Argentiniens Bergbau: Lithium boomt – und jetzt kommt "RIGI"

Veröffentlicht am 12.06.2024, 12:26
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Argentiniens Lithiumproduktion wächst dynamisch, das Potenzial ist durch große Vorkommen und viele Projekte in der Pipeline hoch. Nun steht mit RIGI ein Gesetzespaket vor der Verabschiedung, dass die Bedingungen für Bergbauunternehmen deutlich verbessern könnte.

Die Lithiumproduktion in Argentinien ist in den ersten vier Monaten des Jahres um 49,7 % gestiegen. Dies teilte die nationale Statistikbehörde Indec am vergangenen Freitag mit. Die Produktion von Lithiumcarbonat und anderen Lithiummineralen legte im April um 40,6 % gegenüber dem Vorjahresmonat zu.

Lithiumproduktion in Argentinien seit 2016 mehr als verdoppelt

Damit setzt sich ein langfristiger Aufwärtstrend fort. Die Statistikbehörde veröffentlicht einen Produktionsindex für Lithium. Dieser stand im April bei 213,3 Punkten. 2016 war der Index bei 100 Punkten gestartet. In den vergangenen acht Jahren hat sich die argentinische Lithiumproduktion damit mehr als verdoppelt.

2023 hatte Argentinien 9.600 t Lithium produziert – ein Zuwachs um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. Im vergangenen Jahr war das Land damit der viertgrößte Lithiumproduzent weltweit – wenn auch mit großem Abstand zum Spitzentrio Australien (86 kt), Chile (44 kt) und China (33 kt).

Weiteres Wachstum ist absehbar. Aktuell wird an drei Salzessen Lithium gewonnen: Fénix, Olaroz und Caucharí-Olaroz. Insgesamt gibt es in Argentinien über 70 Lithiumprojekte, davon befinden sich 38 in der fortgeschrittenen Explorationsphase.

Fünf bis sieben Projekte befinden sich im Bau und sollen zwischen 2024 und 2027 in Betrieb gehen. Vier Projekte durchlaufen eine Machbarkeitsstudie, drei eine Vormachbarkeitsstudie. "Lithium aus Argentinien gewinnt global an Gewicht", konstatiert das durch das Wirtschaftsministerium geförderte Unternehmen Germany Trade & Invest.

Große Vorkommen, volle Pipeline

Und die Erschließung geht weiter. Die Gesellschaft für Energie- und Bergbauressourcen von Salta (Remsa), die für die Verwaltung des Sektors in der nordwestlichen argentinischen Provinz Salta zuständig ist, dürfte noch im August eine Ausschreibung für eine Konzession über 37.000 Hektar in der Salzwüste von Arizaro durchführen. In Arizaro befindet sich der sechstgrößte Salzsee der Welt und – nach den Salinas Grandes -der zweitgrößte Argentiniens. Laut Remsa haben 15 Unternehmen Interesse an der Lagerstätte gezeigt.

Im Hinblick auf die Vorkommen rangiert Argentinien weltweit auf dem dritten Platz. Das Batteriemetall kommt in Argentinien zumeist in Salzseen auf Höhen zwischen 3.000 und 5.000 Metern vor und wird als Sole an die Oberfläche gepumpt.

Wie Indec-Statistiken zeigen, befindet sich der Bergbau im Land generell im Aufwind. So liegt der Index der Industrieproduktion im Bergbau im April um 10,4 % höher als im Vorjahresmonat. Für die ersten vier Monate des Jahres ergibt sich ein Anstieg um 9,7 %.

Eine andere Sprache sprechen allerdings die Exporte. Im April lag deren Wert bei 267 Mio. USD, in den ersten vier Monaten des Jahres bei insgesamt 1.134 Mrd. USD. Dies entspricht einem Rückgang von 9,9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und von 13,9 % im bisherigen Jahresverlauf. Darüber hinaus liegt die kumulierte Gesamtsumme für 2024 nach Schätzungen des Nationalen Bergbausekretariats um 6,2 % unter dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2023. Lithium war mit einem Wert von 46 Mio. USD im April das am zweithäufigsten exportierte Metall.

RIGI soll mehr Investitionen anziehen

Im Juni könnte das Gesetzespaket RIGI (Régimen de Incentivo para Grandes Inversiones) auf den Weg gebracht werden. Am Mittwoch findet dazu eine entscheidende Debatte im Senat statt, der die Zustimmung durch die Abgeordnetenkammer bald folgen könnte.

RIGI sieht Steuer-, Zoll- und Devisenvergünstigungen vor – und zwar für grundsätzlich alle Sektoren. Die Reform zielt auf Investitionen ab 200 Mio. USD. Zu den Anreizen gehören ein auf 25 % vergünstigter Steuersatz bei der Kapitalertragssteuer und beschleunigte Abschreibungen. Im Bergbau dürften diese überwiegend eine Abschreibung über 60 % der gewöhnlichen Nutzungsdauer ermöglichen.

Verluste sollen länger vorgetragen und an Dritte übertragen werden können. Beschränkungen für den Abzug von Zinsen werden gelockert. Dividenden sollen mit 7 % besteuert werden. Auch bei der Umsatzsteuer sind Erleichterungen vorgesehen – etwa durch die Möglichkeit von Steuergutschriften.

Zudem soll Unternehmen, die sich für die Aufnahme in das Programm qualifizieren, weitreichende Rechtssicherheit geboten werden. Zugesichert wird regulatorische Stabilität in Steuer-, Zoll-, Devisen- und Regulierungsangelegenheiten für einen Zeitraum von 30 Jahren.

Einen (großen) Wermutstropfen gibt es allerdings auch: Aktuell ist eine Erhöhung der Lizenzgebühren im Bergbau von 3 % auf 5 % vorgesehen.

Mit RIGI zielt eines der wichtigsten Projekte des neuen Präsidenten Javier Milei auf mehr Direktinvestitionen ab. Laut dem jüngsten Bericht der Wirtschaftskommission für Lateinamerika liegt Argentinien – das Land mit dem drittgrößten BIP in der Region nach Brasilien und Mexiko – bei den ausländischen Direktinvestitionen an sechster Stelle und hinter Chile, Kolumbien und Peru.

Tatsächlich dürfte die reale Lage noch weitaus schlimmer sein. Viele der in den gesamtwirtschaftlichen Rechnungen verbuchten Investitionen sind nicht auf echte Investitionsbereitschaft im Land, sondern auf Devisenbeschränkungen zurückzuführen. So handelte es sich häufig um Investitionen im Zusammenhang mit der Vergabe von Darlehen zwischen verbundenen Unternehmen, die aufgrund staatlicher Restriktionen Schwierigkeiten beim Zugang zum Devisenmarkt hatten.

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