Auf den Märkten für Batteriemetalle droht 2024 ein Überangebot. Zu diesem Schluss kommt der Branchendienst Fastmarkets in einem Jahresausblick.
Bereits 2023 habe sich im Vergleich zu den Vorjahren etwas Wesentliches geändert. Lange seien "die grundlegenden Treiber der Batterienachfrage und des Angebots an Batterierohstoffen weitgehend immun gegen globale makroökonomische Schwankungen" gewesen.
Im vergangenen Jahr habe der makroökonomische Gegenwind die Verbraucherstimmung belastet. Der Absatz von Elektrofahrzeugen habe an Dynamik verloren und zusammen mit dem Abbau von Lagerbeständen bei Kathodenherstellern die Nachfrage nach Batteriemetallen gedämpft. Zusammen mit dem stark gewachsenen Angebot am Markt habe dies im vergangenen Jahr die Preisrückgänge auf dem Markt für Batterierohstoffe verursacht.
Daran wird sich Fastmarkets zufolge wenig ändern. Das Wachstum im Bereich der Elektrofahrzeuge dürfte sich weiter verlangsamen. Die Analysten rechnen mit einer Wachstumsrate von 23 % (2013: 36 %). Ursächlich seien die wirtschaftlichen Unsicherheiten und die hohen Zinsen, die insbesondere in den USA eine zentrale Rolle bei der Fahrzeugfinanzierung spielten.
Lithiumangebot steigt 2024 um 30 %
Dieser überschaubaren Dynamik auf der Nachfrageseite steht ein wachsendes Angebot gegenüber. Facemarkets rechnet damit, dass das Lithiumangebot im Jahr 2024 um 30 % steigen wird. Zwar werde "ein Teil der kostenintensiven Produktion zurückgefahren". Gleichzeitig komme jedoch neues Angebot auf den Markt.
Deutlich weiter fallen werden die Preise für Lithium den Analysten zufolge jedoch nicht. "Wir glauben, dass wir uns der Talsohle des Marktes nähern, da sich die Branche ziemlich tief in der Kostenkurve bewegt".
Anders gesagt: Vom aktuellen Niveau aus reagiert das Angebot recht stark auf weitere Preissenkungen. Fastmarkets rechnet im ersten Quartal mit Preisen auf dem aktuellen Niveau und sieht im zweiten Quartal das Potenzial für eine leichte Erholung. Danach rechnen die Analysten mit einer Konsolidierung mit Abwärtstendenzen.
Kobalt: Nachfragerisiken überwiegen
2023 wuchs die Gesamtnachfrage nach Kobalt weiter – allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. Ursächlich waren auch hier makroökonomische Faktoren, aber auch die weiterhin schleppende Nachfrage nach Nickel-Kobalt-Mangan-Batterien (NCM). 2024 könne die Nachfrage geringer als erwartet ausfallen, weil das Wachstum bei kobaltfreien Chemiewerkstoffen anhalte.
Fastmarkets geht aufgrund der Kapazitätserweiterungen in der Demokratischen Republik Kongo und in Indonesien in 2023 sowie wegen zusätzlicher Erweiterungen in diesem Jahr von einem "anhaltenden und zunehmenden Überschuss auf dem globalen Kobaltmarkt" aus und rechnet in der ersten Jahreshälfte mit sinkenden Preisen.
Mangan: Preise bleiben unter Druck
Die Nachfrage nach Mangan wird 2024 dem Bericht zufolge durch die "schleppende Entwicklung im Sektor der aktiven NCM-Kathodenmaterialien und die anhaltende Baisse auf dem Markt" gebremst. Auf dem Manganmarkt besteht seit 2021 Überangebot, das 2023 rückläufig war, in diesem Jahr aufgrund der geplanten Erweiterungen in China jedoch wieder anwachsen dürfte.
"Ein reichliches Angebot, große Lagerbestände und ein schwächer als erwartetes Nachfragewachstum werden die Preise auch 2024 unter Druck setzen", glauben die Analysten. Allerdings gilt auch für den Manganmarkt, dass das Angebot auf weitere Preissenkungen mittlerweile recht stark reagieren könnte. So liegen die derzeitigen Preise bei mehreren Herstellern nahe an den chinesischen Produktionskosten, was die Wahrscheinlichkeit für Produktionskürzungen erhöht.
Es wäre jedoch verfrüht, Mangan als Batteriemetall abzuschreiben. "Die Beimischung von hochreinem Mangan zu LFP-Zellen zur Erhöhung der Energiedichte stößt jedoch auf großes Interesse und wird die künftige Mangan-Nachfrage erheblich steigern", konstatiert der Bericht.
So habe es im vergangenen Jahr hohe Investitionen in Lithium-Mangan-Eisenphosphat (LMFP)-Projekte gegeben, die aggressive kommerzielle Einführung von LMFP-Zellen stehe in diesem Jahr bevor. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts könnte die Nachfrage nach Mangan deshalb deutlich steigen.
Nickel: Großes Überangebot
Der Nickelmarkt war bereits in den Jahren 2022 und 2023 Überschuss. Für 2024 prognostiziert Fastmarkets ein "weiteres großes Überangebot" und führt insbesondere den Anstieg des Minenangebots in Indonesien als Ursache an.
Die Nickelpreise werden sich den Analysten zufolge im ersten Quartal technisch erholen. Danach dürfen sich jedoch die Fundamentaldaten wieder durchsetzen und zu einem Rückgang der durchschnittlichen Nickelpreise im laufenden Jahr führen.
Graphit: Keine Preiserholung in Sicht
Für Graphit rechnet der Bericht auch für 2024 mit einem Überangebot. Der intensive Wettbewerb auf dem chinesischen Markt, hohe Lagerbestände in der gesamten Lieferkette und eine schwächere Nachfrage sowohl aus dem Lithium-Ionen-Batterie- als auch aus dem Stahlsektor infolge der chinesischen Wirtschaftsschwäche und des langsamen EV-Wachstums werden die Preise demnach unter Druck setzen.
Die Analysten erwarten "keine signifikante Erholung der Graphitpreise im Jahr 2024". In begrenztem Umfang stützen könnten aber die Ende 2023 eingeführten chinesischen Graphitexportkontrollen wirken.