Mehrere große Kupferhütten in China haben sich am Mittwoch in Peking auf koordinierte Produktionskürzungen geeinigt. Die in dieser Form in der Volksrepublik selten anzutreffende Maßnahme geht auf einen Mangel an Rohmaterial zurück.
Bestimmte Quoten oder Mengen für die Produktion wurden nicht festgelegt. Jede an der Vereinbarung beteiligte Hütte wird die Lage demnach selbst bewerten. Dies berichten in verschiedenen Medien zitierte Quellen, die nicht näher identifiziert wurden.
Chinas Kupferhütten: Treffen im Januar hatte keine Konsequenzen
Die chinesischen Spitzenproduzenten Jiangxi Copper, Tongling Nonferrous Metals, Jinchuan und China Copper äußerten sich zunächst nicht zu den Entwicklungen. Bereits im Januar hatte es ein solches Treffen gegeben. Damals hatten die Beteiligten Produktionskürzungen zwar vorgeschlagen, jedoch nicht umgesetzt.
Die Gebühren für die Verarbeitung von Kupferkonzentrat auf dem Spotmarkt waren zuletzt auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gefallen. Im vergangenen Jahr hatten chinesische Hütten ihre Kapazitäten in Erwartung einer steigenden Nachfrage deutlich hochgefahren. Mehr Bestellungen wurden insbesondere aus dem EV-Bereich sowie im Zusammenhang mit Wind und Solarenergie erwartet.
Doch nun wird Kupferkonzentrat knapp. Dazu tragen auch Betriebsschließungen bei, darunter jene der First Quantum Minerals (TSX:FM) Mine Cobre in Panama. Die Preise für die Kupferschmelze am Spotmarkt in China fielen am Freitag auf 11,20 USD pro Tonne. Dies entspricht einem Rückgang von 76 % in nur zwei Monaten.
Anders gesagt: Wer Kupferkonzentrat auf dem Markt ergattern kann, verarbeitet es zu niedrigsten Preisen weiter. Die dadurch entstehen Verluste wollten die Betreiber offenbar nicht länger hinnehmen.
China importiert weniger Konzentrat und produziert mehr Kupfer
Die Situation verdeutlicht auch ein Blick auf die chinesischen Zoll- und Produktionsdaten. Die chinesische Produktion von raffiniertem Kupfer stieg in den ersten beiden Monaten dieses Jahres um 9,2 % auf 1,75 Mio. t an. Dies ergab eine Umfrage des Forschungsinstituts Antaike bei 22 Produzenten, die über 80 % der Gesamtkapazität Chinas abdecken. Die Einfuhren von Kupferkonzentrat stiegen dagegen in den ersten beiden Monaten um lediglich 0,6 % auf 4,66 Mio. t.
Die nun vereinbarten Produktionskürzungen dürften in Kombination mit absichtlich verlängerten Betriebsschließungen aufgrund von Wartungen die Lage auf dem Kupfermarkt ändern. Dazu könnten auch weitere Maßnahmen wie etwa die Verwendung von mehr Kupferblister in der Produktion beitragen.
Brian Peng, Kupferanalyst beim Forschungs- und Beratungsunternehmen CRU jedenfalls, spricht von einem "Wendepunkt" bei den Schmelzpreisen. "Es ist jedoch zu beachten, dass in der zweiten Jahreshälfte neue Hüttenprojekte außerhalb Chinas im Umfang von etwa 1,7 Mio. t pro Jahr in Betrieb genommen werden, was den Druck auf das weltweite Konzentratangebot erhöhen wird", ergänzt Peng.
Kupferpreise steigen deutlich
Produktionskürzungen bei den Hütten bedeuten weniger fertiges Kupfer für den Weltmarkt. Darauf reagieren die Preise.
Der meistgehandelte Kupferkontrakt an der Shanghaier Terminbörse erreichte am Mittwoch nach Bekanntwerden der Kürzungspläne ein Zweijahreshoch von 70.460 Yuan (9.796 USD) pro t. Der Referenzpreis für Kupferkontrakte mit Fälligkeit in drei Monaten an der London Metal Exchange (LME) erreichte mit 8.799 USD je t den höchsten Stand seit August 2023. Kupfer zur Lieferung im Mai stieg an der Comex in New York – wo die Nachricht aus China vor Börseneröffnung bekannt wurde – auf 4,06 USD pro Pfund $8.932 USD pro t), was einem Anstieg von 3,3% gegenüber dem Schlusskurs vom Dienstag entspricht.
Allerdings ist die Kupfernachfrage in China – dem wichtigsten Verbraucherland weltweit – aufgrund der Krise im Bau und dem ausbleibenden Boom in anderen Sektoren schwach. Die steigenden Preise könnten die Nachfrage noch weiter dämpfen und dadurch den Trend zu weiter steigenden Lagerbeständen verstärken. Die Kupferbestände in den von der SHFE überwachten Lagerhäusern stiegen bis zum 8. März auf 239.245 t an – verglichen mit 30.905 t zu Beginn des Jahres.