerce-Akteur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 20 bewertet.
Ich sehe daher schon jetzt viel Pessimismus in der Zalando-Aktie. Das heißt nicht, dass es kurzfristig nicht noch weiter bergab gehen kann. Aber dass Investoren und Analysten sich längerfristig orientiert womöglich fragen sollten, wann ein Boden sinnvoll ist. Beziehungsweise wann diese Aktie mit einem intakten Megatrend wieder einen näheren Blick verdient.
Vincent besitzt Aktien von Zalando. The Motley Fool besitzt und empfehlt Aktien von Zalando.
Motley Fool Deutschland 2022