Der Aurubis (ETR:NAFG) CEO sieht eine starke Kupfernachfrage dies- und jenseits des Atlantiks. Sollte Washington Kupfer mit Zöllen belegen, könnte dies viele Kunden hart treffen. Aurubis selbst wird noch in diesem Jahr eine Hütte in Georgia in Betrieb nehmen.
Aurubis (ISIN: DE0006766504, WKN: 676650) CEO Toralf Haag sieht ungeachtet der Handelsspannungen sowohl in Europa als auch in den USA eine stabile und relativ starke Nachfrage nach Kupfer. Dies teilte er während der jährlichen CESCO-Industriewoche in Santiago in Chile gegenüber dem Branchendienst Fastmarkets mit.
"Die Kupfernachfrage in Europa ist stabil"
Hohe Nachfrage bestehe insbesondere im Marktsegment Energieübertragung, gefolgt von Elektromobilität, Digitalisierung und Elektronik. Der Kupferverbrauch für Rechenzentren und KI wachse dynamisch. "Die Kupfernachfrage in Europa ist stabil. Natürlich befindet sich die Automobilindustrie im Wandel, aber das wird durch Infrastrukturprojekte, die Elektronikindustrie und die Elektromobilität kompensiert", äußerte sich der CEO optimistisch im Hinblick auf die Zukunft.
Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf das kürzlich beschlossene Investitionspaket im Volumen von 500 Mrd. EUR, das die designierte nächste Bundesregierung in den Bereichen Verkehr, Energie, Verteidigung und Digitalisierung einzusetzen gedenkt. Das Paket sei "positiv für Aurubis" und bedeute eine steigende Nachfrage nach Kupfer.
Der Handelsstreit beschäftigt jedoch auch Haag. Bislang ist Kupfer von den US-Einfuhrzöllen ausgenommen, weil es vom US-Energieministerium als kritischer Rohstoff definiert wird. Das könnte sich jedoch ändern.
Das Weiße Haus hat im Februar eine Untersuchung der Auswirkungen von Kupferimporten auf die nationale Sicherheit in Auftrag gegeben ( gemäß Abschnitt 232 des Trade Expansion Act von 1962). Das Handelsministerium soll innerhalb von 270 Tagen unter anderem mögliche Zölle, Exportkontrollen oder Anreize zur Steigerung der Inlandsproduktion vorlegen.
Zölle auf Kupfer wären "sehr kontraproduktiv"
"Absatz 232 zu Kupfer wäre daher sehr kontraproduktiv, da die USA ihren Kupferbedarf nicht im Inland decken können und daher Kathoden importieren müssen. Zölle würden die Inflation ankurbeln – und niemandem helfen", wirbt Haag für die Beibehaltung des Status Quo.
Aurubis selbst verschifft weniger als 1 % des europäischen Kupfers in die USA. "Die indirekten Auswirkungen könnten jedoch enorm sein, da viele unserer europäischen Kunden von Zöllen betroffen sind. Wir beobachten die Auswirkungen der durch die Situation entstehenden Unsicherheit genau", so Haag.
Die derzeitige Unsicherheit könne in den kommenden Jahren zu verzögerten oder aufgeschobenen Investitionen führen. Aurubis ist allerdings gut aufgestellt: Bis zum Ende des Geschäftsjahres soll eine Kupferhütte in Augusta im US-Bundesstaat Georgia in Betrieb genommen werden.
"Der US-Markt bleibt sehr attraktiv. Unser neuer Kupferstandort ist der erste seiner Art in den USA und verschafft uns eine hervorragende Wachstumsposition in diesem Markt", so Haag. Phase 1 stelle eine jährliche Verarbeitungskapazität von 90.000 Tonnen zur Verfügung. "Anschließend wird Phase 2 im Jahr 2026 in Betrieb gehen und die Verarbeitungskapazität auf 180.000 Tonnen pro Jahr verdoppeln."
Die Entscheidung für das Werk in Georgia hatte Aurubis vor den Handelsstreitigkeiten und auch vor der Einführung des Inflation Reduction Act getroffen. "Wir sind wegen der Effektivität des Marktes und der großen Verfügbarkeit von Vormaterial in die USA gegangen."
Zukunftstechnologie Schwarzmassenrecycling
Das Unternehmen investiert auch in Zukunftstechnologien. Derzeit wird am Bau einer Demonstrationsanlage für das Recycling schwarzer Masse gearbeitet. Haag erwartet, dass es nach 2030 einen substanziellen Markt dafür geben wird.
"Die Kundenreaktionen sind sehr positiv, und wir können eine beeindruckende Menge an Rohstoffen zurückgewinnen – durchschnittlich bis zu 95 % aller Metalle." Eine mögliche spätere Anlage im Produktionsmaßstab kann sich der CEO in Europa vorstellen.