Dividendenaktien zu bewerten ist mehr eine Kunst als eine Wissenschaft. Foolishe Investoren wissen natürlich, dass es vor allem um das Unternehmen geht. Die Dividende ist schließlich stets ein Auswuchs des operativen Erfolgs, der Beständigkeit und anderer Merkmale, die wir ganz klar auf die Unternehmensebene zurückführen können.
Allerdings gilt es, früher oder später auch die Dividende selbst zu bewerten: Neben der Historie, dem Wachstum und anderen Faktoren ist auch das Ausschüttungsverhältnis ein Faktor, der absolut relevant ist. Aber stets auch Interpretationsspielraum benötigt.
Erst kürzlich habe ich ein weiteres Mal die steile These gelesen, wonach bei einer Dividendenaktie ein Ausschüttungsverhältnis zwischen 40 und 60% des Gewinns als ideal gilt. Ordnen wir aus einer Foolishen Perspektive diese Kennzahl etwas konkreter ein.
Dividendenaktie: Ausschüttungsverhältnis 40 bis 60%?
Grundsätzlich können wir jedenfalls sagen, dass ein Ausschüttungsverhältnis zwischen 40 und 60% ein interessanter Richtwert ist. Eine solche Kennzahl in einer derartigen Spanne zeigt, dass die Dividende einerseits wichtig ist. Sie hat am operativen Gewinn schließlich einen größeren Anteil. Allerdings gibt es womöglich auch Potenzial. Oder aber einen Sicherheitspuffer.
Bei einer Dividendenaktie ist ein Ausschüttungsverhältnis zwischen 40 und 60% schließlich alles andere als am Limit. Das bedeutet, dass einzelne, schwierige Jahre notfalls kompensiert werden können. Und das, ohne die Dividendenhistorie aufs Spiel zu setzen. Beständigkeit ist für viele Einkommensinvestoren schließlich ein überaus wichtiges Merkmal.
Aber mit Blick auf ein Ausschüttungsverhältnis zwischen 40 und 60 % sind auch weitere Möglichkeiten vorhanden. Das Unternehmen einer Dividendenaktie kann mit einem solchen Zielkorridor langfristig orientiert noch weiter investieren. Wachstumsmöglichkeiten können dadurch erschlossen werden, beziehungsweise bilanzielle Werte erhalten. Für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens ist das natürlich ebenfalls wichtig. Ein zu hohes Ausschüttungsverhältnis ist hier in gewisser Weise eine Gefahr.
Es gibt klare Ausnahmen!
Trotzdem sollten Einkommensinvestoren vorsichtig sein, nur Dividendenaktien in einer solchen Spanne zu berücksichtigen. Ein idealer Zielkorridor ist bloß eine Richtlinie, sollte jedoch niemals in Stein gemeißelt sein. Ansonsten könnten die Auswahlmöglichkeiten bei den eigenen Ausschüttern nämlich ziemlich gering sein.
Alleine mit Blick auf den Kosmos der Real Estate Investment Trusts stellen wir schließlich fest: Das Ausschüttungsverhältnis ist hier häufig höher. Ein Umstand, der schon darin begründet liegt, dass diese steuerprivilegierten Unternehmen stets einen Anteil von 90 % des Gewinns an die Investoren ausschütten müssen.
Foolishe Investoren, die daher nachhaltige Dividenden bei Dividendenaktien favorisieren, können daher ein Ausschüttungsverhältnis zwischen 40 und 60 % anvisieren. Wie gesagt: Der Richtwert bietet einen starken Kompromiss als Fokus auf die Ausschüttungen und Raum für andere Dinge. Man sollte sich als Investor auf diese Spanne jedoch nicht allzu sehr versteifen.
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