Der in den Umfragen gut positionierte australische Oppositionsführer spricht sich für den Einstieg in die Kernenergie aus. Schon 2036 soll den milliardenschweren Plänen zufolge das erste AKW ans Netz gehen.
Er führt in den aktuellen Umfragen vor dem australischen Premierminister: Peter Dutton, Oppositionsführer von der Liberal Party und früherer Minister, hat am Freitag den großangelegten Einstieg Australiens in die Stromerzeugung durch Kernenergie vorgeschlagen.
Dem Vorschlag liegt ein Plan zur Integration der Atomkraft in den Energiemix des Landes zugrunde. Mit Investitionen im Umfang von umgerechnet 211 Mrd. USD innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt soll eine aus Steuermitteln finanzierte Atomindustrie aufgebaut werden.
Kernenergie jetzt wichtiger Punkt im Wahlprogramm
Dutton gab die Pläne und die damit verbundenen Kostenschätzungen am Freitag auf einer Pressekonferenz in Brisbane bekannt und machte sie damit zu einem wichtigen Punkt im Wahlprogramm seiner Koalition mit der National Party vor den im Mai anstehenden Wahlen.
Kernenergie solle den wirtschaftlichen Erfolg des Landes im nächsten Jahrhundert untermauern. "Sie wird die Stromversorgung verlässlicher machen. Sie wird konstanter. Sie wird für die Australier billiger und sie wird uns helfen, den Kohlenstoffausstoß zu reduzieren", so Dutton.
Duttons Vorschlag sieht sieben Kernkraftwerke bis 2050 vor, von denen das erste 2036 in Betrieb gehen soll. Demnach soll der australische Energiemix bis 2050 zu 54 % aus erneuerbaren Energien, zu 38 % aus Kernenergie und zu 8 % aus Speicher- und Gaskraft bestehen.
Mit den Plänen wird die Labour-Regierung recht zentral angegriffen: Die Regierung um Premierminister Anthony Albanese hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 82 % erneuerbaren Strom zu erzeugen. Sie argumentiert mit den Vorzügen Australiens für diese Art der Energieerzeugung wie etwa viel Sonneneinstrahlung und dünn besiedelte Gebiete.
Australien hat viel Uran – aber keine Kernkraftwerke
In Australien gilt derzeit ein AKW-Verbot. Es gibt lediglich einen Forschungsreaktor in der Nähe von Sydney. Der letzte – gescheiterte – Versuch, ein Kernkraftwerk (Jervis Bay) – zu bauen, fand im Jahr 1970 statt. Danach hatte es jedoch immer wieder Diskussionen um einen Einstieg von Down Under in die Kernenergie gegeben. 2017 etwa hatte der damalige Premierminister Tony Abbott sich für eine entsprechende Gesetzesänderung ausgesprochen.
An den benötigten Rohstoffvorkommen im Land würde das Vorhaben der Opposition nicht scheitern. Australien ist derzeit der viertgrößte Uranproduzent der Welt und verfügt über schätzungsweise ein Drittel der bekannten Uranreserven weltweit. Dabei ist der Uranabbau in Westaustralien und Queensland verboten.
Laut World Nuclear Association gibt es dennoch drei aktive Uranminen im Land: Olympic Dam, Beverley mit Four Mile in Südaustralien und Ranger in den Northern Territory. Four Mile und Ranger sind relativ klein, wobei Ranger sich dem Ende der Minenlebensdauer nähert.
Potenzial für eine vergleichsweise rasche Produktionssteigerung besteht jedoch durch ruhende Projekte, die reaktiviert werden könnten – darunter etwa Yeelirrie.
Macron hatte Aufhebung von Kernenergieverbot gefordert
Im Uranbergbau läge deshalb eine zusätzliche Chance für Australien: Die gemessen an den Reserven geringe Produktion steht in starkem Kontrast zur weltweit steigenden Nachfrage nach Uran. Nicht zuletzt der französische Präsident Macron hatte das Land auf der COP28-Konferenz im vergangenen Dezember aufgefordert, das Verbot der Kernenergie aufzuheben.
Befürworter von Duttons Plänen sehen in der Aufhebung der Bergbaubeschränkungen den logischen nächsten Schritt nach der Aufhebung des Nuclear Bans, um eine stabile inländische Uranversorgung sicherzustellen.
Die Regierung bezeichnete die Pläne der Opposition derweil als zu optimistisch. Klima- und Energieminister Chris Bowen zufolge etwa geht die Modellrechnung davon aus, dass der Strombedarf trotz der zunehmenden Nutzung energieintensiver künstlicher Intelligenz und der steigenden Popularität von Elektrofahrzeugen weniger steigen werde als von der Regierung erwartet.