Gold und Silber haben eine unbeständige Woche durchlebt. Nach einem schwachen Start erholten sie sich und drehten auf Wochenbasis ins Plus. Sofern sich im weiteren Tagesverlauf nichts ändert, beenden die Edelmetalle die zweite Woche in Folge höher.
Die wichtigsten globalen Indizes, darunter der S&P 500 und der STOXX 600, haben sich ebenfalls von einem deutlichen Rückgang erholt und steuern auf die zweite Gewinnwoche zu, während dem Dollar der zweite Wochenverlust hintereinander droht.
Haben Sie einen Trend festgestellt? Nun, die Finanzmärkte reagieren sehr sensibel auf die US-Konjunkturgespräche, und die Edelmetalle konnten sich nicht mehr von anderen Vermögenswerten entkoppeln. Tatsächlich korrelieren Gold und Silber seit einiger Zeit positiv mit Aktien, und diese Relation scheint sich seit dem Corona-Tief der Märkte verstärkt zu haben.
Wie auch immer Ihre kurzfristige Sicht auf Gold und Silber sein mag, stellen Sie also sicher, dass sich diese Sichtweise mit der der korrelierenden Märkte, wie Aktien, deckt.
Die Stimmung wurde in den letzten Tagen von den Ereignissen im Weißen Haus beherrscht. Alles drehte sich um das Covid-Hilfspaket. Beim Handel selbst drehte sich alles um Risk-On oder Risk-Off - Wirtschaftsdaten oder um steigende Virenfälle wurden komplett ignoriert.
Es sieht so aus, als hätte die Trump-Regierung ihren Kurs geändert und tendiert nun wieder zu einem groß angelegten Konjunkturpaket. Am Dienstag schickte Trump die Märkte zunächst stark nach unten, nachdem er per Tweet angekündigt hatte, dass die Verhandlungen mit den Demokraten bis nach den Wahlen auf Eis gelegt werden sollten, um dann die Idee von Einzelmaßnahmen für bestimmte von der Pandemie betroffene Teile der Wirtschaft voranzutreiben. Nancy Pelosi war aber nicht gerade angetan von dieser Idee, und da Trump verzweifelt um die Unterstützung der Wähler ringt, dürfte er am Ende wohl doch eingesehen haben, dass ein umfassenderes Konjunkturpaket erforderlich ist.
Allerdings bestehen nach wie vor große Differenzen zwischen den beiden Parteien, und alles könnte noch auseinander fallen. Aus diesem Grund ist es unbedingt erforderlich, dass Händler sehr flexibel bleiben.
Vor diesem Hintergrund hat sich Silber jetzt einem Schlüsselniveau genähert. Konkret handelt es sich dabei um den Bereich um 24,50 Dollar. Übergeordnet befindet sich das Industriemetall aber nach wie vor innerhalb einer breit angelegten Konsolidierungsspanne und unterhalb des langfristigen Widerstands von 26 bis 28 Dollar. Die Erholungsbewegung, die wir seit Ende September gesehen haben, muss also mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden.
Die Bullen argumentieren, dass sich der Silberpreis trotz der großen roten Kerze am Dienstag noch immer recht stabil hält. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Preise nachhaltig zu steigen beginnen. In der Spitze kletterte Silber auf 24,50 Dollar. Gelingt den Bullen der Spurt über diese Hürde, könnte eine Stopp-Loss-Lawine losgetreten werden und die Rallye befeuern.
Was ich also als nächstes sehen möchte, ist:
- Kann Silber den Widerstand bei 24,50 Dollar knacken?
- Wenn ja, kann es sich dann über 24,50 Dollar halten?
Sollte Silber sich über der 24,50-Dollar-Marke halten, könnte dies den Weg zunächst in Richtung 25,00 Dollar freimachen, gefolgt von den nächsten potenziellen Widerständen um 25,50 und 26,00 Dollar. In diesem Bereich hatte Silber zuletzt stets Unterstützung gefunden. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Industriemetall rund um diesen Bereich Schwierigkeiten bekommt. Das 61,8%-Fibonacci-Retracement liegt bei 26,73 Dollar. Hierbei könnte es sich um ein weiteres, etwas längerfristiges bullisches Ziel handeln.
Umgekehrt könnte Silber, wenn es sich nach einer kurzen Konsolidierung nicht über 24,50 Dollar halten kann, einen Fehlausbruch signalisieren und somit zu einer scharfen Gegenbewegung führen.
Ein alternatives bärisches Szenario wäre, wenn Silber den Widerstand bei 24,50 Dollar nicht ausschaltet und stattdessen stark zurückgeht, um das Niveau bei 23,60 Dollar zu testen.
Sollte dieses Szenario eintreten, und Silber unter 23,60 Dollar fallen, würde dies darauf hindeuten, dass die Abwärtsbewegung im September mehr als nur auf Gewinnmitnahmen beruhte. Kursverluste auf rund 20,00 Dollar wären dann nicht ausgeschlossen.