BHP (ASX:BHP) bietet für Anglo American (JO:AGLJ) und will den größten Teil des Unternehmens für 31 Mrd. GBP übernehmen. Abgesehen hat es CEO Mike Henry wohl vor allem auf das Kupfergeschäft: Hier könnte BHP mit dem Deal zum größten Produzenten aufsteigen. Steht jetzt eine größere M&A-Welle im Bergbau an?
Es wäre eine der größten Transaktionen der Bergbaubranche seit Jahren und würde BHP zum größten Kupferproduzenten der Welt machen: Die Australier bieten 31 Mrd. GBP für das britisch-südafrikanische Anglo American.
Nach BHP Offerte: Anglo American Aktie steigt deutlich
Die Anglo American Aktie stieg am Donnerstag um 14 % auf 25,11 GBP – das Übernahmeangebot von BHP würde die Papiere mit 25,08 GBP bewerten. Die Aktien von BHP gaben um 2,5 % nach. Der Aufschlag auf den letzten Kurs der Anglo American Aktie unter Berücksichtigung der vor dem Deal durchzuführenden Verkäufe beträgt 31 %.
Der Fokus der Übernahme richtet sich auf das Kupfergeschäft von Anglo American. Das Unternehmen will in diesem Jahr 720-790 kt Kupfer zu Stückkosten von 157 c/lb produzieren. BHP hatte im letzten Geschäftsjahr (das am 30.06.23 endete) 1.716,5 kt Kupfer produziert. Durch die Übernahme könnte BHP Freeport-McMoRan (NYSE:FCX) und Codelco überholen. Kupfer macht rund 30 % der Produktion von Anglo American aus.
BHP CEO Mike Henry hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, welches Potenzial er in Kupfer sieht. Bei der Eröffnungsrede zum Critical Minerals Summit der Internationalen Energieagentur (IEA) hatte er etwa skizziert, dass "die Kupferindustrie bei einem plausiblen 1,5-Grad-Szenario in den nächsten sieben Jahren bis 2030 rund 250 Milliarden US-Dollar an Wachstumskapital benötigen" würde, davon nach aktuellem Stand aber nur 40 bis 50 Mrd. USD zur Verfügung stünden.
CEO Mike Henry glaubt an das Potenzial von Kupfer
Die Welt werde in den kommenden 30 Jahren doppelt so viel Kupfer benötigen wie in den letzten 30 Jahren. Hier sei BHP gut aufgestellt, da es die weltweit größten Kupferressourcen halte. Zum Portfolio der Australier gehört auch eine Mehrheitsbeteiligung an der chilenischen Mine Escondida, der größten Kupfermine der Welt.
Auch aufgrund der Fokussierung auf Kupfer ginge der Übernahme gemäß den Bedingungen eine separate Abspaltung der gesamten Anteile an Anglo American Platinum Limited und Kumba Iron Ore Limited durch Anglo American an die Anglo American-Aktionäre voraus.
Unabhängig von dem BHP-Angebot wurde am Donnerstag bekannt, dass Anglo American den Verkauf des De Beers Diamantengeschäfts in Erwägung zieht. Der Wert der Sparte laut Schätzungen von Anglo: Rund 7,6 Mrd. USD.
Im Februar war der Wert der Diamantensparte um 1,6 Mrd. USD berichtigt worden. Analysten schätzen den Wert von DeBeers auf 0,6-4 Mrd. USD. Anglo besitzt 85 % von De Beers, die anderen 15 % befinden sich im Besitz der Regierung von Botswana.
Der Vorstand von Anglo American berät und hat noch keine Reaktion auf die Übernahmeofferte durchblicken lassen. Das Angebot wurde als "unaufgefordert, unverbindlich und stark an Bedingungen geknüpft" bezeichnet.
BHP hat bis zum 22. Mai Zeit, ein verbindliches Angebot abzugeben, die Frist kann jedoch verlängert werden. Viele Beobachter erwarten, dass das Angebot noch einmal aufgestockt wird – auch, weil andere Bergbauunternehmen in das Rennen einsteigen und eigene Offerten abgeben könnten.
Anglo American Aktie verliert in zwei Jahren 47 %
Der Zeitpunkt der Offerte ist wahrscheinlich auf die Bewertung von Anglo American zurückzuführen: Bevor die Märkte am Donnerstag öffneten, waren die Aktien seit April 2022 um 47 % gefallen. Schwache Rohstoffpreise und Wertberichtigungen hatten den Gewinn 2023 belastet.
Läuten die Offerte und die mögliche Bieterschlacht nun eine neue Ära der Megadeals ein? Vor mehr als einer Dekade hatte sich die Branche verkalkuliert. Damals waren in Erwartung anhaltend steigender Rohstoffpreise durch den Aufstieg Chinas mehrere große Deals über die Bühne gegangen – rückwirkend betrachtet jedoch zu einem schlechten Zeitpunkt. Die Rohstoffpreise sanken in den Folgejahren deutlich. BHP hatte 2011 Petrohawk Energy übernommen und anschließend Wertminderungen in Milliardenhöhe tätigen müssen.
Diese Phase wirkte lange nach: Bergbaumanager mieden Risiken und konzentrierten sich auf die Rendite der Anleger. Doch die angestrebte Dekarbonisierung und politische Maßnahmen wie der IRA in den USA scheinen allmählich ein Umdenken einzuläuten.
Im Mai vergangenen Jahres hatte BHP bereits das australische Kupfer- und Goldbergbauunternehmen Oz Minerals für 6,34 Milliarden USD erworben.