FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist dank der Hoffnung auf weiterhin billiges Notenbank-Geld deutlich höher aus der Osterpause zurückgekehrt. Der Dax (DAX) näherte sich am Dienstagnachmittag seinem Rekordhoch von Mitte März bei 12 219 Punkten und gewann zuletzt 1,31 Prozent auf 12 124,10 Zähler.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne ging es um 0,74 Prozent auf 21 012,87 Punkte nach oben. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) legte im gleichen Maße zu auf 1627,11 Punkte. Der EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone rückte um 1,51 Prozent vor.
Auslöser der positiven Stimmung an den Märkten waren Spekulationen über eine spätere Zinswende in den Vereinigten Staaten, nachdem die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten enttäuschend ausgefallen waren. Nicht wenige Marktteilnehmer erwarten die angekündigte Leitzinserhöhung nun eher im September als im Juni dieses Jahres.
WALL STREET SCHIEBT DAX AN
Das billige und reichlich verfügbare Geld der Notenbanken treibt die Märkte seit Jahren. Andere Anlageformen wie Anleihen sind angesichts mickriger Zinsen unattraktiver geworden.
Bereits die Wall Street und der Nikkei (FX1:N225) in Tokio hatten von der Hoffnung auf eine spätere Zinswende profitiert. In diesem Sog ging es am Dienstag auch am deutschen Markt nach oben.
Positive Impulse kamen zudem von der Einigung der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands im Atom-Streit mit dem Iran sowie vom Versprechen des griechischen Finanzministers Varoufakis, einen IWF-Kredit zurückzuzahlen. Zwischenzeitlich waren Zweifel an der Zahlungsbereitschaft aufgekommen.
DEUTSCHE POST NACH FEDEX-KAUFGEBOT FÜR TNT IM FOKUS
Unter den Einzelwerten standen die Aktien der Deutschen Post (ETR:DPW) im Mittelpunkt des Interesses. Grund dafür ist ein Übernahmeangebot des US-Logistikkonzerns FedEx (ETR:FDX) (NYSE:FDX) für den niederländischen Konkurrenten TNT Express (FSE:2TN) (ASX:TNTE). Zuletzt gewannen die Post-Papiere 2,37 Prozent und gehörten damit zu den attraktivsten Dax-Werten.
Fedex bietet 8 Euro je TNT-Aktie, die vor den Osterfeiertagen bei 6,00 Euro geschlossen hatte. Ein Händler bezeichnete den Preis am Morgen als "wow" und geht kurzfristig von einer positiven Kursreaktion der Post-Aktien aus. Mittelfristig sieht er in Fedex aber einen starken Rivalen für den deutschen Logistikriesen und erwartet damit entsprechend negative Auswirkungen auf das Geschäft der Bonner.
ANALYSTENSTUDIE BELASTET LUFTHANSA
Am Dax-Ende rangierten die Titel der Lufthansa (XETRA:LHAG) mit einem Verlust von 2,20 Prozent. Zuvor hatte JPMorgan die Aktien von "Neutral" auf "Underweight" abgestuft. Analyst Jamie Baker rät, die Papiere im Portfolio unterzugewichten, weil ihm die Markterwartungen für das operative Geschäft der Fluggesellschaft zu ambitioniert erscheinen.
Auch Adidas-Aktien (XETRA:ADSGn) konnten nach einem Analystenkommentar mit einem Plus von 0,63 Prozent mit dem Dax nicht Schritt halten. Die US-Investmentbank Raymond James stufte die Papiere des Sportartikel-Herstellers auf "Underperform" ab und signalisiert damit für den Kurs ein Rückschlagrisiko von über 10 Prozent. Raymond James rechnet damit, dass die Dollar-Stärke den Adidas-Gewinn im kommenden Jahr verhagelt. Denn der Konzern erhalte rund 90 Prozent seiner Zulieferer-Rechnungen in Dollar.
Aktien von Wacker Chemie (XETRA:WCHG) verteuerten sich um 4,73 Prozent und lösten sich damit von ihrem Abwärtstrend seit Mitte März. Die Schweizer Großbank UBS traut den Papieren des Spezialchemie-Konzerns nun einen Kurs von 140 Euro zu und signalisiert damit weiteres Aufwärtspotenzial von rund einem Viertel. Gelänge ein Verkauf der Halbleiter-Sparte Siltronic zu einem branchenüblichen Preis, wäre sogar ein Kursniveau von 164 Euro denkbar, so die UBS.