Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Einem Bericht der 'Financial Times' vom Mittwoch zufolge ist die Ukraine bereit, mit Russland Gespräche über den Status der annektierten Halbinsel Krim zu führen, wenn eine für dieses Jahr geplante Gegenoffensive erfolgreich ist.
"Wenn es uns gelingt, unsere strategischen Ziele auf dem Schlachtfeld zu erreichen und wir bis an die Grenze zur Krim vorstoßen können, sind wir bereit, eine diplomatische Seite zu eröffnen, um diese Frage zu erörtern", zitierte die 'FT' den Selenski-Berater Andriy Sybiha.
Die Kommentare stellen den ersten klaren Strategiewechsel der ukrainischen Regierung seit Monaten dar und zeugen von der Einsicht, dass das von Russland überfallene Land nicht in der Lage sein dürfte, sein gesamtes verlorenes Territorium mit Waffengewalt zurückzuerobern. Sybiha ergänzte: "Das bedeutet nicht, dass wir den Weg der Befreiung (der Krim) durch unsere Armee ausschließen."
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die meisten Kontakte mit der russischen Regierung abgebrochen, nachdem Russland im vergangenen Jahr vier Regionen der Ostukraine offiziell annektiert hatte. Damals erklärte er, dass Friedensgespräche mit Moskau unmöglich seien, solange Putin Präsident bleibe. Putin wurde inzwischen vom Internationalen Strafgerichtshof, ein Hauptorgan der UN, wegen Kriegsverbrechen angeklagt, was die Aussichten auf Friedensgespräche weiter erschwert.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte Anfang der Woche, er sehe derzeit keine realistische Chance für Friedensgespräche, obwohl die russischen Streitkräfte seit dem letzten Sommer keine ernsthaften Fortschritte mehr machen konnten. Russlands Wirtschaft beginnt sich zudem unter dem Druck der westlichen Sanktionen, die nach der Invasion erlassen wurden, erheblich zu verlangsamen. Der Rubel fiel am Donnerstag im Moskauer Handel auf ein neues 12-Monats-Tief gegenüber dem Dollar.
Sybiha äußerte sich an einem Tag, an dem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, zu Gesprächen über eine Vielzahl von Themen in Peking weilen - darunter auch die jüngsten Vorschläge Chinas zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Pekings Vorschläge waren zunächst von den westlichen Verbündeten der Ukraine abgelehnt worden, da sie Russland erlaubten, seine eroberten Gebiete faktisch zu behalten. Doch Kiew zeigte sich zurückhaltender und erhofft sich die Eröffnung eines Kommunikationskanals mit Peking. Ein derartiger Kanal wurde bisher noch nicht geöffnet, und Präsident Xi Jinping - der letzten Monat drei Tage in Moskau verbrachte - hat sich bisher vor Gesprächen mit Selenskyj gescheut.