Zwar gab es im Jahr 2020 keinen Mangel an positiven Neuigkeiten rund um Tesla (NASDAQ:TSLA), aber die Meldung, wonach Apple (NASDAQ:AAPL) an einem eigenen Elektroauto bastelt, hinterlässt möglicherweise einen bitteren Beigeschmack zum Abschied aus diesem turbulenten Jahr.
Reuters berichtete, dass der iPhone-Bauer und wertvollste Unternehmen der Welt bis 2024 einen Personenwagen herstellen will, der eine bahnbrechende Akku-Technologie enthalten soll.
Nach Rückschlägen in den vergangenen sechs Jahren mache Apples Auto-Initiative, bekannt als "Project Titan", nun große Fortschritte und ziele darauf ab, ein Personenfahrzeug für den Massenmarkt zu bauen, berichtete der Nachrichtendienst am Dienstag unter Berufung auf informierte Quellen. Im Mittelpunkt von Apples Strategie steht dem Bericht zufolge ein neues Batterie-Design, das die Kosten für Akkus "radikal" senken und die Reichweite des Fahrzeugs erhöhen könnte.
Die Neuigkeit, dass Apple in den nächsten vier Jahren in den Elektroauto-Markt einsteigen könnte, kommt zu einer Zeit, in der viele Analysten die extrem hohe Bewertung des Marktführers für Elektrofahrzeuge (EV) mit Sorge beäugen. Die Tesla-Aktie ist in diesem Jahr um 665% gestiegen und hat damit eine Marktkapitalisierung von über 600 Mrd. USD erreicht, was mehr ist als die Bewertung der sieben größten Autohersteller zusammen.
Wenngleich es viele weitere Gründe geben könnte, warum Teslas fulminante Rallye im Jahr 2021 ins Stottern geraten könnte, ist Apples Autoplan wahrscheinlich keiner davon, zumindest auf kurze Sicht. Laut Analysten passt das Autogeschäft nicht in die Geschäftsstrategie des Unternehmens, die sich um die Herstellung margenstarker Produkte dreht.
Projekt Titan
Die 10 größten Automobilhersteller der Welt nach Marktkapitalisierung erzielen im Durchschnitt Bruttomargen von 15%, so die Daten von S&P Global Market Intelligence. Das ist deutlich weniger als die 38% Bruttomargen der Apple-Produkte - eine imposante Kennzahl für den finanziellen Erfolg des in Cupertino ansässigen Tech-Konzerns, der Apple zu einem ganz anderen Unternehmen macht als Tesla.
Citi-Analyst Jim Suva sagte in einer Notiz:
"Apple betreibt Forschung und Entwicklung in vielen Bereichen, und obwohl wir nicht überrascht sind, dass in den Medien erneut über Project Titan diskutiert wird, sind wir sehr skeptisch, dass Apple tatsächlich ein Auto produzieren wird, da die Rentabilität im Automobilsektor viel geringer ist."
Bei all diesen Zweifeln gibt es jedoch eine Reihe von Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass Apple etwas vorbereitet, das die bestehenden Akteure auf dem Markt für Elektrofahrzeuge aus dem Konzept bringen könnte.
Die wohl bedeutendste unter ihnen ist die Umstrukturierung von Apples Autoeinheit. Laut Bloomberg übernimmt Apples Chef für künstliche Intelligenz, John Giannandrea, die Einheit für autonomes Fahren, was darauf hindeutet, dass Apple Software und Systeme als Schlüsselkomponente betrachtet. Zuvor wurde der Bereich von Bob Mansfield, dem Vizepräsidenten für Hardwareentwicklung, geleitet.
Außerdem steigt Foxconn Technology Group, das iPhones zusammenbaut und zahlreiche, weniger signifikante Komponenten für diese herstellt, in den EV-Markt ein.
Foxconn kündigte seine Pläne im Januar an und stellte im Oktober seine eigene offene Fahrzeugplattform vor. Im April will das Unternehmen mit der Auslieferung eines EV-Entwicklungskits beginnen, das es jedem Entwickler ermöglicht, ein Auto auf der Basis eines einfachen Chassis und elektronischen Systems zu bauen.
In einer Notiz, die von CNBC veröffentlicht wurde, äußerten die Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS) die Möglichkeit, dass Apple eine Art Transport-Abo anbieten könnte, das nicht mit traditionellen Automobilunternehmen konkurrieren würde, die Autos verkaufen:
"Wir glauben nicht, dass Apple in die Autoindustrie einsteigen will, so wie sie heute von den Autoherstellern gestaltet wird."
Stattdessen, so die Analysten, könnte Apple darauf abzielen, mit seinen Design- und Softwarefähigkeiten ein besseres Autoerlebnis zu schaffen. Das Unternehmen könnte dies über seine aktuelle Struktur von Abonnement- und Dienstleistungsprodukten monetarisieren.
Fazit
Gerüchte über die EV-Ambitionen von Apple sorgen sicherlich für Begeisterung bei den Investoren des iPhone-Herstellers, da dies das nächste große Ding auf der Suche nach dem nächsten positiven Kurstreiber sein könnte. Allerdings halten wir diese Nachricht nicht für eine ernsthafte Bedrohung für die Rallye der Tesla-Aktie.
Was die starke Rallye von Tesla im nächsten Jahr eher zum Entgleisen bringen könnte, wäre das Versäumnis des Unternehmens, seine Produktion hochzufahren, mehr Autos zu verkaufen und seine Margen zu verbessern. Diese Faktoren sind wichtigere Messgrößen, um den massiven Anstieg des Aktienkurses von Tesla zu rechtfertigen.