Anfang des Monats habe ich darauf hingewiesen, dass der US-Aktienmarkt aufgrund der starken Performance afrikanischer Aktien in diesem Jahr auf den zweiten Platz zurückfallen könnte. Knapp zwei Wochen später ist der Wechsel an der Spitze des Performancerankings einer Reihe repräsentativer Proxy-ETFs vollzogen.
Ob dieser Führungswechsel von Dauer sein wird, ist fraglich. Ein Grund für die Skepsis: Afrikanische Aktien (AFK) erholen sich gerade von einer zweijährigen Durststrecke, so dass der Jahresvergleich die längerfristige Underperformance gegenüber dem US-Markt überdeckt.
Dennoch haben US-Aktien (SPY) zumindest für den Moment ihren Status als Weltmarktführer im Vergleich zu den unten aufgeführten repräsentativen ETFs verloren.
Der VanEck Africa Index ETF (AFK) schloss am Freitag (23. August) mit einer Gesamtrendite von 20,0 % in diesem Jahr und lag damit vor dem SPDR® S&P 500 (NYSE:SPY), der um 19,0 % zulegte.
Je nachdem, welches historische Zeitfenster und welche Indizes man betrachtet, lassen sich beliebige Kombinationen von Spitzenreitern und Nachzüglern auf der globalen Bühne zusammenstellen. Die bisherigen Ergebnisse dieses Jahres sind daher kaum bemerkenswert. Auf lange Sicht kann der AFK mit dem steilen Anstieg des SPY nicht Schritt halten.
Fundamental gesehen könnte der diesjährige Führungswechsel zugunsten des AFK das Thema der internationalen Diversifikation wieder in den Vordergrund rücken. Für US-Anleger waren Investitionen in ausländische Aktien in den letzten Jahren mit beträchtlichen Opportunitätskosten verbunden.
Betrachtet man den Zeitraum seit Ende 2019, so hat der SPY eine kumulierte Steigerung von 88 % erzielt, während der Vanguard Total (EPA:TTEF) International Stock ex-US (NASDAQ:VXUS) vergleichsweise geringe 30 % erreichte.
Die Vorteile eines globalen Aktienportfolios gegenüber einem ausschließlich auf die USA ausgerichteten Portfolio liegen klar auf der Hand: Diversifizierung und bessere risikoadjustierte Renditen.
Doch in den letzten Jahren haben diese Argumente an Kraft verloren. Die Renditen außerhalb der USA hinken hinterher, und die Korrelation zwischen US-Aktien und internationalen Aktien ist gestiegen. Während die Idee einer internationalen Diversifizierung nicht gänzlich vom Tisch ist, haben die aktuellen Zahlen deutlich an Überzeugungskraft eingebüßt. Dennoch bleibt es sinnvoll, einen gewissen Anteil an internationalen Aktien im Portfolio zu halten.
Der Hauptgrund dafür ist die Absicherung gegen Ungewissheit. Zu glauben, dass die USA immer überlegen sein werden, mag in der Rückschau logisch erscheinen, ist jedoch riskant, wenn man die Unsicherheit der Zukunft bedenkt.
Laut der Ex-ante-Modellierung von CapitalSpectator.com ist es verfrüht, das Potenzial von Aktien in Schwellenländern und Industriemärkten außerhalb der USA abzuschreiben. Zwar gibt es keine Garantie, dass diese Märkte die USA langfristig übertreffen werden, doch eine gewisse internationale Diversifizierung bleibt eine kluge Risikostrategie.
Diese Sichtweise mag als konträr gelten, doch die Geschichte zeigt: Gerade wenn die Mehrheit fest von ihrer Überzeugung ist, eröffnen sich oft Chancen.