Der Dollar steht in einem Spannungsfeld zwischen Geldpolitik und Geopolitik, das es schwierig macht, herauszufinden, wie man sich am besten durch den Morast widersprüchlicher Faktoren bewegt. Die Analyse der Hauptfaktoren sowie der “Druckpunkte“ von Angebot und Nachfrage in Verbindung mit den Signalen, die in den Charts zu erkennen sind, kann Anhaltspunkte für die Zukunft liefern.
Der Dollar blieb stark, auch nachdem die US-Notenbank eine 180-Grad-Trendwende vollzogen und ihren Leitzinssatz seit dem 31. Juli dreimal um einen viertel Prozentpunkt senkte, erstmals seit der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt. Der Dollar-Index stand am 31. Juli um 20:00 MEZ auf 98,06 - jetzt liegt er nur 0,15% darunter.
Warum ist der Dollar aber nicht zusammen mit den Anleiherenditen gefallen? Weil Investoren dank geopolitischer Spannungen wie dem Brexit und den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China weiterhin Geld in die USA stecken. Während letzteres Problem möglicherweise durch die Unterzeichnung einer Phase 1 einer Resolution etwas an Brisanz verlieren könnte, werden die heikleren Fragen auf die späteren Phasen verschoben. Dementsprechend dürfte die Konfrontation zwischen den USA und China auch danach weitergehen, was den Dollarkurs möglicherweise auch in Zukunft stützen wird. Auch der Brexit bleibt ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor.
Ein weiterer Konflikt, mit dem die Investoren umgehen müssen, ist die Frage, ob eine stärkere Konjunktur wünschenswert ist oder nicht. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA stieg von 52,6 im September auf 54,7 und übertraf damit die Markterwartungen. Auch der amtliche US-Beschäftigungsbericht vom Freitag fiel stärker als erwartet aus. Beide Berichte zeigten Stärke in der US-Wirtschaft und machten den Dollar zu einem begehrenswerteren Anlagewert. Auf der anderen Seite verringert dies den Druck auf die Fed, ihre Lockerungspolitik fortzusetzen. Welcher wird den stärkeren Einfluss auf den Dollar haben?
Dieses Dilemma spiegelt sich im Chart wider.
Am 18. Oktober fiel der Dollar-Index unter seine langfristige Aufwärtstrendlinie, die seit Februar 2018 bestand, und testet seinen Widerstand nun zum zweiten Mal. Als Spiegel der Symmetrie zwischen Angebot und Nachfrage liegt die Trendlinie zufällig auf dem gleichen Niveau wie der Kurs, als die erste Zinssenkung in einem Jahrzehnt vorgenommen wurde.
Die gegensätzlichen Kräfte auf die Antriebsfaktoren beim Dollar werden klar, wenn man bedenkt, dass der Kurs auf der sehr langfristigen Aufwärtstrendlinie genau auf demselben Preisniveau kämpft, seit der Weg zu niedrigeren Zinssätzen oberhalb des 200-Tagelinie begann. Auch der RSI suggeriert, dass der Dollar sein Erholungshochs bereits gesehen hat, indem dieser eine Verlangsamung seines Momentums beim Test der ehemaligen Unterstützung gesehen hat.
Dieser dreifache Widerstand: Die Aufwärtstrendlinie, die Höchststände vom 30. Oktober und das Kursniveau, als die Fed ihren Leitzins zum ersten Mal senkte, machen eine Wiederholung des Kursrückgangs von fast 2,5% zwischen dem Hoch vom 1. Oktober und dem Tief vom 18. Oktober wahrscheinlicher als ein Fortdauern des Anstiegs.
Aus technischer Sicht sind die jüngsten Erholungs-Rallyes zu Ende gegangen, nachdem der Index die Aufwärtstrendlinie nicht nachhaltig überspringen konnte.
Handelsstrategien
Konservative Händler würden abwarten, bis ein klarer Trend vorliegt - entweder mit einem neuen Hoch über dem Höchststand vom 1. Oktober oder einem neuen Tief unter dem Tief vom 1. November. Dann würden sie auf einen Rücksetzer warten, um die Integrität von Angebot oder Nachfrage festzustellen.
Moderate Händler könnten long gehen, wenn der Kurs sich über 98,00 konsolidiert oder short bei einer Konsolidierung unter 97,00.
Aggressive Händler könnten einen Short wagen, sofern sie einen Handelsplan aufgestellt haben, der zu ihrem Konto und ihrer Risikoneigung passt.
Handelsbeispiel – Short-Position
- Einstieg: 98,00
- Stop-Loss: 98,25
- Risiko: 25 pips
- Ziel: 97,25, über der Unterstützung des Oktobertiefs
- Gewinn: 75 pips
- Risiko-Gewinn-Verhältnis: 1:3
Hinweis: Das Handelsbeispiel ist nur eine Demonstration. Es ist ein grobes Beispiel dafür, auf welche Elemente Sie achten sollten, wenn Sie einen Trade eingehen. Der Artikel ersetzt keine Anlageberatung und garantiert keine Gewinne, sondern stellt nur ein Lehrbeispiel dar.