SCHWEDT (dpa-AFX) - Eineinhalb Jahre nach der Abkehr von russischem Öl ist die wichtige ostdeutsche Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt deutlich schwächer ausgelastet als vorher. Lag die Auslastung der Anlage 2021 noch bei 89,8 Prozent, so waren es im ersten Halbjahr 2024 nur 76,2 Prozent. 2023 waren es - auch wegen eines Stillstands zur Wartung - 69 Prozent. Dies teilte die Bundesregierung auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Christian Görke mit. Die Antwort liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Die Bundesregierung hatte wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine entschieden, ab Anfang 2023 kein Öl aus Russland mehr zu importieren - ein tiefer Einschnitt für PCK, wo jahrzehntelang nur russisches Öl aus der Druschba-Pipeline verarbeitet worden war. Die Betreiber stellten um auf andere Bezugsquellen, darunter Tankeröl aus den Häfen Rostock und Danzig sowie kasachisches Öl, das über die Druschba nach Schwedt fließt.
Die Menge aus Kasachstan hat sich nach Angaben der Bundesregierung gesteigert: Wurden 2023 insgesamt 720.000 Tonnen Rohöl aus Kasachstan bei PCK verarbeitet, so waren es im ersten Halbjahr 2024 bereits 615.000 Tonnen, wie aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht. Görke betonte, die Menge von perspektivisch 1,2 Millionen Tonnen Rohöl aus Kasachstan in diesem Jahr zeige, wie wichtig diese Bezugsquelle sei. Der Linken-Politiker forderte, den Import rasch vertraglich mit Kasachstan abzusichern.
Das Ministerium nannte die Zahlen zur Auslastung und zu den Ölmengen erst auf eine offizielle Nachfrage des Abgeordneten hin - zuerst hatte es darauf verwiesen, es handele sich um Geschäftsgeheimnisse. Öffentlich hatte die PCK-Geschäftsführung Anfang Juli erklärt, es sei wieder eine Auslastung von gut 80 Prozent erreicht worden. Das bezog sich aber nur auf einzelne Monate - die neue Zahl hingegen auf das ganze erste Halbjahr 2024.