Batteriemetalle: Dem Critical Raw Materials Act fehlt es an Durchschlagskraft

Veröffentlicht am 28.01.2025, 13:25

Durch eigene Vorkommen, gut austarierte Partnerschaften und Recycling kann Europa sich in Zukunft besser mit kritischen Rohstoffen versorgen. Doch die bisherigen Rahmenbedingungen reichen für das sich eintrübende geopolitische Umfeld nicht aus.

Kuniko (ISIN: AU0000159840, WKN: A3CTAL) berichtete im Dezember über eine deutliche Erhöhung der Mineralressourcenschätzung (MRE) für das Nickel-Kupfer-Kobalt-Projekt Ertelien im Süden Norwegens.

Die aktualisierte MRE wurde in Übereinstimmung mit den JORC-Richtlinien abgeschlossen und taxiert die Lagerstätte auf 22 Mio. Tonnen angezeigte Ressourcen mit 0,26 % Nickeläquivalent 1 (NiEq) und 18 Mio. Tonnen abgeleitete Ressourcen mit 0,25 % NiEq.

In Norwegen lagern Nickel, Kupfer und Kobalt

Die enthaltenen Metalle für die angezeigten Ressourcen entsprechen 39Kt Nickel (Ni), 29Kt Kupfer (Cu) und 3,1Kt Tonnen Kobalt (Co) sowie 32Kt Nickel (Ni), 21Kt Kupfer (Cu) und 2,5Kt Tonnen Kobalt (Co) für die abgeleiteten Ressourcen. Weitere Aufstockungen der Ressource sind nach Ansicht der Geologen des Explorers möglich.

Ertelien ist Teil eines größeren Explorationsgebiets, das von Kuniko lizenziert wurde. Der Ringerike Battery Metal District in Südnorwegen umfasst mehrere brachliegende Nickel-Kupfer-Minen und Versuchsabbaugebiete. Der Bezirk ist für mehrere aussichtsreiche Intrusionen bekannt, darunter die Tysklandsgruve-Intrusion, bei der Probenahmen Gehalte von bis zu 1,86 % Cu, 1,87 % Ni, 10 % Co, 0,43 ppm Au und 0,21 ppm Pd 2 ergaben.

Das Beispiel Kuniko belegt, dass Europa im Rohstoffbereich über Optionen verfügt. Diese werden jedoch bislang kaum realisiert. Zwar hat die EU-Kommission kritische Rohstoffe wie die in Ertelien lagernden Batteriemetalle in ihrer Prioritätenliste nach ganz oben gesetzt. Große Dynamik wurde dadurch jedoch noch nicht ausgelöst.

Im vergangenen Jahr verabschiedete die EU den Critical Raw Materials Act (CRMA), der verlangt, dass bis 2030 10 % des jährlichen Rohstoffverbrauchs in Europa extrahiert, 40 % dort verarbeitet und 25 % recycelt werden sollen.

Dem CRMA fehlt es bislang an Durchschlagskraft

Doch auf diese Benchmarks ist bislang wenig ordnungspolitische Schlagkraft gefolgt. Kuniko selbst ist ein Beispiel dafür. Das Unternehmen beantragte im vergangenen Jahr, das Ringerike-Batteriemetallprojekt als strategisches Projekt im Rahmen des CRMA einzustufen. Der Standort Norwegen ist zwar nicht EU-Mitglied, aber Mitglied des EWR. In dem Land gibt es eine lange Tradition bei der Übernahme von EU-Vorschriften und -Rahmenwerken.

Als strategisch im Sinne der CRMA-Definitionen eingestufte Projekte können Zugriff auf staatlich geförderte Finanzierungsmittel erhalten und darüber hinaus von der Zusammenarbeit mit EU-Institutionen und beschleunigten Genehmigungsverfahren profitieren.

Doch es gibt "keine expliziten Regeln dafür, wie das Critical Raw Materials Board, das zur Unterstützung der CRMA-Umsetzung eingerichtet wurde, Projekte als "strategisch" und damit für den Erhalt von EU-Mitteln in Frage kommend einstuft", wie etwa Pub Affairs Bruxelles kritisiert.

Die Wirksamkeit der europäischen Rohstoffstrategie wird dadurch unterminiert. S&P Global Commodity Insights sieht verschiedene Herausforderungen auf dem Weg zu sicheren Lieferketten. Dazu zählen "langwierige Genehmigungsverfahren, der Widerstand der Anwohner gegen den Ausbau der Lithiumproduktion, begrenzte Vorkommen bei Kobalt und Nickel".

Noch gravierender jedoch: Die EU stellt keine neuen Mittel für kritische Mineralien im Sinne des CRMA zur Verfügung. "Die begrenzte Verfügbarkeit dieser Materialien in Europa schafft Schwachstellen in der Lieferkette und mangelnde Transparenz für diejenigen, die investieren möchten", heißt in einem Bericht von S&P.

Geopolitischer Hintergrund verschlechtert sich

Der geopolitische Hintergrund verschlechtert sich zusehends. China dominiert die Märkte für wichtige kritische Rohstoffe wie Nickel, Kobalt, Mangan und Lithium. Pekings Exportverbot von Gallium, Germanium, Antimon und anderen Materialien in die USA lässt erahnen, dass das Land ähnliche Maßnahmen gegen Europa ergreifen könnte – insbesondere angesichts der EU-Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge.

Europa hat viel Zeit verloren. Deutlich wird dies im rohstoffreichen Afrika, wo China die Expansion des Bergbaus zu weiten Teilen finanziert. Die Rohstoffgiganten aus der Volksrepublik sind dabei, westliche Bergbaukonzerne gemessen am Output zu überholen. Chinesische Unternehmen dominieren etwa weite Teile des Bergbaus in der DR Kongo.

Der Trend zum Rohstoffnationalismus scheint derzeit nicht aufzuhalten. Dem jüngsten Ressourcennationalismus-Index des Analyseunternehmens Verisk Maplecroft zufolge war in 72 der 198 untersuchten Länder in den vergangenen fünf Jahren ein "signifikanter Anstieg" interventionistischer und protektionistischer Maßnahmen zu verzeichnen.

Rohstoffnationalismus verkompliziert Lieferketten

Der Trend verkompliziert die Lieferketten in zweierlei Hinsicht. Zum einen geht es darum, zu große Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten und insbesondere des nicht-westlichen Blocks zu verhindern. Zum anderen muss bei Partnerschaften – etwa in Afrika oder Südostasien – zunehmend Tribut an die dortigen Bestrebungen gezollt werden, möglichst große Teile der Wertschöpfung im eigenen Land zu halten.

Dennoch zählen anspruchsvoll austarierte Partnerschaften mit Ländern, die über ungenutzte Rohstoffvorkommen verfügen, zu den Stellschrauben, an denen die EU für eine sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen drehen kann.

Ein weiterer, wichtiger Baustein: Recycling. Laut einer Studie von Transport & Environment könnte das Recycling von gebrauchten Batteriezellen und Produktionsabfällen 14 % des Lithiums, 16 % des Nickels, 17 % des Mangans und 25 % des Kobalts liefern, das Europa 2030 für E-Autos benötigen wird.

Doch auch hier fehlt es an Konsequenz: Fast die Hälfte der angekündigten europäischen Recyclingkapazitäten sind laut Studie in der Warteschleife oder es ist ungewiss, ob sie realisiert werden. Die Autoren der Studie fordern die EU und das Vereinigte Königreich auf, Recyclingprojekte durch bessere politische Rahmenbedingungen und Finanzierungsprogramme zu unterstützen.

Recycling, Partnerschaften und heimischer Abbau sind die Stellschrauben der EU

Recycling, sorgfältig ausgehandelte Rohstoff-Partnerschaften und heimischer Rohstoffabbau: Mit diesen Maßnahmen könnte die europäische Versorgung mit kritischen Mineralien verbessert werden.

Kuniko Metals kann bei Ertelien und Ringerike auf Unterstützung aus der Industrie bauen. Zu den Eigentümern des Unternehmens gehören zwei größere Akteure der Batterie-Lieferketten. Der französische Autobauer Stellantis (NYSE:STLA) (ISIN: NL00150001Q9, WKN: A2QL01) hält 19,4 % der Anteile und hat zudem ein Offtake-Agreement über 35 % der künftigen Nickel- und Kobaltproduktion von Kuniko in Norwegen abgeschlossen. 15,9 % der Aktien befinden sich im Besitz von Vulcan Energy (ASX:VUL) (ISIN: AU0000066086, WKN: A2PV3A).

Kuniko CEO Anthony Beckmand jedenfalls sieht in Ertelien und Ringerike eine "vielversprechende Quelle für nachhaltige, strategische Metalle zur Unterstützung der grünen Energiewende in der Europäischen Union."

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