Unsere zentrale makroökonomische Einschätzung für das erste Halbjahr 2025 ist, dass eine weitere Phase rückläufiger Inflation in den USA bevorsteht.
Wir gehen davon aus, dass die annualisierte Kernrate der persönlichen Konsumausgaben (PCE) in dieser Zeit bei oder sogar unter 2 % liegen wird – ein entscheidender Faktor für die Geldpolitik und die Märkte.
Unser vorlaufender Inflationsindikator signalisiert, dass die erste Jahreshälfte 2025 eine letzte Welle nachlassender Inflation bringen könnte:
Dieser Inflation-Indikator ist besonders aussagekräftig, da er auf den sieben statistisch bedeutendsten Frühindikatoren für die US-Kerninflation basiert.
Der jüngste Rückgang ist vor allem auf sinkende Wohnkostenindikatoren zurückzuführen – ein Schlüsselfaktor, immerhin macht die Komponente Wohnen mehr als 30 % des US-Kerninflationskorbs aus.
Wie bekannt, bildet die offizielle Wohninflation Mietpreisentwicklungen aufgrund der verwendeten Berechnungsmethodik oft nur mit Verzögerung ab. Deshalb werden alternative Indizes wie der Zillow Rent Index häufig genutzt, um frühzeitig Trends in der Wohninflation zu erkennen.
Ein besonders verlässlicher Indikator ist der CoreLogic-Mietindex für Einfamilienhäuser, der als einer der besten Prädiktoren für die Entwicklung der Wohninflation gilt. Dieser wurde nun auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren veröffentlicht – ein starkes Signal für weiter nachlassenden Inflationsdruck im Wohnsektor.
Eine gewisse Schwäche im Wohnungsmarkt wird allmählich sichtbar – ein Trend, den auch andere Frühindikatoren bestätigen.
Einer der Hauptgründe, warum der Immobilienmarkt trotz hoher Hypothekenzinsen so lange stabil geblieben ist, liegt im enormen Nachholbedarf der vergangenen Jahre.
Während der Pandemie stieg die Nachfrage nach Wohnraum rasant an, doch Versorgungsengpässe und Fachkräftemangel verzögerten den Bau neuer Immobilien erheblich. Das führte zu einem erheblichen Rückstau an Projekten, der den Markt lange Zeit gestützt hat.
Nun berichten große US-Wohnungsbauunternehmen wie D.R. Horton (NYSE:DHI), dass ihre Auftragsbestände wieder das Niveau von 2019 erreicht haben – ein Zeichen dafür, dass dieser Rückenwind langsam nachlässt.
Der am Dienstag veröffentlichte JOLTS-Bericht zeigt zudem, dass die Zahl der offenen Stellen im Baugewerbe deutlich zurückgeht (siehe nachstehende Abbildung).
Das Baugewerbe spielt eine zentrale Rolle im US-Konjunkturzyklus. In der Vergangenheit war eine Abschwächung in diesem Sektor oft ein frühes Warnsignal für eine breitere wirtschaftliche Abkühlung in den USA.
Wichtig dabei: Bauarbeiter verlieren ihre Jobs noch nicht.
Allerdings deuten die aktuellen Daten darauf hin, dass sich das Wachstum im Wohnungsbau verlangsamt – eine Entwicklung, die auch Auswirkungen auf die Inflation haben könnte. Besonders die Mietpreise, ein entscheidender Faktor für die Inflation, könnten in diesem Umfeld an Dynamik verlieren.
Die neuesten Daten zu Inflation, Wachstum und dem Wohnungsmarkt deuten darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum abschwächen könnte – was den Inflationsdruck verringern würde. Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, könnte die Fed rasch zu einem vierteljährlichen Zinssenkungsrhythmus übergehen und damit erneut den sogenannten „Fed-Put“ aktivieren.
Dieses „proaktive Risikomanagement“ würde die finanziellen Bedingungen lockern – mit positiven Folgen für die Märkte: Aktien und Anleihen hätten Spielraum für eine Erholung.
Betrachtet man die aktuelle Bewertung von Aktien- und Anleihemärkten im Vergleich, scheinen festverzinsliche Wertpapiere derzeit das attraktivere Risiko-Ertrags-Verhältnis zu bieten.
Der Markt rechnet aktuell damit, dass die Fed in den kommenden zwei Jahren folgende Schritte unternehmen wird:
Die Fed wird im März voraussichtlich keine Änderung vornehmen und im Laufe des Jahres möglicherweise zwei Zinssenkungen durchführen – mehr dürfte es allerdings nicht werden.
Der Endpunkt dieses Zinssenkungszyklus, die sogenannte Terminal Rate, wird aktuell bei 3,90 % erwartet. Das bedeutet, dass die Fed ihre Lockerungspolitik an diesem Punkt wohl beenden wird.
Da eine erneute Zinserhöhung unter Fed-Chef Jerome Powell bis zu seinem Amtsende im Mai 2026 eher unwahrscheinlich ist, könnten Anleihen ein attraktives Chance-Risiko-Profil bieten – insbesondere, wenn sich meine Einschätzung einer weiter nachlassenden Inflation bewahrheitet.
Das war’s für heute – danke für Ihr Interesse!
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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf The Macro veröffentlicht. Werden Sie Teil der lebendigen Community von Makro-Investoren, Asset Allocators und Hedge-Fonds - finden Sie heraus, welche Abo-Stufe am besten zu Ihnen passt, indem Sie auf diesen Link klicken.