Während sich die Coronavirus-Krise schmerzhaft hinzieht, verschärfen sich die Schäden in der Realwirtschaft weiter, ohne dass sich irgendwo am Horizont ein Comeback abzeichnet. Der größte Teil der US-Wirtschaft ist geschlossen, Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze und Unternehmen warnen vor Gewinneinbrüchen.
Und doch scheint die Wall Street zu signalisieren, dass das Schlimmste schon vorbei ist. US-Aktien stiegen aufgrund des Optimismus, dass die Coronavirus-Fallzahlen ihren Gipfel erreicht haben und die USA sich auf eine weitere Konjunkturrunde vorbereiten, wieder in bullische Bereiche vor.
Der Referenzindex S&P 500 machte gestern einen Kurssprung um 3,4% und lag damit mehr als 20% über seinem Tief vom 23. März, womit der Tradition nach ein Bullenmarkt eingeläutet ist. Sollten wir uns bereits in einem Bullenmarkt befinden und die Erholung anhalten, dann lohnt es sich zu prüfen, welche Aktien aus verschiedenen Wirtschaftssektoren auf dem Weg nach oben besser als der Markt laufen dürften. Wir haben im Folgenden drei ausgewählt.
1. Nvidia
Nach einem Anstieg von 76% im Jahr 2019 halten die Aktien von NVIDIA Corporation (NASDAQ:NVDA) dem aktuellen Ausverkauf viel besser stand als ihre Chip-Kollegen. Die Aktie ist um 15% gegenüber dem im Februar erreichten Allzeithoch gesunken und hat damit gegenüber dem Philadelphia Semiconductor Index deutlich besser abgeschnitten. Sie beendete den Handel gestern zu 266,95 USD, nachdem sie über den Tag 3% hinzugewonnen hatte.
Während es unwahrscheinlich ist, dass der Chiphersteller der Nachfrageverlangsamung aufgrund der Covid-19-Sperren entgehen wird, konzentrieren sich die Analysten auf die Bilanz, den Cashflow und die Produktkategorien des Unternehmens, von denen erwartet wird, dass sie auch im aktuellen Umfeld stark bleiben.
Im vergangenen Monat hatte Needham die Aktie auf Kaufen hochgestuft und eine höhere Nachfrage nach Chips für medizinische Anwendungen sowie für Technologien der künstlichen Intelligenz prognostiziert.
Die Susquehanna Financial Group erhöhte ihr Nvidia-Kursziel um 10 USD auf 330 USD und sagte, dass "die Nachfrage aus Unternehmen weiterhin stark ist und (im Grunde genommen) die Angebotsengpässe gemildert wurden", während der Trend zur Heimarbeit „die Nachfrage nach Cloud-Computing-Chips insgesamt unterstützt“.
2. Apple
Die Aktien von iPhone-Hersteller Apple Inc (NASDAQ:AAPL) gehörten zu den am stärksten betroffenen in diesem Marktzusammenbruch. Sie büßten bis zum 23. März 35% gegenüber ihrem Höchststand von 327,85 USD am 29. Januar ein.
Aber als sich die Märkte von ihrem schlimmsten Abschwung seit der Finanzkrise von 2008 zu erholen begannen, legte auch Apple ein Comeback hin und stieg gegenüber dem Tiefpunkt dieses Monats um etwa 25% an. Die Aktie beendete den Handel gestern zu 266,07 USD mit einem Tagesgewinn von 2,56%.
Der Ausbruch und die Reaktion auf Covid-19 haben Apple vor verschiedene Herausforderungen gestellt, darunter die Unterbrechung der in China ansässigen Lieferkette zur Fertigung. Die Geschäfte von Apple außerhalb Chinas sind beispielsweise bis auf Weiteres geschlossen und in vielen Regionen in den USA sind zumindest bis Ende April Ausgangssperren in Kraft.
Analysten befürchten auch, dass die durch das Coronavirus verursachte Störung die Einführung der neuen iPhones von Apple verzögern und die Einführung von 5G-Handys verlangsamen könnte, die ein enormes Wachstumspotenzial bieten.
Dies sind jedoch temporäre Probleme, die sich auf den Umsatz und Gewinn der nächsten paar Quartale niederschlagen könnten. Was Investoren jedoch an der Apple-Aktie reizt, ist das massive Innovations-Ökosystem des Unternehmens und sein voller Geldspeicher.
Aktien von Technologiefirmen mit viel Geld in der Kasse gehören zu den "am besten positionierten, um den Sturm zu überstehen", sagte Evercore ISI-Analyst Amit Daryanani in einer Notiz im letzten Monat. Der Hersteller des iPhone „hat die größte Nettobarmittelposition aller von uns beobachteten Unternehmen", merkte Daryanani an. Apple hat derzeit rund 207 Milliarden US-Dollar in der Kasse, bei kurz- und langfristigen Schulden in Höhe von rund 108 Milliarden US-Dollar.
3. Home Depot
Home Depot (NYSE:HD) ist einer der Einzelhändler, die am besten positioniert sind, um die zunehmend wahrscheinliche bevorstehende Rezession zu überstehen.
Kurz vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie erntete HD die Belohnung für seine 11-Milliarden-Dollar-Investition in die Modernisierung die Geschäfte, die Aktualisierung digitaler Optionen und die Verbesserung des Angebots für seine gewerblichen Hauptkunden. Dank diesen Verbesserungen gibt es gute Chancen, dass sich HDs Absatzzahlen pro Filiale in der Zeit nach der Krise schnell wiederbeleben werden.
Die Stärke des US-Immobilienmarktes wird auch dazu beitragen, dass es Home Depot gut geht, sobald der Covid-19-Ausbruch eingedämmt ist, da niedrigere Kreditkosten die Immobilienpreise ankurbeln und es den Hausbesitzern erleichtern, mehr Geld für Renovierungsarbeiten auszugeben.
Darüber hinaus ist dieser Einzelhandelskonzern ein verlässlicher Dividendenzahler. Die Quartalsdividende ist in den letzten zehn Jahren um 380% gestiegen, und mit einer gesunden Ausschüttungsquote von 42% gibt es noch einigen Spielraum für Erhöhungen.
Die Home Depot-Aktie bietet derzeit eine Rendite von 3,12% bei einer Jahresdividende von 6 USD pro Aktie. Beim aktuellen Kurs von 194,82 USD sind die Aktien in diesem Jahr um 11% gefallen.