Nach dem schlechtesten ersten Halbjahr seit 1970 starten die US-amerikanischen Aktienmärkte am Dienstag wieder in den Handel. Im Vorfeld der Berichtssaison zum zweiten Quartal sorgen sich die Marktteilnehmer um steigende Kreditkosten aufgrund der hohen Inflation, die sich nun auf die Unternehmensgewinne auswirken und damit die Aktienkurse weiter unter Druck setzen könnten.
In rund zwei Wochen legen die ersten US-Unternehmen ihre Ergebnisse aus dem zweiten Geschäftsquartal vor. Die Verbrauchernachfrage hat sich trotz der sich abzeichnenden Rezession bisher gut gehalten, doch gab es in letzter Zeit Anzeichen dafür, dass die Konsumenten den Gürtel so langsam enger schnallen.
Der größte US-amerikanische Speicherchip-Hersteller Micron Technology (NASDAQ:MU) gab letzte Woche eine schwache Umsatzprognose ab, nachdem die Nachfrage nach Smartphones und Computern nachgelassen hatte. Meta Platforms (NASDAQ:META) schraubt seine Einstellungspläne für Ingenieure in diesem Jahr um mindestens 30 % zurück und warnte alle Mitarbeiter, sich auf einen schweren wirtschaftlichen Abschwung einzustellen.
Chief Executive Officer Mark Zuckerberg sagte letzte Woche gegenüber seinen Mitarbeitern, dass er "einen der schlimmsten Abschwünge, die wir in der jüngeren Geschichte gesehen haben", erwartet, zitierte Reuters den Meta-Chef aus einer Audioaufzeichnung einer wöchentlichen Q&A-Runde.
Unabhängig von diesen Makrotrends haben wir im Folgenden drei Aktien ausgewählt, die in der kommenden Woche wegen unternehmens- und sektorspezifischer Entwicklungen für Aufsehen sorgen könnten:
1. Tesla
Die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) könnte zur Börseneröffnung am Dienstag etwas Bewegung erfahren. Der Elektroautohersteller meldete am Wochenende, dass seine Fahrzeugauslieferungen im Vergleich zum Vorquartal aufgrund der COVID-Shutdowns in China und globalen Störungen in der Lieferkette zurückgegangen sind.
Wie der Elektroautohersteller am Samstag mitteilte, wurden in den drei Monaten bis Ende Juni nur 254.695 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, gegenüber 310.048 im vorangegangenen Quartal. Damit endete die seit zwei Jahren andauernde Phase aufeinanderfolgender Quartalszuwächse.
Gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres, in dem Tesla 201.304 Fahrzeuge auslieferte, stiegen die Auslieferungen um rund 27 %. Die von FactSet befragten Analysten hatten erwartet, dass Tesla im zweiten Quartal rund 264.000 Fahrzeuge ausliefern würde.
Die Tesla-Aktie, die am Freitag bei 681,79 Dollar aus dem Handel ging, hat in diesem Jahr bereits mehr als 35 % an Wert verloren und sich schlechter entwickelt als der breite Markt. Viele Analysten hatten in den letzten Wochen ihre Erwartungen zurückgeschraubt, nachdem das Unternehmen seine Produktionsanlage in Shanghai aufgrund lokaler COVID-19-Beschränkungen vorübergehend schließen musste.
2. Exxon Mobil
Exxon Mobil (NYSE:XOM) erzielte im zweiten Quartal in seiner Raffineriesparte einen Gewinnanstieg von 5,5 Milliarden Dollar. Dies signalisiert, dass der Energieriese auf dem besten Weg ist, bei der Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen im Laufe dieses Monats erneut starke Ergebnisse zu erzielen.
In einem am Freitag herausgegebenen Behördenbericht erklärte das in Irving, Texas, ansässige Unternehmen, dass es im zweiten Quartal mit einem Anstieg der Raffineriegewinnspannen um bis zu 4,6 Milliarden Dollar rechne, während der Wert der nicht abgerechneten Derivate in dem am 30. Juni endenden Zeitraum einen Anstieg um bis zu 900 Millionen Dollar bringe.
Die Exxon-Aktien haben in diesem Jahr dank steigender Öl- und Gaspreise um mehr als 40 % zugelegt. Am Freitag schloss das Papier auf 87,55 Dollar. Allerdings hat die Aktie seit ihrem 52-Wochen-Hoch am 8. Juni rund 17 % an Wert eingebüßt, weil man befürchtet, dass eine sich abzeichnende Rezession die Nachfrage nach Energieprodukten beeinträchtigen könnte.
Während des derzeitigen Rohstoffbooms verringert Exxon seinen Schuldenberg und gibt mehr Geld an die Anleger zurück. Das Unternehmen kündigte im April an, dass es den Umfang seines Aktienrückkaufplans auf 30 Milliarden Dollar erhöhen wird, nachdem es den größten Gewinn seit 2014 erzielt hatte.
3. Coinbase
Die Aktien von Coinbase Global (NASDAQ:COIN), der größten Krypto-Börse in den USA, könnten angesichts weiterer schlechter Nachrichten für die Branche, die von einer der schlimmsten Krisen in ihrer kurzen Geschichte heimgesucht wird und Ansteckungsrisiken ausgesetzt ist, erneut unter Verkaufsdruck geraten.
Der Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) beantragt Gläubigerschutz in den USA nach Chapter 15 des US-Insolvenzrechts, das es ausländischen Schuldnern erlaubt, US-Vermögenswerte vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen, wie aus einem Gerichtsantrag vom Freitag hervorgeht.
Am selben Tag pausierte der Digital Asset Broker Voyager Digital sämtliche Handelsaktivitäten, Einzahlungen, Abhebungen und Treueprämien für Kunden mit der Begründung, dass man "strategische Alternativen mit verschiedenen interessierten Parteien" prüfe und zu "gegebener Zeit" weitere Informationen bereitstellen werde.
Die Coinbase-Aktie, die am Freitag bei 49,04 Dollar schloss, hat seit Jahresbeginn mehr als 80 % ihres Wertes im Rahmen des sogenannten "Krypto-Winters" verloren, in dem etwa 1,2 Billionen Dollar aus dem gesamten Krypto-Markt abgeflossen sind und das Risiko einer Ansteckung gestiegen ist.
Die in San Francisco ansässige Börse meldete im vergangenen Monat für das erste Quartal weniger Umsatz als erwartet und warnte, dass das Handelsvolumen und die monatlichen Transaktionen der Nutzer im zweiten Quartal geringer ausfallen werden.